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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Elisabeth. So sagte er wenigstens.»
    Anton wirkte nicht sehr glücklich über ihre Antwort. «Aber was, wenn er doch was von dir will?»
    Irritiert schüttelte Luzia den Kopf. «Anton, was sollte er denn von mir wollen? Er hat nur …» Sie stockte, denn plötzlich dämmerte ihr, worauf ihr Bruder hinauswollte. Eine feine Röte stieg ihr in die Wangen. «Martin Wied ist ein ehrbarer Kaufmann. Er hat ganz sicher keine solchen Hintergedanken, wie du sie meinst. Außerdem bin ich doch in Elisabeths und Johanns Gesellschaft. Mir kann also gar nichts passieren.»
    «Trotzdem ist mir nicht wohl dabei», beharrte Anton. «Herr Wied ist mir unheimlich.»
    «Anton!»
    Er zog den Kopf ein. «Ich weiß schon, er kann nichts für seine Brandnarben. Aber du magst ihn auch nicht, Luzia. Das weiß ich genau, weil du ihm bisher immer aus dem Weg gegangen bist. Und jetzt lässt du dich in sein Haus einladen.»
    «Du machst dir wirklich Sorgen, was?» Luzia zog ihren Bruder an sich und drückte ihn kurz. «Du hast recht, ich fühle mich in Wieds Gegenwart nicht besonders wohl. Aber deshalb darf ich nicht einfach unhöflich sein und seine Einladung ablehnen.»
    «Warum nicht?»
    Luzia seufzte. «Weil man so etwas nicht tut, Anton. Manchmal muss man auch mit Leuten umgehen, die man nicht gut leiden kann … oder die einem unheimlich sind.»
    «Luzia, bist du fertig?» Elisabeth streckte den Kopf zur Tür herein. «Wilbert hat uns eine Sänfte besorgt, damit wir trockenen Fußes am Kornmarkt ankommen. Es wird bestimmt bald anfangen zu regnen. Johann wird natürlich reiten.» Sie warf einen fragenden Blick auf Anton, der rasch von Luzias Bett aufgesprungen war.
    «Ich geh wieder an meine Arbeit», verkündete er rasch.
    Luzia erhob sich ebenfalls und legte sich den Mantel um. «Ich bin fertig», sagte sie mit gefasster Stimme.
    Elisabeth lächelte. «Schau nicht, als ob wir dich zur Schlachtbank führen wollten. Es wird ganz sicher ein vergnüglicher Abend. Herr Wied ist ein sehr angenehmer Gesellschafter; du wirst schon sehen.»
    * * *
    «Du hast wen mit eingeladen?» Augusta sah ihren Sohn überrascht an. «Seit wann bewirtest du an unserem Tisch die Mägde anderer Leute?»
    «Elisabeths Leibmagd», korrigierte Martin, ohne eine Miene zu verziehen. «Eine Waise von durchaus …» – er zögerte nur den Bruchteil eines Moments – «interessanter Herkunft.»
    «Ach ja! Und die wäre?»
    «Was tut das zur Sache, Mutter?» Martin legte ihr eine Hand auf den Arm. «Ich habe meine Gründe, glaub mir.»
    Augusta musterte ihn mit besorgt gerunzelter Stirn. «Was für Gründe das auch immer sein mögen, das Mädchen gefällt mir nicht.»
    «Du hast sie erst einmal gesehen!» Martin lächelte amüsiert. «Sonst bist du doch nicht so voreingenommen.»
    «Ich bin nicht voreingenommen», widersprach Augusta empört, musste dann aber sein Lächeln erwidern. «Na gut, vielleicht ein bisschen. Ich weiß auch nicht, was mich an ihr stört.»
    «Also dann warte doch einfach, bis der Abend um ist; vielleicht weißt du es dann.» Martin zwinkerte ihr zu und verließ die Stube.
    Augusta blickte ihm verwundert nach. Ihr Sohn überraschte sie immer wieder. Natürlich vertraute sie seinem Urteil; Martin besaß ein ausgezeichnetes Gespür für Menschen. Dennoch fragte sie sich, weshalb er bis zum letzten Augenblick gewartet hatte, bevor er ihr von dem zusätzlichen Gast erzählt hatte. Seufzend rief sie nach ihrer Magd Lise und trug ihr auf, noch ein weiteres Gedeck aufzulegen. Sie hatte für den heutigen Abend das Zinngeschirr aus der Stube verbannt und die wertvollen Silberteller, -löffel und -becher aus der Truhe unter dem Fenster geholt. Lise und Nette hatten den gesamten Nachmittag damit zugebracht, das Geschirr zu polieren. Außerdem hatten mehrere hübsch verzierte Schüsseln und ein silberner Leuchter ihren Weg auf den großen Esstisch gefunden. Auch wenn Johann ein alter Freund der Familie war – er war immerhin ein Graf, und dem Adel musste man etwas bieten. Wer konnte wissen, ob seine Gattin nicht die Sorte Frau war, die den Wert einer Freundschaft im Gewicht des Silberbestecks abwog?
    Während Augusta noch darüber nachdachte, ob ein silberner Trinkbecher nicht sehr übertrieben für eine Leibmagd war, hörte sie bereits deutlich Geräusche aus dem Hof, welche die Ankunft der Gäste verrieten.
    * * *
    Luzia ließ sich von einem Knecht, den Johann mit dem Namen Alban angesprochen hatte, aus der Sänfte helfen und sah sich neugierig um. An diesem

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