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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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endlich der unangenehmen Knoblauchfahne entkommen. Hinter ihr traten Elisabeth und Johann durch die Kirchenpforte nach draußen, gefolgt vom Rest des Gesindes.
    «Lasst uns rasch heimgehen», sagte Johann. «In dieser Kälte bekommt man ja Frostbeulen.»
    «Verzeiht, Graf Johann», sprach Siegfried ihn unversehens an und lächelte einnehmend. «Ich möchte Euch ungern aufhalten, muss aber eine Frage, verbunden mit einer Bitte, an Euch richten.»
    «Und die wäre?» Mit hochgezogenen Brauen musterte Johann den jungen Kaufmann.
    Siegfried verbeugte sich leicht. «Ich möchte um die Erlaubnis bitten, die Jungfer Luzia zum gemeinsamen Mittagsmahl im Kreise meiner Familie einzuladen.»
    Überrascht blickte Johann von Siegfried zu Luzia und dann zu Elisabeth. Diese räusperte sich vernehmlich. «Da Luzia meine Leibmagd ist, solltet Ihr Eure Bitte an mich richten.» Sie lächelte freundlich, aber nicht zu freundlich, und wandte sich an Luzia. «Ich wusste nicht, dass du mit der Familie Thal einen so engen Umgang pflegst.»
    «Ich auch nicht», rutschte es Luzia heraus. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. «Ich meine, ich bin überrascht über Eure Einladung, Herr Thal.»
    Siegfried lächelte unvermindert weiter. «Eure Überraschung wird Euch jedoch hoffentlich nicht dazu veranlassen, die Einladung auszuschlagen. Nicht nur ich würde mich über Eure Gesellschaft an unserem Mittagstisch freuen, auch meine Mutter ist bereits sehr gespannt darauf, Euch kennenzulernen. Irmhild hat ebenfalls ihre Freude über Euer Kommen recht deutlich geäußert.»
    «Nun, also, wenn das so ist …» Luzia zögerte und blickte hilfesuchend zu Elisabeth.
    Diese hob lediglich die Schultern. «Eine so freundliche Einladung auszuschlagen wäre in der Tat unhöflich, Luzia. Von meiner Seite gibt es keinerlei Einwände.»
    «Wunderbar!» Siegfried strahlte und deutete quer über den Kirchhof zu einem Grüppchen Menschen. Luzia erkannte Ulrich Thal und Irmhild unter ihnen. «Dann lasst uns sogleich aufbrechen, denn ich möchte Euch nicht noch länger dieser Eiseskälte aussetzen, Jungfer Luzia.»
    Mit einem letzten fragenden Blick zu Elisabeth, den diese wieder nur mit einem Schulterzucken erwiderte, folgte Luzia schließlich dem Kaufmann zu dessen Familie.
    * * *
    Martin knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten, als er beobachtete, wie Siegfried Thal Luzia über den Kirchhof zu seiner wartenden Familie begleitete. Er wusste natürlich, dass das Stechen in seiner Brust nichts war als reine Eifersucht. Dagegen ausrichten konnte er nichts – ebenso wenig wie er Luzia davon abhalten konnte, sich von Siegfried hofieren zu lassen.
    Martin war klar, dass Luzia dies nicht tat, um ihn zu ärgern oder gar zu verletzen, denn dazu hätte sie seiner Gefühle für sie gewahr sein müssen. Doch das war sie nicht. Martin war sich auch nicht sicher, ob er gut daran täte, sie ihr preiszugeben. Ihre Reaktion auf ihn, wenn er ihr zu nahe kam, hatte er nun schon zur Genüge kennengelernt.
    Bisher hatte er noch niemals ähnlich starke Gefühle für eine Frau empfunden und auch nie dergleichen erwartet. Schon lange hatte er es aufgegeben, an die Gründung eines eigenen Hausstandes zu denken, und falls er doch irgendwann heiraten würde, dann lediglich aus praktischen Erwägungen. Willem Leyens Angebot stand nach wie vor. Martin hatte inzwischen auch das eine oder andere Mal mit Therese sprechen können, wenn er den Tuchhändler aufgesucht hatte. Sie schien nicht mehr so abgeneigt von einer Verbindung mit ihm zu sein, wie es noch vor zwei Jahren der Fall gewesen war. Dennoch zögerte er. Die leise Hoffnung, Luzia mit ausreichend Geduld vielleicht doch noch für sich gewinnen zu können, hielt ihn von einer Entscheidung ab, die, einmal getroffen, nicht mehr rückgängig zu machen wäre. Inzwischen fragte er sich jedoch, ob er sich nicht etwas vormachte. Gewiss war zwischen Luzia und ihm eine gewisse Freundschaft gewachsen; sie stritten gerne miteinander, diskutierten über alle möglichen Belange des Gewürz- und Weinhandels, und er wusste, dass sie ihm dankbar war für die Möglichkeiten, die er ihr bot.
    Dankbarkeit war jedoch nicht das, was er sich von ihr erhoffte. Seit jenem unbedachten Augenblick, in dem er ihre Lippen gekostet hatte, wuchs stetig in ihm das Verlangen nach ihr und ließ sich oft nur schwer zügeln. Sie war sich dessen nicht bewusst, was die Sache jedoch keineswegs einfacher gestaltete.
    Als Martin sie nun inmitten der

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