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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nach dort, während er zuerst nach Süden schaute, dann nach Norden und nach Osten. »Nichts zu sehen, außer im Westen. Nun, das genügt mir. Ich werde wieder nach unten klettern. Lass mich passieren.«
    Jonas erstarrte. Er war sich ziemlich sicher, dass »Lass mich passieren« nichts anderes hieß als »Geh mir aus dem Weg«. Aber Katherine war gerade erst losgeklettert. Sie hatte noch nicht einmal seinen Umhang losgelassen, als Prickett schon »Lass mich« sagte. Wenn dieser jetzt hinabstieg, würde er direkt mit ihr zusammenprallen.
    Und sie womöglich sogar aus den Wanten stoßen.
    »Äh, Sir!«, sagte Jonas und richtete sich auf. Dann zeigte er in die entgegengesetzte Richtung.
    »Sehen Sie nur, dort drüben! Haben Sie   – äh, ich meine, sehen Sie   – die, äh   …«
    Ganz zu Anfang dieses ganzen Zeitreisedurcheinanders, noch ehe Jonas irgendeine Ahnung davon hatte, was vor sich ging, hatte er einen FB I-Agenten mit der alten »Sehen-Sie-mal-da-drüben-was-ist-denn-das«-Masche hereingelegt. Er hatte einen vermeintlichen Flugzeugabsturz und einen Feuerball erfunden   – also jede Menge Fantasie bewiesen. Aber was, um alles auf der Welt, sollte er hier zu sehen vortäuschen, wo es nichts gab als grauen Himmel, graues Meer und grauen Nebel? Land vielleicht? Sie waren sich bereits einig, dass nur im Westen Land zu sehen war. Also irgendein Tier? Gab es hier draußen vielleicht Wale? Oder Eisbären? Und hätte man sie 1611 überhaupt »Eisbären« genannt?
    Jonas entschied sich für ein klägliches: »Ist das ein Fisch?«
    »Ein Fisch?«, wiederholte Prickett. »Ein einzelner Fisch? Willst du mir weismachen, dass du aus dieser Höhe einen einzelnen Fisch im Wasser erkennen kannst?«
    »Ich meine Fische. Ein ganzer Schwarm«, verbesserte sich Jonas hastig. Er überlegte blitzschnell. »Sollten wir nicht auf Fischfang gehen? Um mehr Vorräte zu beschaffen?«
    Wütend und misstrauisch sah Prickett ihn an. Dann packte er Jonas an den Schultern und schob ihn beiseite.
    »Mach Platz! Ich werde deine Unverschämtheit demMaster melden!«, drohte er. »Einen Vorgesetzten zu verspotten. Schande über dich!«
    »Aber nein! Ich habe Sie nicht verspottet!«, beteuerte Jonas und sprang zurück, um Prickett abermals den Weg zu versperren. »Ich   … ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitgeteilt! Wie es meine Pflicht war als Ausguck!«
    Pricketts Blick wurde noch schärfer. Dann schlug er Jonas vor die Brust und schob ihn beiseite.
    »Ich werde das
alles
dem Master melden«, sagte er und begann über die Wanten abzuentern.
    Wo war Katherine?
    Prickett versperrte mit seinem Körper die Sicht auf sie. Jonas wusste, dass seine Schwester noch nicht weit gekommen sein konnte. Kletterte sie wirklich so schnell wie möglich? Konnte sie das Deck erreichen, ehe Prickett mit ihr zusammenstieß?
    Prickett packte eine Webleine, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als in der Takelage herumzuklettern. Was wahrscheinlich zutraf. Er machte sogar hin und wieder eine Pause, um nach unten zu schauen   – und schien dennoch einen schier unschlagbaren Geschwindigkeitsrekord aufzustellen.
    Dann drehte er sich einen Moment zur Seite, vielleicht um einen letzten Blick auf das Land zu werfen. Direkt unter ihm sah Jonas etwas leuchten   – Katherine. Ihre Hände befanden sich nur eine Sprosse unter Pricketts Füßen. Sie sah nach oben und dann hastig nach unten. Jonas konnte förmlich sehen, wie sie überlegte:Das ist zu hoch, um runterzuspringen. Ich würde mir das Bein brechen.
    Als Prickett auf die nächste Sprosse trat, schwang Katherine aus dem Weg und hielt sich mit einer Hand seitlich fest. Die Füße baumelten in der Luft.
    Spürt Prickett denn nicht, dass rechts Zug auf den Leinen ist?, fragte sich Jonas.
    Er schien es zu spüren, denn er hielt kurz inne und wandte den Kopf genau in Katherines Richtung. Er griff sogar nach der Webleine neben sich, sodass Katherine nur mit knapper Not die Hände fortziehen konnte.
    Autsch!, dachte Jonas. Das hat bestimmt mächtig gebrannt!
    Prickett schien auf etwas zu warten.
    Katherine verzog das Gesicht zu einer Grimasse und Jonas begann sich langsam zu wundern, wie viel Kraft sie im Oberkörper hatte.
    Hat sie im Sportunterricht schon mit Gewichten trainiert?, fragte er sich. Es hilft zwar nicht wirklich, aber   …
    Plötzlich wurde ihm klar, dass Katherine das Gesicht nicht vor Schmerzen verzog. Sie war wütend auf Prickett. Und dann streckte sie ihm in einer blitzschnellen

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