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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Warnung sein, oder nicht? Es ist fast so wie damals, als …»
    «Als wir die Nachricht von Kuniberts Tod erhielten», ergänzte Elisabeth tonlos.
    «Ja, und als es uns vor der Pest gewarnt hat.» Luzia schluckte. «Was, wenn er etwas Böses im Schilde führt?»
    * * *
    «Was sollte Martin Wied wohl Schlimmes im Schilde führen?» Überrascht sah Johann seine Frau an, als diese ihm von Luzias Verdacht erzählte. Es war bereits später Abend, und sie hatten sich unter der Decke eng aneinandergekuschelt. In den Nächten wurde es inzwischen recht kalt, deshalb strahlte neben dem Bett ein Becken voll glühender Kohlen etwas zusätzliche Wärme ab, und am Fußende des Bettes lagen zwei im Feuer erhitzte Ziegelsteine.
    «Das weiß ich auch nicht. Aber du kennst Luzia! Wenn sie eine Vorahnung hat, steckt meistens etwas dahinter. Das Kruzifix summt tatsächlich seit einer Weile wieder. Genau genommen seit Martin wieder in der Stadt ist. Hältst du das für einen Zufall?»
    Einen langen Moment schwieg Johann, bevor er antwortete: «Ich denke, dieses Kruzifix wird mir allmählich ausgesprochen unheimlich. Fast könnte man meinen, es sei verhext.»
    «Johann!»
    «Ich weiß, ich weiß.» Beruhigend streichelte Johann über Elisabeths Oberarm. «Aber du musst zugeben, dass ihr immer noch nicht wisst, woher das Kreuz genau stammt und was es damit auf sich hat.»
    «Bruder Georg sagt, dass es wahrscheinlich aus dem Gralsschatz stammt.»
    «Der Gralsschatz ist eine Legende, Elisabeth.»
    «Ich habe nach ihm geschickt.»
    «Nach wem?»
    «Bruder Georg.» Elisabeth drehte sich ein wenig, sodass sie Johann direkt ins Gesicht sehen konnte. «Wenn das … wenn das mit dem Kruzifix wieder losgeht, möchte ich ihn gerne in der Nähe haben. Vielleicht kann er irgendwie helfen.»
    «Vielleicht», stimmte Johann ihr zu. «Dir ist schon klar, dass das Haus in der nächsten Zeit vor Gästen aus den Nähten platzen wird?»
    «Stört dich das?»
    Johann lachte leise. «Mich? Ganz sicher nicht. Aber es dürfte anstrengend werden.»
    «Wir brauchen eine weitere Magd.» Elisabeth richtete sich ein Stückchen auf. «Hilla schafft die Arbeit nicht alleine.»
    «Noch ein hungriges Maul mehr, das es zu stopfen gilt?»
    Elisabeth lächelte fein. «Ein Mädchen, das sich um das Haus kümmert, die Kammern in Ordnung hält und hilft, unsere Gäste zu bewirten.»
    Johann kniff die Augen ein wenig zusammen. Er kannte Elisabeth gut genug, um ihren Tonfall deuten zu können. «Du hast schon jemanden im Auge?»
    «Eine Jungfer, noch nicht ganz zehn Jahre alt», antwortete Elisabeth.
    «So jung noch?»
    «Sie ist das Arbeiten sicherlich gewohnt, wenngleich sie dem Stande nach durchaus eine gute Erziehung verdient hätte.»
    Johann runzelte die Stirn, dann setzte er sich abrupt auf. «Elisa, worauf willst du hinaus?»
    «Enneleyn.»
    «Nein.» Sein Blick verschloss sich.
    «Sie ist deine Tochter, Johann.»
    «Das weiß ich.» Nun bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn, und in seiner durch eine lange Narbe verunstalteten linken Wange begann ein Muskel zu zucken. «Herrgott, das weiß ich nur zu gut. Ich werde sie nicht in mein Haus aufnehmen. Das kannst du nicht ernst meinen!»
    «Warum nicht?» Elisabeth hatte sich noch nie von seinem plötzlich aufflackernden Temperament beeindrucken lassen und würde auch jetzt nicht damit beginnen. «Findest du nicht, dass sie mehr verdient als das Leben einer Schankmagd?»
    Johann stöhnte gequält auf und fasste sich an den Kopf. «Was soll das, Elisa? Du kannst doch nicht wirklich wollen, dass ich meine Bastard-Tochter zu uns ins Haus hole!»
    Elisabeth setzte sich ebenfalls auf und rieb sich ob der Kühle, die im Raum herrschte, schaudernd über die Arme. «Sie verdient eine ordentliche Erziehung. Und wo könnte sie die eher erhalten als im Hause ihres Vaters?»
    «Du bist ja verrückt.»
    «Nicht verrückt.» Nun nahm Elisabeths Stimme an Schärfe zu. «Nur praktisch veranlagt. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Drei sogar, wenn du so willst. Wir erhalten eine Hilfe im Haus, und das Mädchen erhält unter meiner Führung eine ordentliche Erziehung, die es ihr ermöglichen sollte, später einmal jemanden zu heiraten, der aus besseren Kreisen stammt als ihre Mutter oder der Schankwirt, der nun ihr Stiefvater ist. Und obendrein kannst du damit ein wenig von dem Unrecht wiedergutmachen, dass Aleidis widerfahren ist.»
    «Du willst, dass ich Enneleyn als meine Tochter anerkenne», schloss Johann aus ihren

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