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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Jahren hatte er sie in einem geheimen Versteck hinter einem Stein des Gewölbes gefunden, jedoch niemals irgendjemandem davon erzählt. Er vermutete, dass einer seiner Vorfahren die Kette dort versteckt hatte. Da sie nicht nur schön und wertvoll war, sondern ihn auch immer ein seltsam tröstliches und sicheres Gefühl überkam, wenn er sie in der Hand hielt, hatte er beschlossen, sie als Glücksbringer zu behalten.
    Seltsamerweise fühlte sie sich nicht kalt an, wie man es bei einer Kette aus massivem Silber erwarten würde; vielmehr war sie angenehm warm. Sorgsam ließ er sie wieder unter sein Hemd gleiten, faltete den leeren Leinensack und legte ihn zurück in die Truhe.
    Martin wusste nicht recht, warum – aber er verspürte plötzlich den Wunsch, das geheime Versteck, aus dem er die Kette einst geborgen hatte, noch einmal zu öffnen. Er schob einen alten Schrank zur Seite, nahm einen ausgedienten Schürhaken zur Hilfe und stemmte den bewussten Stein aus dem alten Gemäuer. Mörtel rieselte zu Boden.
    Mit der Lampe leuchtete Martin die schmale Öffnung aus und zog zwei mit Klammern zusammengehaltene Kladden und einige Pergamente hervor, die er vor mehr als zehn Jahren dort deponiert hatte. Mit einem Anflug von Wehmut betrachtete er sie, legte sie dann jedoch sorgsam zur Seite und griff erneut in das Geheimfach. Als Nächstes kramte er zwei Lederbeutel hervor, die je fünfzig Silber- und Goldmünzen enthielten und die er nur in größter Not anzurühren gedachte. Zuletzt förderte er noch einige Besitzurkunden zutage sowie mehrere alte Schriftstücke, die er ebenfalls schon als Junge gefunden hatte. Als Kind hatten ihn diese Pergamente zwar fasziniert, da sie jedoch in Latein verfasst waren und er sie nicht lesen konnte, hatte er sich mit viel Phantasie deren Inhalt ausgemalt. Von Piraten, Kriegen und großen Heldentaten hatten jene Träume gehandelt. Als Martin die Schriftstücke dann endlich hatte entziffern können, war er zunächst über eine seltsame Unterschrift gestolpert. Sie lautete Maternus von Wied, Sohn von Radulf und Maria. In dem Schreiben selbst war dann von einem Kruzifix die Rede gewesen, welches große Macht besitzen sollte, und von einem Schwur, den sein Ahnvater – jener Radulf von Wied – einst im Heiligen Land geleistet hatte. Nicht alles hatte Martin verstanden; dazu waren seine Kenntnisse der alten Sprache doch zu gering. Doch zwei Namen sprangen ihm ganz deutlich ins Auge. Der eine lautete «Bongert», der andere «Eginolf von Küneburg».
    Martin erinnerte sich genau: Als er das seltsame Schriftstück zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er sich nicht losreißen können. Doch schließlich hatte er begriffen, dass er nicht nur das Zeugnis eines uralten Schwurs entdeckt hatte, sondern dass er selbst als Nachfahre einer der Männer ein Teil davon war. Ihm war klargeworden, wovon die Magd Luzia gesprochen hatte: Dem Namen nach war sie ebenfalls ein Nachkomme jener drei Männer, die einander Freundschaft und Hilfe gelobt hatten. Und Elisabeth schien die Dritte im Bunde zu sein.
    Rasch legte er jetzt die wertvollen Schriftstücke zurück in das Geheimfach und holte noch einmal die Kette aus der kleinen Truhe hervor. Nachdenklich ließ er sie durch seine Finger gleiten. Warum nur war dieser Schwur in seiner Familie in Vergessenheit geraten? Und mit ihm die Erinnerung an die Herkunft seiner Familie? Er hatte damals den Entschluss gefasst, dieser Frage nachzugehen und seinen Anteil an der Aufrechterhaltung der Freundschaft zwischen den Familien zu leisten. Zu lange war das Versprechen in seiner Familie vernachlässigt, ja vergessen worden.
    Martin hatte damals nach der Entdeckung vorgehabt, sich den beiden Frauen am folgenden Tag zu offenbaren und auch seiner Mutter sowie Konrad und den Schwestern von seinem Fund zu berichten. Doch die Ankunft des Boten aus Italien hatte seine Pläne durchkreuzt.
    Zwar war ihm auch heute, zwei Jahre später, nicht ganz klar, in welcher Form er einen Beitrag zu dem alten Eid würde leisten können, aber zumindest wusste er eines: Es war an der Zeit, die beiden Frauen darüber einzuweihen, dass er ein Nachkomme Radulfs von Wied war.
    Nachdenklich stieg Martin die Kellertreppe wieder hinauf und ging dann hinaus in den Hof. Sogleich kam sein Bruder auf ihn zugeeilt; in der Hand hielt er eine dichtbeschriebene Wachstafel.
    «Gut, dass du kommst, Martin», sagte er etwas atemlos. «Der Färbermeister Wasmod wünscht dich zu sprechen. Er fragt nach Alaun, den er

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