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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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«Und im März habe ich einen Vertrag über Weinlieferungen mit Heinrich Spieß für seine Gastwirtschaft am St. Kastorhof abschließen können.»
    Martin stutzte und blätterte in dem Buch herum, bis er den entsprechenden Eintrag gefunden hatte. «Spieß hat immer bei Ulrich Thal eingekauft. Weshalb der Wechsel?»
    «Das weiß ich nicht genau», gab Konrad zu. «Er kam mit dem Vorschlag zu mir. Man sagt, es habe ein Zerwürfnis zwischen Spieß und Thal gegeben. Worum genau es dabei ging, will niemand sagen. Aber Spieß ist kurtrierischer Ministerialer. Vielleicht können wir über ihn eine Verbindung zum erzbischöflichen Cellarius aufbauen. Und Spieß soll auch ein gutes Verhältnis zum erzbischöflichen Hofmeister Peter Sarrazin haben.»
    Martin dachte einen Augenblick darüber nach, dann nickte er. «Also gut, dieser neue Vertrag könnte uns wirklich von Nutzen sein.» Er blätterte wieder einige Seiten weiter und deutete dann auf die Spalte mit den Einnahmen, deren Zahl betrüblich klein war. «Dennoch solltest du mir erklären, weshalb uns gute Kunden reihenweise den Rücken gekehrt haben. Stimmt etwas nicht mit der Qualität unserer Waren? Und warum hast du mir nicht längst etwas davon berichtet?»
    «Ich …» Konrad ließ den Kopf hängen und vermied es, dem stechenden Blick seines älteren Bruders zu begegnen. «Ich dachte, ich kriege das schon wieder hin, bis du zurückkehrst. Aber die Lieferanten wurden immer unzuverlässiger und verlangten plötzlich neue Zoll- und Transportaufschläge. Nach der großen Pestilenz seien die Straßen und Wege noch unsicherer geworden, haben sie behauptet. Und dann hat Ulrich Thal sich auch noch überall lieb Kind gemacht, ist den Holes und einigen der Schöffen um den Bart gegangen und hat ihnen Preise angeboten, bei denen ich unmöglich mithalten konnte.» Er biss sich auf die Unterlippe, hob schließlich doch den Kopf. «Irgendwann war es zu spät, dich um Hilfe anzugehen. Der Karren saß schon zu tief im Dreck. Außerdem war es doch so wichtig, dass Bertholffs Kontor wiederaufgebaut wird, damit wir wenigstens wieder auf einen zuverlässigen Lieferanten für Spezereien vertrauen können.»
    «Verflucht noch eins, Konrad!» Erneut ballte Martin die Hände zu Fäusten. «Du hättest mir Nachricht schicken müssen. Kannst du mir sagen, wie ich die Handelswaren bezahlen soll, die ich aus Italien mitgebracht habe, wenn die ausstehenden Wechsel nicht einmal ausreichen, um die angeforderten Weinlieferungen aus Lyon abzudecken?»
    «Martin», versuchte Augusta ein drittes Mal ihr Glück. Entschlossen trat sie näher und streckte die Hand nach ihm aus. Sie unterließ es jedoch, ihn zu berühren, da sie sah, dass er kurz davor war, aus der Haut zu fahren. «Konrad hat sein Möglichstes getan. Aber es war einfach nicht … Die Zeiten sind schwierig geworden, Martin. Ulrich Thal ist eine Schlange, das weißt du selbst. Dir gegenüber hätte er es vielleicht nicht gewagt, derart dreist aufzutreten, aber du hast selbst gesagt, dass man ihm nicht über den Weg trauen kann. Und nachdem du aus der Stadt warst, hat er die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Konrad ist noch nicht so erfahren in Geschäftsdingen wie du und …»
    «Und das zwingt mich jetzt dazu, einen Kredit bei den Juden aufzunehmen», schloss Martin mit grimmiger Miene. «Ganz zu schweigen von der Zeit und der Arbeit, die es uns kosten wird, wenigstens einige unserer alten Kunden zurückzugewinnen.» Er schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln, dann blickte er Konrad in die Augen. «Geh und kümmere dich weiter um die Gewürze. Ich denke, ich sollte mich gleich um unsere Finanzen kümmern. Wer von den Juden lebt noch in Koblenz? Levi, Gottschalk, Muskin?»
    «Levi ist mit seiner Familie nach Andernach gezogen», antwortete Augusta. «Muskin und Gottschalk wohnen noch in der Judengasse. Bewundernswert, wenn man bedenkt, wie grausam die Juden vor zwei Jahren aus der Stadt vertrieben worden sind. Aber es heißt, einige von ihnen bemühten sich bereits wieder um Aufnahme in die Stadt. Angeblich verlangt aber nicht nur der Stadtrat, sondern auch der Erzbischof ein erhöhtes Judengeld.» Sie zögerte. «Du könntest auch bei Rigo de Beerte um einen Kredit nachfragen. Er hat vergangenes Jahr den Kauwerzinerhof in der Dechantsgasse übernommen.»
    Martin runzelte unwillig die Stirn. «Die Kauwerziner sind noch größere Halsabschneider als die Lombarden, Mutter.»
    Augusta schmunzelte. «Die meisten Kauwerziner stammen doch gar

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