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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nur dann zu, wenn Ihr wollt, dass man Euch ein Messer hineinrammt. Fürchtet ihn mehr als alles andere.
     
    Jonas sah wieder aufs Deck. Henry Hudson stand immer noch da und blickte nach Nordwesten. Von Abacuk Prickett war nichts mehr zu sehen.
    Die Taue rund um das Krähennest strafften sich, als würden sie plötzlich belastet. Verwundert beugte sich Jonas vor und suchte die Takelage ab.
    Und da war Prickett, auf halbem Weg in den Wanten.
    Der »windigste« Halunke des ganzen Schiffes war nicht verschwunden. Er kletterte direkt auf sie zu.

Vierzehn
    »Jonas!«, flüsterte Katherine, die in die gleiche Richtung sah. »Für uns drei ist im Krähennest nicht genug Platz!«
    »Kannst du nicht runterklettern, bevor er hier ankommt?«, fragte Jonas. »Ohne mit ihm zusammenzu-«
    Er brach ab, denn die Frage erübrigte sich. Die Wanten, die zum Krähennest hinaufführten, waren im Grunde genommen nicht mehr als eine schmale Strickleiter.
    Jonas sah wieder nach unten. Prickett kam immer näher.
    »Klettere auf meinen Rücken«, befahl er seiner Schwester. »Beeil dich.«
    Katherine verzog das Gesicht, doch dann schob sie hastig die Papiere zurück unter das Segeltuch, um die Hände frei zu haben. Sie legte Jonas die Arme um den Hals und wollte die Knie anheben.
    »Meinst du huckepack?«, fragte sie. »Oder soll ich auf deine Schultern klettern? Damit ich ganz aus dem Weg bin?«
    Jonas stellte sich vor, wie er mit Katherine auf den Schultern hoch oben im Krähennest stand und das Schiff unter ihnen schwankte. Wenn es auf eine besonders heftige Welle traf oder einer von ihnen auch nur für einen Moment das Gleichgewicht verlor, würde Katherine dann nicht vollends hintenüberkippen, aus dem Krähennest fallen und Jonas mit sich ziehen?
    »Nur auf den Rücken«, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Katherine tat, was er sagte. Jonas schlang die Arme um ihre Knie und kreuzte die Hände vor dem Bauch. Er hoffte, dass es nicht zu unnatürlich aussah. Dann trat er zurück und versuchte, im Krähennest so wenig Platz einzunehmen wie nur möglich.
    »Bleib so«, flüsterte Katherine.
    Jonas begriff, dass sie in prekärer Haltung auf dem Geländer hockte. Das funktionierte, aber nur, solange sie sich an ihm festhalten konnte.
    Auf der anderen Seite des Krähennests tauchte Pricketts verwittertes Gesicht auf.
    »Tritt beiseite, Junge«, sagte er gereizt. »Mach Platz für deinen Vorgesetzten.«
    Jonas trat zurück, sodass Katherine noch ein Stück weiter über den Rand des Krähennests geschoben wurde. Sie klammerte sich fester an Jonas’ Hals und keuchte leise.
    »Was war das? Hast du etwas gesagt?«, fragte Prickett, während er in den Ausguck kletterte. Anders alsKatherine und Jonas, die mehr oder weniger auf dem Bauch gelandet waren und sich dann umgedreht hatten, bewegte sich Prickett sicher und mühelos. Er stieg mit einer Leichtigkeit in den Mastkorb, als sei er lediglich in ein Zimmer getreten.
    »N-nein, Sir«, stotterte Jonas. »Wollen Sie das Land und die Passage sehen?«
    Er stützte sich und Katherine am Geländer ab und hob den Arm, um Prickett die Richtung zu weisen. Dabei verzog sich sein Umhang auf seltsame Weise, weil er an Katherines Armen hängen blieb. Hastig zog Jonas ihn wieder zurecht.
    Prickett hat es nicht bemerkt, tröstete er sich. Er hat sicher schon zum Land hinübergesehen.
    »Es gibt die Passage also wirklich«, murmelte Prickett. »So, wie es dein Vater immer geglaubt hat.«
    Prickett spreizte die Hände weit auseinander, packte das Geländer und machte sich im Krähennest breit. Auch ohne Katherine, die auf seinem Rücken über dem Rand balancierte, hätte Jonas sich in dem winzigen Ausguck beengt gefühlt.
    »Und im Norden, Süden und Osten ist kein Land zu sehen?«, fragte Prickett und wandte sich schnell um.
    Katherine hockte in südlicher Richtung auf dem Geländer. Ungeduldig schob sich Prickett in diese Richtung an Jonas vorbei.
    »Geh beiseite, Junge«, befahl er.
    Seine Hand war nur wenige Zentimeter von Katherines Knie entfernt.
    Jonas packte ihre Beine mit beiden Händen und schob sie nach rechts in die Wanten. Dann ließ er eine Hand los und deutete hinter seinem Rücken nach unten.
    Das ist nicht der richtige Augenblick, um sich dumm zu stellen, Katherine, dachte er. Oder für Angst oder Langsamkeit. Mach, dass du hier rauskommst! Klettere runter!
    Er spürte, wie Katherine seine Schultern losließ.
    »Ah ja, genau wie ich es mir gedacht habe«, sagte Prickett und trat von hier

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