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Die Gespenster von Berlin

Die Gespenster von Berlin

Titel: Die Gespenster von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Khan
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Abenteuern weitergeht, soll noch kurz das siebte Buch Mosis erklärt sein. Das »sechste und siebte Buch Mosis« (6. u. 7. B. M.) ist das berühmteste Zauberbuch überhaupt. Das Alte Testament erzählt von den fünf Büchern Mose (auch »Mosis«), das sechste und siebte Buch Mosis aber gilt als das große, »unterdrückte« Buch, das den bösen Zauber kennt. Es heißt, der Teufel selbst habe es verfasst, und seit drei Jahrhunderten bringen es Verlage in immer neuer Ausstattung auf den Markt. Meist handelt es sich um eine Mischung aus Hausväterliteratur, Wetterhexensprüchen und Verwünschungsformeln. Das Zauberbuch, so die Legende, aber soll mit Blut geschrieben und von Dämonen diktiert worden sein, von Aziel, von Ariel, von Marbuel, von Mephistophilus, von Barbuel, von Aziabel, von Amiquel.
    Moses hat damit die Zauberer Ägyptens besiegt und das Wasser geteilt. Das Buch nennt den Zauber der sieben Plagen, den Zauber des Stabes in eine Schlange und es weiß die Sonne stillstehen zu lassen; was schreckliche Folgen hat, aber ewige Jugend schenkt. Schon der Dichter Johann Wolfgang von Goethe war fasziniert von dem 6. u. 7. B. M. und erwarb ein Exemplar für die Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Er rechtfertigte 1817 den nicht gerade preiswerten antiquarischen Ankauf gegenüber Christian G. Voigt, dem Verwalter der Weimarer Bibliotheken, in einem Brief wie folgt:
    »Ehrwürdige Exzellenz werden gewiß lächeln, wo nicht gar mich tadeln, dass ich 52 Thaler Sächs für eine magische Handschrift gezahlt, unserer Bibliothek einzuverleiben. Ich feilsche schon vier Wochen darum, konnte es aber doch am Ende nicht aus Händen lassen. Eine auf dem Lande Oppburg bey Neustadt wohnende Alchymistenfamilie hält es im Geheim seit mehreren Jahren für den größten Schatz und bringt es nur an Tag, weil der Glaube sich mindert und die Noth sich mehrt. Ich halte es nicht für so alt als es sich angibt, doch ist es immer noch seltsam genug, um Bibliotheksbesucher in Verwunderung zu versetzen ...« (Goethes Briefe, Nr. 7743. In: Goethes Werke, Weimar 1903, Bd. 28)
    Die von Goethe akquirierte Handschrift namens »Bibliae Magicae« besteht aus Papptafeln, die vorder- und rückseitig mehrfarbig in deutscher, hebräischer, arabischer und syrischer Sprache beschrieben sind, und mutmaßlich im 18. Jahrhundert gefertigt wurden. Von älteren Exemplaren war immer wieder die Rede, verbürgt aber ist ihre Existenz nicht. Erstaunlich an dem Bericht von Frau Erika – den wir noch hören werden – ist, dass das Exemplar, das sie gesehen hat, viel größer gewesen sein soll als eine Bibel. Das von Goethe aufgespürte Exemplar ist ebenfalls recht stattlich, laut Katalogauskunft der Anna Amalia Bibliothek hat es ein Format von 30,5 mal 44,5 cm. Die meisten Reprints aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind kleiner. Hat sie tatsächlich das legendäre Zauberbuch zu Gesicht bekommen?
Frau Erika und der Teufel im Haus
    Vor etwa zehn Jahren hatte Frau Erika es mit der Bandscheibe. Sie war bei einer Physiotherapeutin, die konnte Hände auflegen und half wunderbar. Da träumte sie weiß und rief ihre ältere Schwester auf Rügen an, um mal zu hören. Die war aber irgendwie abwesend, total komisch, es ging ihr überhaupt nicht gut. Da sagte Erika, komm doch mal runter, ich hab hier jemanden.
    Die Schwester versprach auch gleich, mit dem Zug zu kommen. Also machte Frau Erika vorher noch die Stube sauber, auch die Fensterbretter mit den Blumen wischte sie ab. Aber kaum dass die Schwester ins Haus trat, lagen überall schwere Klumpen auf dem Boden, sogar auf den Fensterbrettern. O weh, da hatte die Schwester die schwere Muttererde aus dem Garten in Rügen mitgebracht. Das war ein schlechtes Zeichen, da war der Teufel mitgekommen. Bald kam die Physiotherapeutin, konnte aber nicht helfen, sie überwies an eine Frau, die Besprechungen und Rückführungen machte. Die Schwester übernachtete im Haus, an diesem Abend war alles ganz unruhig, ein Wind die ganze Zeit, als fegte ein kalter Hauch durch die Zimmer. Alle schliefen schlecht. Am nächsten Morgen saß die Schwester im Bademantel in der Küche und trank Kaffee. Erika ging ins Schlafzimmer, ihr Mann war schon früh zur Arbeit los. Da lag auf einmal die schwarze Krawatte vom Mann auf dem Bett. Die schwarze Krawatte, die er nur zu Beerdigungen trägt. Der Schrank war zu. Frau Erika erschrak sich fast zu Tode, lief zur Schwester in die Küche und schrie sie an: »Nimm den Teufel bloß mit, wenn du wieder fortgehst!« Da

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