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Die Gesichtslosen

Die Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amma Darko
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Bett und deren ältere Brüder auf Matten in der Nähe der Tür. Jetzt teilte Maa Tsuru den Raum mit den neuen Vorhängen in ein «Schlafzimmer» und ein «Wohnzimmer» und verbannte Fofo und Baby T aus dem neuen «Schlafzimmer» zu ihren Brüdern.
    In der ersten Nacht mit ihrem neuen Vater machten die Jungen kein Auge zu. Das Licht in ihrem Zimmer war zwar ausgeschaltet, aber von draußen drang Licht durch die Fensterläden, und der neue Vorhang war sehr durchsichtig. Wegen ihrer Arbeit am Fischmarkt waren sie Frühaufsteher. Deshalb fiel auch am nächsten Morgen zunächst niemandem etwas auf. Bis sie merkten, daß die beiden Taschen fehlten, in denen die Kleider der Jungen aufbewahrt wurden. Maa Tsuru hätte sich jetzt auf die Suche nach ihren Söhnen machen können. Doch sie tat es nicht. Sie hatte wohl bemerkt, wie die beiden sich in der Nacht auf ihren Matten hin- und hergewälzt hatten. Wie lange hätte es so weiter gehen sollen? Es war besser, sie gehen zu lassen. Sie waren keine Kinder mehr. Durch das Leben auf der Straße waren sie schnell erwachsen geworden. Es war Zeit, daß sie auf eigenen Füßen standen.
    Daß diese Entscheidung ihren Preis haben würde, bedachte Maa Tsuru in diesem Moment nicht. Mit den Jungen verschwand nämlich auch deren täglicher Beitrag zum Lebensunterhalt. Es wurde knapp in Maa Tsurus Kasse. Kpakpo verstand aber ihre diesbezüglichen Andeutungen nicht oder wollte sie nicht verstehen. Sie fand bald keinen Schlaf mehr. Und wurde mißtrauisch. Sie begann, sich umzuhören. Und ihre schlimmsten Befürchtungen sollten sich bestätigen. Kpakpo war gar nicht in einer Fabrik in Tema angestellt. Er war bereits so lange arbeitslos, daß sich schon gar keiner mehr daran erinnern konnte, wann er überhaupt jemals einer Beschäftigung nachgegangen war. Er hatte sich mit zweifelhaften Methoden über Wasser gehalten. Accra war überschwemmt von verzweifelten alleinstehenden Männern und Frauen auf der Suche nach einer preisgünstigen Unterkunft. Also gab es auch genug Leute, die man hereinlegen konnte. Kpakpo forderte Mietvorauszahlungen von Interessenten, denen er versprach, sein Zimmer in seinem Familienhaus in Central Accra zu vermieten. Sobald er das Bargeld sicher in seinen Händen hielt, kam er sofort mit seinem «Mietvertrag». Es war immer der gleiche per Handschlag geschlossene Vertrag. Keiner, der in seine Falle geraten war, schaffte es, das Geld von Kpakpo zurückzubekommen. Manche gaben sofort auf und zogen nie bei ihm ein. Manche zogen ein, blieben nur kurz und zogen wieder aus. Ein Mann, von dem Kpakpo die Miete für zwei Jahre im voraus kassiert hatte, hatte beschlossen, standhaft zu bleiben. Auch er blieb jedoch nur ein Jahr, welches das schlimmste seines ganzen Lebens werden sollte. Kpakpo machte dieses Zimmer buchstäblich zur Hölle.
    Jede Nacht kam er spät aus der Stadt zurück und stank nach der übelsten Sorte von Akpeteshie. Dann spukte er die ganze Nacht in dem kleinen, stickigen Raum herum und behauptete, er habe geträumt, er sei eine schwangere Frau, der schlecht wurde. Der Mieter fand nie seinen Schlaf. Er blieb immer wachsam, falls sich Kpakpo wieder räuspern sollte, bereit, den stinkigen Inhalt seines Rachens zu entleeren. Denn wenn er nicht aufpaßte, landete das Produkt des bizarren Traums auf seinem Bett oder, wie es einmal passierte, und Gott sei Dank nur dieses eine Mal, auf seiner Stirn. Nach einem Jahr warf der Mieter das Handtuch und bat den lieben Gott um ausgleichende Gerechtigkeit. Der war zum Zeitpunkt des Gebets offensichtlich sehr aufmerksam und zeigte geradezu vorauseilenden Gehorsam. Kpakpos nächster Mieter war nämlich, wie sich zu spät herausstellte, ein Gerichtsvollzieher, der sowohl einen Bruder bei der Polizei als auch einen in der Armee hatte. Das eröffnete er Kpakpo nach Übergabe des Vorschusses. Um seine Warnung zu untermauern, brachte er beide Brüder in Uniform gleich mit. Sie setzten Kpakpo eine Frist, bis wann er aus dem Zimmer zu verschwinden hatte. Kpakpo begriff rechtzeitig, daß er es nicht darauf ankommen lassen durfte. Das war das Ende.
    Von einem Moment zum anderen war Kpakpo zu einem vagabundierenden Vermieter ohne Unterkunft geworden. Maa Tsuru bot bequeme und schnell verfügbare Rettung.
    Alle, die geglaubt hatten, Maa Tsuru würde Kpakpo hinauswerfen, nachdem die Wahrheit über ihn herausgekommen war, wurden enttäuscht. Im Gegenteil, sie erwartete das erste Kind von ihm. Kpakpo hatte noch immer keinen Job. Maa Tsuru

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