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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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verblieben waren, auf die Nutzung der Mikwe, des rituellen Reinigungsbades, das zumindest von den Frauen regelmäßig aufgesucht werden musste.
    Kurz überlegte Martin, welchen der beiden Geldverleiher er zuerst aufsuchen sollte, und entschied sich schließlich für Muskin. Er kannte den Juden schon, seit er auf der Welt war. Martins Vater hatte bereits Geschäfte mit ihm gemacht und davor mit Muskins Vater. Vor etwa fünfzehn Jahren noch war Muskin einer der angesehensten Juden in Koblenz gewesen, weil er einen der Koblenzer Zölle gepachtet und ein gutes Verhältnis zu Erzbischof Balduin gepflegt hatte. Auch heute noch wurde er von den meisten Bürgern mit großem Respekt behandelt; seine Stellung jedoch war inzwischen nicht mehr höher als die anderer Geldverleiher.
    Bevor er sich bemerkbar machte, bewunderte Martin zunächst die offensichtlich ganz neue Eichentür, die mit aufwendigen Rankenschnitzereien verziert war und deren schmiedeeiserner Klopfer die Form eines Löwenkopfes aufwies. Schlecht konnten die Geschäfte Muskins nicht gehen, dachte Martin lächelnd und betätigte den Klopfer.
    Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür. Der Hausherr selbst stand vor ihm in seiner langen schwarzen Gelehrtenrobe, den grauen Bart säuberlich gestutzt; das dichte Haupthaar fiel ihm in akkuraten Locken bis auf die Schultern.
    Muskin lächelte zuerst überrascht, dann sichtlich erfreut, als er erkannte, wer vor ihm stand. «Martin Wied! Welch Glanz in meinen Hallen. Tretet ein!» Er machte einen Schritt beiseite, um Martin ins Haus zu lassen, und führte ihn in seine angenehm beheizte Stube. «Wie ich hörte, seid Ihr just von Eurer Reise zurückgekehrt. Ich hoffe, Eurem Bruder Bertholff geht es gut? Laufen die Geschäfte zu seiner Zufriedenheit?»
    «Das tun sie, Muskin; danke der gütigen Nachfrage.» Auf den Wink des Juden hin setzte sich Martin auf einen der mit Brokat bezogenen Stühle an dem rechteckigen Tisch, der das Zimmer beherrschte. Hinter ihm öffnete sich geräuschlos eine Tür; ein hübsches schwarzhaariges Mädchen von vielleicht zwölf oder dreizehn Jahren huschte herein und brachte unaufgefordert zwei Becher und einen Krug Wein. Sie stellte beides auf dem Tisch ab, lächelte schüchtern und blieb abwartend stehen.
    Muskin nickte ihr wohlwollend zu. «Danke, Irit. Geh wieder hinaus zu deiner Mutter. Wenn wir etwas brauchen, rufe ich.»
    Das Mädchen nickte zurück und huschte wieder zur Tür hinaus. Muskin blickte ihr mit sichtlichem Stolz nach. «Meine älteste Enkelin», erklärte er. «Sie ist ein fleißiges und liebes Mädchen. In ein paar Jahren können wir sie gewiss ganz ausgezeichnet verheiraten. Schon jetzt gibt es Interessenten, aber ich halte nichts davon, Mädchen vor ihrem sechzehnten Lebensjahr zu verheiraten. Eure beiden Schwestern sind auch noch keinem Manne anverlobt, nicht wahr? Sehr klug, denn je jünger eine Maid in die Ehe geht, desto schwerer hat sie es, das erste Kind auszutragen. Wie viele Mädchen sterben im Wochenbett, weil ihr Körper noch nicht bereit für eine solche Belastung ist.» Muskin ließ sich Martin gegenüber am Tisch nieder, goss Wein in die Becher und blickte seinen Besucher dann abwartend an.
    Martin trank einen Schluck und lächelte. «Wie es aussieht, seid Ihr mir als einer von wenigen Kunden treu geblieben.»
    Muskins Miene wurde ernst. «Ich hatte keinen Grund, Euch untreu zu werden, Herr Wied. Doch Euren Worten entnehme ich, dass andere durchaus Gründe gefunden haben. Wie man hört, erfreut sich das Geschäft Eures Konkurrenten Thal eines enormen Wachstums.» Er hielt inne und fügte dann hinzu: «Wenn die Katze aus dem Haus ist …»
    «Ihr habt recht», antwortete Martin ebenso ernst. «Andernfalls hätte ich wohl auch kaum einen Grund gehabt, so kurz nach meiner Rückkehr bereits bei Euch vorzusprechen. Meinem Bruder Konrad ist die Verantwortung für das Geschäft leider etwas über den Kopf gewachsen, sodass ich mich gezwungen sehe, bei Euch um eine kleine finanzielle Unterstützung nachzufragen.»
    Muskin faltete die Hände auf dem Tisch. «Wie klein?»
    Als Martin ihm die Summe nannte, stieß der Jude einen leisen Pfiff aus. «Sicherheiten?»
    «Zwei Drittel der Summe entsprechen dem Gegenwert der Spezereien und sonstigen Waren, die ich von Italien mit hergebracht habe», erklärte Martin ohne Umschweife. «Eine genaue Liste kann ich Euch in den kommenden Tagen zukommen lassen. Das letzte Drittel sollte durch meinen Anteil an dem

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