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Die Gesichtslosen

Die Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amma Darko
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durchnäßt von einer grünlichen Flüssigkeit zurück, mit der ihn der Medizinmann überschüttet hatte, verbunden mit der Forderung an Kweis Mutter, mit einem weiteren Huhn und einer weiteren Flasche Gin wiederzukommen, um die Götter zu besänftigen, die sie soeben beleidigt hatte mit ihrer absurden Forderung. Wann war es jemals vorgekommen, daß ein Huhn die Wohnung eines Medizinmanns wieder verlassen hatte? Aber selbst das brachte Kweis Mutter nicht aus der Fassung, und sie lächelte weiter.
    Maa Tsuru war Kweis Einladung voller Hoffnung gefolgt. Sie stand in seinem Zimmer und fragte sich im stillen, was hier eigentlich gespielt wurde, und dann hörte sie schon, wie ein Schlüssel im Schloß herumgedreht wurde. Kwei hatte sie eingeschlossen und begab sich auf den Weg zu seiner Lieblingsbar. «Agboo Ayee».
    «Zwei!» rief er der Akpeteshie-Verkäuferin zu.
    Kwei stürzte beide Gläser schnell nacheinander hinunter.
    «Noch zwei!»
    Jetzt fühlte er sich gut. Er nahm noch vier weitere zu sich und spürte, wie seine Überlegungen Gestalt annahmen.
    «Wie wär’s mit etwas Hackfleisch, ganz umsonst?» fragte er die Barfrau und grinste seltsam.
    Die Frau kassierte, verabschiedete ihren Gast und schüttelte den Kopf. Kwei schwankte zurück zu seinem Haus, stinkend wie eine Flasche Wodka auf zwei Beinen. Er betrat das Zimmer, in dem Maa Tsuru sich aufhielt, mit ausdruckslosem Gesicht. Kein Lächeln. Kein Stirnrunzeln.
    Maa Tsuru wollte gerade fragen, was eigentlich los sei, als Kwei auch schon über sie herfiel. Er ging auf sie los, wie eine Katze auf eine ahnungslose Maus, und schlug wie verrückt auf Maa Tsuru ein. Er traf sie mit den Fäusten, und keine Stelle ihres schwangeren Leibes blieb verschont. Sie verlor das Bewußtsein und blutete stark. Kwei grinste. Er zog sie an einem Arm hoch, packte sie am Schlafittchen und schubste sie aus dem Haus. Dann ging er zurück in die Agboo-Ayee-Bar und erzählte dort allen, daß sie ihn ab sofort Dr. Kwei nennen dürften, da er gerade ganz allein und sehr kostengünstig eine ungewollte Schwangerschaft beendet habe.
    Maa Tsurus Tante wollte nichts mehr mit Kwei zu tun haben, ihn nicht einmal für seine Tat zur Rechenschaft ziehen.
    Ihr Mann jedoch wollte zeigen, wer der Herr im Hause war, und verkündete, Kwei eine bittere Lektion erteilen zu wollen. «Ich gehe jetzt auf den Kriegspfad», erklärte er und eilte davon in Richtung Agboo Ayee.
    Er trank dort ein paar Schluck zuviel, ging zurück nach Hause und stammelte, er müsse die blauen Shorts gegen rote wechseln. «Meine Augen sind schließlich auch rot!» An der Türschwelle stolperte er, übergab sich, fiel der Länge nach auf den Boden in sein Erbrochenes und schlief erst einmal tief und fest für die nächsten fünf Stunden.
    Maa Tsuru bedachte Kwei mit wohl jeder nur denkbaren Beleidigung, vernünftigerweise allerdings aus der sicheren Entfernung ihres eigenen Heims.
    Doch das Schicksal hielt noch eine weitere Überraschung bereit.
    Es vergingen Wochen und Monate, und Kwei mußte zu seinem Entsetzen beobachten, daß Maa Tsurus Schwangerschaft immer deutlicher erkennbar wurde.
    Das erschütterte Kwei wie kaum etwas je zuvor. Wie nur hatte das Baby seine Schläge überlebt? Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Das war bestimmt der Fluch, der auf ihr lastete. Was für ein Kind würde dabei herauskommen?
    Er wartete nicht, um das herauszufinden. Eines Abends verabschiedete er sich von seiner Mutter mit einem freundlichen Gute-Nacht, und am nächsten Morgen war er verschwunden.
    Er blieb nur ein Jahr fort. Maa Tsuru sei ihm immer wieder in seinen Träumen erschienen, behauptete er, und habe ihn angefleht, nach Hause zu kommen. Diesmal kam er ohne Narben. Im Gegenteil: Es mehrten sich die Anzeichen dafür, daß er einer anständigen Arbeit nachgegangen war. Er war gut gekleidet und roch nicht nach Alkohol. Er brachte Maa Tsuru ein schönes Geschenk, eine Batikarbeit mit. Die Tante sah sich in ihrem Mißtrauen bestätigt, als sie bemerkte, welche Wirkung diese Geschenke auf ihre Nichte hatten. Und eines Tages brachte Kwei dann auch «sich selbst», wie es so schön heißt. Er bat Maa Tsuru um Verzeihung und ersuchte die Tante um Hilfe. Er wollte Maa Tsuru für immer zurückgewinnen.
    «Ist das dein Ernst?» fragte die Tante hinterlistig.
    «Ja», antwortete Kwei.
    «Okay. Dann warte. Warte hier auf mich. Ich komme gleich wieder.» Mit diesen Worten verschwand sie in der Küche.
    Kurz darauf tauchte sie wieder auf mit

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