Die Gewürzhändlerin
musste an sich halten, weiterhin ruhig und besonnen zu antworten. «Niemand kann das.»
«Also wird es kommen, wie ich vorausgesagt habe», grollte Boos.
Luzia verschränkte die Arme. «Das ist eine Unterstellung, Herr Boos, die jeglicher Grundlage entbehrt. Wenn es mir möglich ist, werde ich Euch auch künftig unterbieten. Gewöhnt Euch daran oder überdenkt Eure Preise noch einmal.»
«Ihr unverschämtes Weib!», brüllte Boos und wirkte dabei, als würde er ihr am liebsten eine Tracht Prügel verabreichen wollen. «Wisst Ihr überhaupt, mit wem Ihr es zu tun habt? Ich bringe Euch vor den Amtmann der Zunft. Der Greve wird Euch schon den Kopf zurechtrücken.»
«Ich gehöre der Zunft nicht an», erinnerte Luzia ihn.
«Noch schlimmer!» Boos’ Blicke durchbohrten sie förmlich. «Ich werde die Schöffen aufsuchen … den Schultheißen, wenn es sein muss. Eurem Treiben setze ich ein Ende, das verspreche ich Euch.» In seine Augen trat ein verschlagener Ausdruck. «Hörte ich nicht kürzlich, dass Ihr der Klarissa Wein verkauft habt? Und einigen anderen auch?» Seine Stimme nahm einen öligen Klang an. «Kindchen, wenn Ihr Eure Angebote an meine Kunden zurückzieht, könnte ich mir überlegen, davon abzusehen, den Greven über diesen groben Verstoß gegen das Zunftgesetz in Kenntnis zu setzen.»
Erschrocken starrte Luzia ihn an. «Aber ich habe nicht …»
«Gut, dann wäre das also abgemacht. Ich erwarte, dass Ihr meinen Vorschlag noch heute in die Tat umsetzt. Am besten holt Ihr gleich Feder, Papier und Tinte herbei, um …»
«Erpressung, Herr Boos?», erklang hinter dem Rücken des Kaufmanns Augustas Stimme. «Ich muss schon sagen, Ihr erstaunt mich.»
Boos fuhr überrascht zu Martins Mutter herum. «Verzeiht, gute Frau, aber diese Angelegenheit geht Euch nichts an.»
«Ach nein? Ich glaube aber schon, dass ich mich einmischen darf, wenn Ihr meinen Sohn des Betrugs an der Zunft beschuldigt.»
«Nicht Euren Sohn, Frau Augusta, sondern dieses freche Weib, das sich erdreistet, sich Gewürzhändlerin zu nennen, obwohl sie nicht einmal eine Lehre gemacht hat, geschweige denn aus Koblenz stammt.»
«Wer hat denn behauptet, man müsse aus Koblenz stammen, um hier Handel treiben zu dürfen?» Augusta schüttelte entschieden den Kopf. «Ich wünsche nicht, dass Ihr in diesem Hause weiter Unfrieden stiftet, Herr Boos. Außerdem habt Ihr mit Euren Anschuldigungen auch die Ehre meines Sohnes befleckt. Denn Eurer Behauptung nach müsste Martin sich ja wohl mit Luzias Treiben, wie Ihr es nennt, einverstanden erklärt haben. Glaubt Ihr im Ernst, so etwas würde er tun? Als eines der angesehensten Mitglieder der Zunft? Sein Vater, mein Gemahl selig, war einst sogar selbst Amtmann und Greve der Zunft!»
Kurz stutzte Boos, grinste dann aber spöttisch. «Wer weiß, womit sie Wied den Kopf verdreht hat. Ehrbare Jungfer, wie?» Er ließ seinen Blick in eindeutiger Weise über Luzias Körper wandern. «Das Bett wird sie ihm wärmen, ihm zu Gefallen sein, damit er sie hier in seinem Kontor gewähren lässt.»
«Nichts dergleichen tue ich!», protestierte Luzia. «Wie könnt Ihr es wagen, mir Derartiges zu unterstellen?»
«Ich wage noch ganz andere Dinge», fuhr Boos sie an. «Da Ihr Euch nicht einsichtig zeigt, werde ich mich umgehend an den Schultheißen wenden. Er wird wissen, wie mit Weibern wie Euch, die betrügen und Unzucht treiben, zu verfahren ist.»
«Jetzt ist es aber wirklich genug, Herr Boos», mischte sich Augusta wieder ein. «Ich dulde solche Reden in meinem Haus nicht.»
«Ihr werdet noch weit Schlimmeres zu erdulden haben, wenn Ihr dieser falschen Schlange weiterhin Unterschlupf gewährt», drohte Boos mit vor Zorn glitzernden Augen. Er runzelte die Stirn und fasste Luzia erneut ins Auge. «Wart Ihr es womöglich auch, die mir den Auftrag über Buchfarben an die Benediktiner in Laach vor der Nase weggeschnappt hat?»
Luzia presste die Lippen zusammen und schwieg.
«Da soll mich doch …!»
«Ich wusste nicht, dass Ihr der Händler wart, von dem der Bruder Cellarius sprach. Er sagte etwas von einem Mainzer Kaufmann …»
«Mein Schwager, Ihr elendes Weib! Ich besitze eine Zweigstelle in Mainz.»
Allmählich kochte der Zorn auch in Luzia derart hoch, dass sie ihre Zunge nicht mehr im Zaum halten konnte. «Dann richtet Eurem Schwager aus, dass auch er seine Preise noch einmal überdenken sollte. Und nun muss ich Euch bitten, mir nicht länger lästig zu fallen. Ich habe zu tun.»
«Wie redet Ihr
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