Die Gewürzhändlerin
Handelsschiff
Ludwina
mehr als abgedeckt sein.»
«Ihr wollt Euren Anteil an der
Ludwina
verpfänden?» Überrascht hob Muskin den Kopf.
Martin nickte. «Unter dem Vorbehalt, dass ich bis zur Rückzahlung des Kredits die vollen Befugnisse als Teilhaber behalte.»
«Natürlich.» Muskin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. «Ihr habt keine Bedenken, was die Rückzahlung der Summe anbelangt.» Es klang weniger wie eine Frage, sondern eher wie eine Feststellung. Als Martin nicht darauf antwortete, lächelte Muskin wieder und fuhr fort: «Ich kenne Euch gut genug, um Euch zu vertrauen. Bei einer Summe dieser Größenordnung bin ich normalerweise gezwungen, den Zinssatz höher anzusetzen.»
«Ich weiß.»
«Die Rückzahlung könnte ich Euch allerdings auf Wunsch für das erste Jahr stunden …»
«Das wird nicht nötig sein», unterbrach Martin ihn.
«Ihr hofft, das Ruder noch rechtzeitig herumreißen zu können?» Muskin kräuselte die Lippen. «Mit Siegfried Thal den Kampf aufzunehmen wird Euch einiges kosten. Und ich meine damit nicht die klingende Münze.»
«So leicht lasse ich mich nicht aus dem Rennen drängen», erwiderte Martin lächelnd, jedoch mit ehernem Unterton. «Mein Bruder hat noch nicht die nötige Erfahrung, doch an mir soll sich Thal gerne die Zähne ausbeißen. Ich habe nicht vor, ihm mein Geschäft kampflos zu Füßen zu legen.»
«Ihr klingt wie Euer Vater», konstatierte Muskin. «Kommt übermorgen noch einmal zu mir, bis dahin habe ich den Kontrakt vorliegen und kann Euch zumindest über die erste Hälfte der Summe schon Wechsel aushändigen. Ich wünsche Euch Glück und Erfolg für Euer Vorhaben, Herr Wied. Möge der Allmächtige seine schützende Hand über Euch halten.»
Martin trank seinen Wein aus und stand auf. «Danke, Muskin. Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Ich denke, das wisst Ihr.»
Muskin gluckste. «Sagen wir, ich kenne Euch lange genug, um zu wissen, wem ich mein gutes Geld anvertraue.» Er streckte die Hand aus, und Martin schlug ein, dann folgte er dem Juden zum Ausgang.
«Gehabt Euch wohl, Herr Wied.» Muskin hielt ihm zuvorkommend die Tür auf.
* * *
Auf dem Rückweg vom Hospital ging Luzia in Gedanken ihre restlichen Aufgaben für den Tag durch. Dabei ließ sie ihren Blick über die Häuser ringsum schweifen und dann hinüber zum Burgtor. Abrupt blieb sie stehen, als sie den Mann erkannte, der gerade durch jenes Tor geschritten kam.
«Hoppla!», rief Godewin, der sie beinahe angerempelt hätte. «Was ist? Warum bleibst du stehen, Luzia? Haben wir im Hospital was vergessen?»
Luzia antwortete ihm nicht, sondern beobachtete, wie der Kaufmann Martin Wied in den alten Graben abbog und wenig später zwischen Handwerkern und Fuhrwerken verschwunden war. Ein merkwürdiges Gefühl hatte sie ganz plötzlich überkommen. Erst wusste sie es nicht einzuordnen, bis sie sich bewusst wurde, dass das Kruzifix an ihrer Brust wieder stärker vibrierte. Sogar ein leises Summen meinte sie zu vernehmen, obwohl die Geräusche auf der geschäftigen Straße es fast vollkommen übertönten. Unbehaglich blickte sie noch einmal in die Richtung, in die Wied verschwunden war. Ob er auf dem Weg zum Haus ihrer Herrschaft war? Entschlossen setzte sie sich wieder in Bewegung und winkte Godewin, ihr zu folgen. «Komm, wir müssen noch zum Fleischscharren. Josefa wartet bestimmt schon auf den Speck und die Kapaune für ihre Pastete.»
Godewin schloss zu ihr auf und musterte sie neugierig von der Seite, sagte jedoch nichts.
* * *
«Was für eine nette Überraschung!», rief Elisabeth, als Hilla ihr in der Küche mitteilte, dass Martin Wied vor ihrer Tür stand. Sie wies die Magd an, den Gast nicht länger warten zu lassen und ihn in die gute Stube zu führen.
Wenig später eilte Elisabeth aus der Küche, in der sie mit Josefa die Speisenfolge für die nächsten Tage besprochen hatte, hinüber in die Stube und begrüßte den Ankömmling aufs herzlichste. «Herr Wied, wie schön, dass Ihr den Weg zu uns gefunden habt! Wie ich hörte, seid Ihr erst kürzlich heimgekehrt. Ich hoffe, Eure Reise war nicht zu anstrengend und des langen Weges wert.»
«Das war sie ganz sicher, Frau Elisabeth», erwiderte Martin lächelnd und nahm auf ihren einladenden Wink hin ihr gegenüber an dem großen Esstisch Platz. Ihr Angebot, Wein herbeiholen zu lassen, lehnte er jedoch dankend ab. «Ich will mich nicht lange aufhalten, Frau Elisabeth. Johann scheint im Augenblick nicht im Hause zu sein?»
«Doch, er ist
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