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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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stieg. Doch gleichzeitig konnte sie ihre Empörung kaum unterdrücken. «Wenn Ihr auf die Sache mit Eurem Rechnungsbuch anspielt …»
    «Ich sehe, Eure Erinnerung ist so gut wie die meine», unterbrach er sie. «Und versteht mich nicht falsch – ich wollte Euch keinen Vorwurf machen.»
    «Das klang aber anders.»
    Martins Mundwinkel zuckten. «Es wundert mich nur, dass Ihr es geschafft habt, meine Mutter, die sonst bemüht ist, über jeden Menschen nur das Beste zu denken und zu sprechen, zu veranlassen, äußerst ungewöhnlich auf die Begegnung mit Euch zu reagieren.»
    «Ungewöhnlich?» Luzia schluckte. Unwillkürlich wanderte ihre Hand hinauf zu ihrer Brust, wo das Kruzifix noch immer leicht vibrierte.
    «Etwas, das Ihr gesagt oder getan habt, scheint sie sehr irritiert zu haben», fuhr Martin fort. «Ich bin neugierig, was das gewesen sein könnte.»
    «Ich weiß nicht, wovon Ihr redet», antwortete Luzia. «Weder habe ich etwas Ungehöriges zu Eurer Mutter gesagt noch mich unhöflich verhalten. Wenn sie etwas an mir auszusetzen hat, muss die Ursache eine andere sein.»
    «Vielleicht», stimmte Martin friedfertig zu, denn er bemerkte ganz deutlich den aufkeimenden Ärger in Luzias Miene. Er hatte nicht vor, sich mit ihr zu streiten, obwohl ihn das Gefühl beschlich, dass dies eine durchaus vergnügliche Erfahrung sein könnte. Außerdem hatte er noch etwas anderes im Sinn gehabt, als er sie in dem kleinen Gemüsegarten angesprochen hatte. «Da ich selbst derzeit keine Veranlassung sehe, mich über Euch zu ärgern, möchte ich gerne einen anderen Vorschlag machen.»
    «Was für einen Vorschlag?», fragte sie misstrauisch.
    Martin trat einen halben Schritt auf sie zu, blieb dann jedoch stehen, als er in ihren Augen deutliche Abwehr wahrnahm. «Nennen wir es lieber eine Einladung. Morgen Abend erwarte ich Johann und Elisabeth in meinem Haus zum Abendessen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch den beiden anschließt.»
    Erneut starrte Luzia ihn verblüfft an. «Ihr wollt, dass ich in Eurem Haus zu Abend esse? Mit meiner Herrschaft? Warum?»
    «Weil ich etwas mit Euch und Elisabeth zu besprechen habe – und mit Johann selbstverständlich.»
    Verständnislos schüttelte Luzia den Kopf. «Was könntet Ihr mit mir zu besprechen haben? Ich glaube nicht, dass es sich für mich als Magd ziemt …»
    «Da mögt Ihr sogar recht haben, Jungfer Luzia», fiel Martin ihr ins Wort. In seine Stimme war ein eherner Unterton getreten, der sie erschrocken aufhorchen ließ. «Es ziemt sich in der Tat nicht, dass eine Bauernmagd am selben Tisch isst wie ihre adelige Herrschaft. Aber da offenbar weder Johann noch Elisabeth etwas dagegen einzuwenden hat, werde ich ganz sicher nicht damit anfangen, Euch Steine in den Weg zu legen. Auch denke ich, dass Elisabeth Euren Manieren in den vergangenen Jahren genügend Schliff verliehen haben dürfte. Niemand wird also auf die Idee kommen, Ihr wäret etwas anderes als eine bürgerliche Waise. Belassen wir es dabei; weder meine Mutter noch meine Schwestern sollten im Augenblick mehr über Euch erfahren.» Er nickte ihr noch einmal zu. «Bis morgen also.» Damit wandte er sich ab und ging auf das offenstehende Tor zu, das den Hof zum alten Graben hin abtrennte. Wenig später war er um die Hausecke verschwunden.
    Luzia blickte ihm entgeistert nach. Hatte sie das recht verstanden? Martin Wied wusste bereits um ihre bäuerliche Herkunft? Wie lange schon? Und warum hatte er vorher nie etwas dazu gesagt? Was hatte er vor? Wollte er sie vor Johann und Elisabeth und seiner Familie bloßstellen?
    Nein. Sie schüttelte den Kopf. Er hatte selbst gesagt, dass seine Mutter und seine Schwestern nichts erfahren sollten. Aber weshalb um alles in der Welt hatte er sie dann in sein Haus eingeladen? Sie konnte unmöglich dorthin gehen. Immer mehr würde sie sich in ihr eigenes Lügengespinst verheddern. Sie fasste sich an die Stirn. Elisabeth – sie musste mit ihr sprechen. Rasch eilte sie in die Küche, warf der überraschten Josefa den Bund Petersilie auf den Tisch und rannte dann beinahe die Stiege ins Obergeschoss hinauf.
    * * *
    Mit ausholenden Schritten passierte Martin das Burgtor, schritt an der Liebfrauenkirche vorbei und bog dann zielstrebig in die Dechantsgasse ein. Mehrfach fuhr er sich verärgert durch sein welliges, im Nacken kurzgeschorenes Haar. Das war nicht ganz so gelaufen, wie er es vorgehabt hatte. Luzia anzusprechen war eine spontane Entscheidung gewesen, als er sie so anmutig neben den

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