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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nicht zur Abwechslung mal machen, Rotlöckchen?»
    Luzia funkelte sie an. «Ich bin auf dem Weg in den Garten, um Josefa Petersilie zu holen. Danach helfe ich Frau Elisabeth beim Säumen der Bettlaken. Wenn du willst, kannst du das ja übernehmen.»
    Hilla warf ihr einen erbosten Blick zu. «Du weißt genau, dass ich nicht nähen kann.»
    Luzia zuckte mit den Achseln. «Dann beschwer dich auch gefälligst nicht.» Damit wandte sie sich gereizt ab und ging hinüber in den gepflegten kleinen Gemüsegarten.
    Hilla war von Natur aus ein reizbares Geschöpf und äußerst streitsüchtig. In solchen Stimmungen ließ man sie am besten links liegen. Da aber auch Luzia nicht mit dem geduldigsten Temperament gesegnet war, fiel es ihr manchmal schwer, ihre Zunge der anderen Magd gegenüber im Zaum zu halten. Auch argwöhnte sie, dass Hilla ihr die gehobene Position im Haushalt neidete; Luzia konnte nicht bestreiten, dass sie durch die Freundschaft mit Elisabeth in den Genuss vieler Annehmlichkeiten kam, die dem restlichen Gesinde vorenthalten blieben.
    Vorsichtig schnitt Luzia mit dem kleinen Messer, das sie am Gürtel trug, einen dicken Bund Petersilie ab. Auch jetzt im Herbst standen die Kräuterstauden noch kräftig und üppig da. Wenn sie die Zeit fand, kümmerte sich Luzia gerne um das Gärtchen, erinnerte sie diese Arbeit doch in angenehmer Weise an ihre Mutter.
    Traud Bongert hatte immer einen großen, akribisch gepflegten Garten besessen. Wie stolz war sie auf ihre ausladenden Kohlköpfe gewesen! Und weder das kleinste Unkraut noch eine einzige Schnecke hatte es gewagt, auch nur in die Nähe der ordentlich geharkten Beete zu kommen.
    Lächelnd strich Luzia mit der Handfläche über die dichten, krausen Blättchen der Petersilie und erging sich in der Erinnerung an ihre Mutter, als sie plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte.
    «Sieh an, die Jungfer Luzia.» Martin Wieds Stimme klang amüsiert. «Ich hoffe, ich störe Euch nicht in Eurem Müßiggang.»
    Luzias Herz holperte ein paarmal vor Schreck. Um sich zu fangen, erhob sie sich sehr langsam und drehte sich dann erst zu dem Kaufmann um. Demonstrativ schob sie das Messerchen zurück in die Scheide, bevor sie antwortete: «Ihr irrt, Herr Wied. Ich fröne keineswegs dem Müßiggang. Josefa, unsere Köchin, bat mich, ihr Kräuter zu holen.» Sie hob den Bund Petersilie ein wenig an. «Was führt Euch in unseren Garten?» Sie blickte sich um. «Graf Johann ist mit zwei Ratsherren im Haus.»
    «Das weiß ich.» Martin musterte sie eingehend. «Er gewährte mir bis eben einen Rundgang über den Hof, wurde dann jedoch ins Haus gerufen, und ich beschloss, mich auf den Heimweg zu begeben. Dabei sah ich Euch und dachte, dies sei eine günstige Gelegenheit, unsere Bekanntschaft zu erneuern.»
    «Was Ihr hiermit getan habt. Ich muss nun wieder hineingehen.» Luzia blickte an ihm vorbei zur Hintertür. Sie fühlte sich alles andere als wohl in seiner Nähe. Nicht nur weil er so nah vor ihr stand, dass sie seiner hässlichen Brandnarben mehr als deutlich gewahr wurde, sondern auch weil sie nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie hatte ihm vor zwei Jahren vorgespielt, eine Magd von bürgerlichem Stand zu sein. Zwar hielt Elisabeth es für angebracht, dieses Possenspiel vor Fremden weiter aufrechtzuhalten, doch Martin Wied war kein Fremder. Er war ein sehr guter Freund von Johann und würde ganz sicher bald die Wahrheit herausfinden. Und wie stünde sie dann da?
    Da er ihr auf ihre letzten Worte keine Antwort gab, ging sie rasch an ihm vorbei und auf das Haus zu. Hinter sich hörte sie seine Schritte, und nur einen Moment später hatte er sie eingeholt.
    «Wie ich hörte, seid Ihr kürzlich meiner Mutter begegnet», sprach er sie erneut an.
    Überrascht blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. «Das stimmt», bestätigte sie ihm. «Wir trafen zufällig in der Liebfrauenkirche aufeinander.»
    Martin nickte. «So sagte sie mir.» Wieder erschien dieses amüsierte Lächeln auf seinem Gesicht. «Verratet Ihr mir, womit Ihr sie verärgert habt?»
    «Wie bitte?» Verblüfft starrte sie ihn an.
    «Nun …» Martin verschränkte die Arme vor der Brust, lächelte jedoch weiter. «Ich erinnere mich vage, dass Ihr ein gewisses Talent besitzt, in Eurem Gegenüber Unmut zu erwecken.»
    «Ach ja?»
    «Und dass Ihr außerdem über ein gehöriges – oder sollte ich sagen: ‹ungehöriges›? – Maß an Neugier verfügt.»
    Luzia spürte, wie ihr die Röte in die Wangen

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