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Die gestohlene Zeit

Die gestohlene Zeit

Titel: Die gestohlene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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fauchen. »Ich bestimme, wohin wir laufen!«
    Frank schüttelte den Kopf: »Unglaublich, zu welchen Tricks die Kids inzwischen greifen, nur um in einen Club reinzukommen«, sagte er.
    Udo schnaubte. Zwar hatten die Polizisten ihre Ausweisrazzia beendet und waren abgezogen, aber an Stevie, dem bulligen Türsteher, den Udo von diversen Geldgeschäften gut kannte, wären die beiden sowieso gescheitert. »Was haben die überhaupt in so einem exklusiven Schuppen wie dem
Ambrosia
zu suchen? Die können sich dort drin von ihrem Taschengeld ja nicht mal eine Bionade leisten!«, sagte er geringschätzig.
    »Apropos Geld«, hakte Frank sofort ein, und in seine Augen trat ein gieriges Glitzern. »Wie sieht es jetzt mit deinem Angebot aus, meine monatliche Courtage zu erhöhen?«
    »Mann, Frank, du nervst«, gab Udo unwirsch zur Antwort. Er zog den Autoschlüssel aus der Tasche und schlug den Weg zum Parkplatz ein. »He, versuch ja nicht, dich zu drücken …«, rief Frank und wieselte ihm eilig nach.
    ***
     
    Wäre an dieser Stelle der Straße eine Laterne gestanden, hätten Udo und Frank ihren Irrtum bemerkt. Denn die beiden Gestalten, die ihnen knapp bis über die Hüfte reichten, waren keine Kinder. Die Gesichter, durchzogen mit unzähligen tiefen Falten, gehörten zwei Wesen, die fast so alt waren wie die Menschheit selbst. Und die Kräfte besaßen, die weder Udo noch Frank erahnten. Zwar waren sie beide vor fast drei Jahrzehnten schon einmal einem dieser gedrungenen Geschöpfe begegnet, doch jetzt herrschte nicht genügend Licht, um in ihnen den Gnom von damals wiederzuerkennen. Und hätte das eine Wesen, Herrscher über das Volk der Zwerge, gewusst, dass es sich bei dem korpulenten Mann Mitte vierzig um den Dieb handelte, der ihm vor beinahe dreißig Jahren seinen Ring genommen hatte, wäre dieser Abend Udos letzter gewesen.
    So aber war Laurin damit beschäftigt, den Radius um den Eingang des Clubs abzusuchen. Vor der Tür begannen die Fühler des Skarabäus auf seiner runzeligen Handfläche heftig zu zittern.
    »Dort drin ist Similde«, kreischte der König triumphierend, während sein Begleiter unterwürfig nickte. Er zog einen schwarzen Kiesel aus seinem steinernen Reich aus der Tasche und hielt ihn an einen der Torflügel. Sofort flog sie auf, und die beiden Gnome sahen sich einem bulligen Menschling gegenüber, der zwei schwarze Kreise vor seinen Augen trug und sie scharf musterte. Dann grinste er breit.
    »Ich weiß zwar nicht, was heute mit unseren Türen los ist, aber hier seid ihr richtig«, grinste er die verblüfften Zwerge an, ehe er beiseitetrat und eine einladende Handbewegung machte: »Willkommen zur ›Freak’s Night‹!«
     
    Eine halbe Stunde später standen Laurin und sein Getreuer in einem spärlich beleuchteten Gang. Dort, etwas abseits von dieser verrückten Höhle, durch die farbige Blitze zuckten und ein ohrenbetäubender Lärm schallte, zu dem eine Menge Menschlinge herumsprangen und ihre Körper verbogen, hatte sich Simildes Spur verloren. Mochte Laurin seine Hand, auf der sein Späher saß, auch hierhin und dorthin richten, er gab ihm kein Zeichen mehr. Der Zwergenherrscher hatte seine entflohene Braut aus den Augen verloren.
    »Es kann nicht sein«, kreischte er wutentbrannt, während sein Untertan Thoralf, der ihn vorhin draußen von seinen Schultern hatte fallen lassen, sich unauffällig wegduckte, weil er Laurins Wut nicht erneut zu spüren bekommen wollte. Der Zwergenherrscher schäumte. »Ich werde nicht aufgeben. Nicht, nachdem ich bereits so weit gekommen bin«, schwor er. Tatsächlich war der Weg, den er bisher zurückgelegt hatte, um seine abtrünnige Zukünftige aufzuspüren und in den Berg zurückzuholen, beschwerlich und voller Gefahren gewesen. Immer wieder drohten sie Simildes Spur zu verlieren. Zwar gelangten sie noch relativ unbehelligt zum Fuß des Berges, doch dort standen unvermittelt mehrere silber- und schwarzglänzende Kutschen, ohne dass jedoch auch nur ein einziges Pferd davorgespannt gewesen wäre. Sowohl Laurin als auch sein Untertan hatten so ein Ding nie zuvor gesehen. Auf den Bergbauernhöfen, die die Zwerge ab und an zu Beutezügen von Vieh aufsuchten, standen zwar auch große Gefährte, aber diese hier sahen weitaus edler aus. Wider Willen beeindruckt vom Erfindergeist der Menschen, war der König um eins herumgeschlichen und hatte schließlich eine der Türen mit Hilfe eines der magischen Bergkiesel geöffnet.
    »Los, hinein mit dir, und sieh dich genau

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