Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gesichtslosen

Die Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amma Darko
Vom Netzwerk:
und einer rechtmäßigen Ehe aus dem Weg geht. Aber daß du ihm auch noch alle Dienste einer Ehefrau umsonst angedeihen läßt, das geht zu weit.»
    Der Verweis kam zu spät. Maa Tsuru erwartete bereits das zweite Kind von Kwei. Er beschloß, nicht noch einmal woanders nach Arbeit zu suchen. Was hatte der erste Versuch schon gebracht? Er entschied sich für einen flexibleren Umgang mit seinem Beruf. Er mußte nicht unbedingt als Steinmetz arbeiten. Er würde jetzt jeden Job annehmen, der sich ihm bot und genügend Geld einbrachte.
    Durch Maa Tsurus zweite Schwangerschaft verschlechterte sich ihre ohnehin schon gestörte Beziehung zu ihrer Tante weiter, und sie wurde immer abhängiger von Kwei. Es war nicht leicht für ihn, aber die Geburt seines zweiten Sohnes hatte sein Verantwortungsbewußtsein gestärkt. Für eine Weile schien also alles in Ordnung. Doch dann geschah das Unerwartete. Aber was heißt hier eigentlich unerwartet?
    Maa Tsuru verbrachte immer noch die Nächte bei Kwei. Beide trafen keine Vorkehrungen und vertrauten einfach darauf, daß nichts passieren würde. Doch Maa Tsuru wurde ein drittes Mal schwanger. Zu diesem Zeitpunkt war ihr jüngster Sohn noch im Krabbelalter.
    Über Nacht wurde Kwei ein anderer Mann. «Wie bitte?» schrie er Maa Tsuru an. «Wieso? Wieso hast du nicht aufgepaßt?»
    «So ein Blödsinn», gab Maa Tsurus Onkel zurück. «Warum hast du nicht aufgepaßt und dir einen Keuschheitsgürtel angelegt?»
    Kweis Antwort war prompt und gemein zugleich. Er verbot Maa Tsuru ab sofort, für ihn zu kochen, ließ sie nicht mehr auch nur in die Nähe seiner Türschwelle und erklärte: «Du bist schließlich nicht meine Frau!» Maa Tsuru sei ein Pechvogel mit einer Gebärmutter ohne Verstand und Orientierung. Maa Tsuru und mit ihr alle anderen waren sprachlos. Seit wann war ein fruchtbarer Schoß etwas Schlechtes? Und Kwei begann sich insgeheim zu fragen, ob möglicherweise doch etwas daran sei an dem Fluch.
    Maa Tsuru fand wieder gnädige Aufnahme bei ihrer Tante und hoffte im stillen, daß sich Kwei wieder mit ihr versöhnen würde. Doch schon bald forderten die Schwangerschaft und die beiden kleinen Jungen ihren Tribut. Sie beschloß, nicht länger tatenlos darauf zu warten, daß Kwei zur Besinnung kam. Sie besuchte ihn eines Tages unangemeldet, um Geld für den Lebensunterhalt einzufordern. Kwei selbst traf sie zwar nicht an, dafür aber eine Frau mit doppelt soviel Umfang wie sie und mit einem Busen von der Größe zweier Wassermelonen ausgestattet. Das hatte sie am allerwenigsten erwartet. Eine andere Frau bei Kwei, während sie sein drittes Kind unter ihrem Herzen trug?
    «Wer bist du?» fragte Maa Tsuru voller Wut und Eifersucht.
    «Ich bin Kweis neue Frau», erwiderte Melonenbusen.
    «Wer sagt das?» rief Maa Tsuru verzweifelt aus.
    Melonenbusen antwortete mit einem Schwall von Beleidigungen, die meisten von ihnen hier nicht zur Wiedergabe geeignet, und mit der Bemerkung: «Du bist so blöd! Weißt du nicht, daß er damals wegen deinem Fluch in schlechte Gesellschaft geraten ist?»
    Maa Tsuru ging schockiert nach Hause. Sie ahnte nicht, daß Melonenbusen keinesfalls fertig war mit ihr. Wie ein ungezogenes Kind, das zuerst einen Finger in das Auge eines Spielkameraden bohrt und dann zu seiner Mutter rennt, um sich über diesen zu beschweren, drehte Melonenbusen auf dem Absatz um und eilte zu Kwei, um sich über Maa Tsuru zu beklagen, die gedroht habe, die beiden mit Hilfe von Juju vom Erdboden verschwinden zu lassen. Kweis Mutter sang erneut und noch inbrünstiger das alte Lied «Hab-ich-es-dir-nicht-gleich-gesagt». Kwei fühlte sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt und beschloß, die Dinge jetzt selbst in die Hand zu nehmen. Zunächst schockte er Melonenbusen, indem er sie aus dem Zimmer warf.
    «Aber was soll das?» rief diese aus.
    «Raus!» rief Kwei.
    Melonenbusen verschwand so schnell wie ihr enormer Busen es zuließ und fragte sich, was sie falsch gemacht haben könnte.
    Kweis nächster Schritt veranlaßte seine Mutter, sofort zu einem Medizinmann zu rennen und um dessen Dienste zu bitten. Er lud Maa Tsuru zu sich ein. «Um alles zu besprechen», erklärte er.
    Sein dritter Schritt sollte seine Mutter so breit lächeln lassen, als wäre ihr die Elastizität ihrer Lippen völlig abhanden gekommen. Sie sollte sogar einen Boten zum Medizinmann schicken, der ihr fettes Huhn und die Flasche Gin wieder zurückforderte und zwar auf der Stelle. Der Bote kam von Kopf bis Fuß

Weitere Kostenlose Bücher