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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Imam, der mehr als eine Ehefrau gleichzeitig verbietet. Lass mich nachdenken.” Alimah stützte den Kopf auf die Hand. Nach einer Weile fuhr sie hoch. “Papst, er heißt Papst.” Sie strahlte. “Ein Dummkopf. Warum soll ein Mann nur eine Frau haben, wenn er zwei oder mehr ernähren kann?”
    Alimah wischte die Sch üssel mit dem Brotrest aus und beugte sich vor. “Willst du seine Frauen sehen?”
     
    Anna konnte es nicht fassen. Sie schritt mit einer ungläubigen Köchin durch die Gänge, den Welpen auf dem Arm, um die angeblichen Frauen des Kaisers zu begutachten. Sicher war das nur ein Nachtmahr, und sie wachte gleich auf. Diese Tür kannte sie, dahinter lagen die Gemächer des Kaisers. Warum standen keine Wachen vor der Tür? Anna zögerte, doch Alimah zog sie weiter bis zu den beiden Wächtern, die Anna vor einigen Tagen den Zugang verwehrt hatten. Bei Alimahs Anblick verbeugten sich beide, so tief es ihre feisten Leiber zuließen, und gaben den Weg frei. Alimah nickte, rauschte an ihnen vorbei und zog Anna am Ärmel hinter sich her.
    Der Flur sah aus wie alle anderen, aber er roch anders. Der Duft von Blüten mischte sich mit etwas Schwerem, Süßen . Annas Herz schlug schneller, und eine tiefe Sehnsucht stieg in ihr auf - wonach, hätte sie nicht zu sagen gewusst. Die Köchin deutete auf die Türen zur Linken. “Meine Kammer. Das Frauenbad … und hier siehst du, dass ich die Wahrheit gesagt habe.” Sie öffnete die dritte Tür.
    Gekicher und Gesang drangen ihnen entgegen. Um einen niedrigen Tisch saßen drei Frauen, eine farbenfroher gekleidet als die andere. Alimah redete auf sie ein, und die Frauen musterten Anna neugierig. Oh, diese Gewänder! Durchsichtiger Stoff wurde von glänzenden Bändern gehalten und enthüllte mehr, als er verbarg. Goldgetriebene runde Blättchen klimperten an den Säumen der weiten Hosen, die am Bund gerafft waren wie die Hose, die sie bei Friedrich einmal gesehen hatte. Zarte braune Füße waren mit rostfarbenen Ranken bemalt, so fein wie Theodoras Stickereien. Die Gesichter waren unterschiedlich alt, aber eines schöner als das andere, und der angenehme Duft ging eindeutig von ihren wohlgeformten Leibern aus. Die Jüngste, ein Mädchen noch, hob den Arm mit den klirrenden Schmuckreifen und kraulte Falke am Kopf. Anna verstand die Worte nicht, aber es waren offenbar freundliche Liebkosungen für den Welpen.
    Anna machte unvermittelt kehrt, rannte aus dem Gemach und kauerte sich im Flur auf den Boden. Die Stille tat gut. Alimah folgte ihr und schloss die Tür hinter sich. Kein Laut drang nach draußen.
    “Was soll das?” Alimah ließ sich trotz ihrer Fülle anmutig neben Anna nieder.
    “Ich … ich…” Anna kamen die Tränen. “Sie sind so schön.”
    “Das ist doch kein Grund zum Weinen.”
    “Wenn er solche Frauen hat, warum hat er mich dann gefragt, ob ich baden will?”
    “ Hat er dich das gefragt?” Alimah musterte Anna aufmerksam.
    “ Ja.” Anna schniefte. “Sie riechen wie Blumen, und ihre Kleider sind so fein.” Sie zupfte an dem Gewand, das ihr vor Kurzem noch wie eine einzigartige Kostbarkeit vorgekommen war. Selbst der Stoff ihres roten Kleides wirkte wie Sackleinen im Vergleich zu jenen spinnwebzarten Gebilden.
    “Hat er dir den Hund geschenkt, oder hat er ihn dir bloß zur Betreuung gegeben?”, fragte Alimah.
    Was sollte die seltsamen Frage? Anna schnäuzte sich.
    “Für immer, hat er gesagt.”
    “Komm mit, ich zeige dir etwas.”
     
    In Alimahs Kammer war es dunkel, doch sie trat ans Fenster und zog die langen losen Stoffbahnen beiseite, die vor Staub und Sonne schützen sollten. Um Anna funkelte und leuchtete es plötzlich. Holzgestelle zogen sich an den Wänden entlang, ähnlich jenen in Meister Spierls geheimer Kammer. Jedes der Regale war voll bis obenhin. Stoffballen und Gewänder, Tücher und Gürtel, Krüge und Gläser, sogar ein kleiner Goldbecher lagerten dicht an dicht. Die Köchin bückte sich und kramte auf diesem und jenem Bord herum. Annas Blick fiel auf ein Fach, das ihre Neugier weckte. Mittelgroß und mit rotem Stoff ausgelegt, war es mit keinerlei Zierrat angefüllt, sondern enthielt lediglich einen Haufen Zweige. Sie trat näher und betrachtete das Bündel. Tatsächlich, ein halber Arm voll kleiner Zweige, wie ihr Vater sie zum Feuermachen verwendet hatte, lag ordentlich gebündelt auf dem Tuch.
    Alimahs Kopf tauchte neben ihr auf. “Ich hab´s gleich.”
    “Alimah, was ist das?” Anna wies auf das Reisigholz.
    Ein

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