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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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dieses neue Lied beigebracht haben mag.»
    Thal ging nicht darauf ein. «Wir dachten uns, dass Ihr möglicherweise an einem Handel interessiert sein könntet, der Euch in die Lage versetzt, Eure Außenstände zu begleichen.»
    «Welche Art von Handel?»
    «Wir wären bereit, Euren Anteil an der
Ludwina
zu übernehmen. Zum gleichen Preis, den Ihr einst gezahlt habt.»
    «Was bringt Euch auf die Idee, ich wollte meinen Anteil an dem Schiff hergeben?»
    Thal runzelte kurz die Stirn. «Nun, wie gesagt, in Eurer schwierigen Lage derzeit …»
    «Ich kann meinen Anteil an der
Ludwina
nicht veräußern», unterbrach Martin ihn. «Er ist verpfändet.»
    Thal und Boos sahen einander kurz an. Thal räusperte sich erneut. «Ganz sicher ließe sich da ein Handel mit den Lombarden vereinbaren, falls das das Problem …»
    «Nicht bei den Lombarden.»
    Thals Augen verengten sich. «Nun, wir können auch gleich morgen zum Kauwerziner Hof gehen und das regeln. Rigo de Beerte ist zwar …»
    «Gebt Euch keine Mühe, Thal. Ich habe mit Muskin eine Vereinbarung getroffen und nicht vor, davon abzuweichen.» Martin faltete die Hände auf dem Tisch.
    Seine beiden Besucher sahen einander erneut kurz an.
    «Ihr macht also nach wie vor Geschäfte mit den Juden», konstatierte Thal. Seiner Stimme war nicht anzuhören, ob ihm diese Tatsache missfiel oder nicht. «Umso eher solltet Ihr geneigt sein, unserem Vorschlag zuzustimmen. Muskin nimmt hohe Zinsen. Sicher wollt Ihr Euch nicht vollkommen ruinieren. Ein Verkauf Eurer Anteile an dem Schiff würde Euch die Möglichkeit geben, den aufgenommenen Kredit rasch wieder zurückzuzahlen.»
    Martin behielt sein Lächeln bei, obgleich es in ihm zu brodeln begann. «Eure Besorgnis um mein Wohlergehen rührt mich», sagte er freundlich. «Aber ich habe nicht vor, meine Anteile an der
Ludwina
zu verkaufen. Im Gegenteil. Sobald es die Zeit erlaubt, werde ich Kontakt zu den übrigen Eignern aufnehmen, um deren Anteile zu übernehmen.»
    «Ihr wollt was?» Boos fuhr auf und starrte ihn verblüfft an.
    «Alleiniger Eigentümer der
Ludwina
werden», antwortete Martin lächelnd.
    «Alleiniger …? Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?» Boos’ Wangen verfärbten sich rosa. «In Eurer prekären Lage wollt Ihr ein solches Risiko eingehen? Eine derartige Verpflichtung kann Euch das Genick brechen!»
    Ruhig schüttelte Martin den Kopf. «Wer behauptet eigentlich, dass meine Lage derart prekär sei?»
    Irritiert verstummte Boos und warf Thal einen kurzen Blick zu. «Nun …»
    Thal beugte sich ein wenig vor und fixierte Martin. «Die Tatsache, dass Euer Bruder Euer Geschäft in den vergangenen beiden Jahren heruntergewirtschaftet hat, ist kein Geheimnis, Wied.»
    «Vor allem, da Ihr nicht ganz unbeteiligt daran wart», gab Martin ungerührt zurück.
    Thal lächelte kalt. «Ein jeder Kaufmann muss sehen, wo er bleibt.»
    «Seht Ihr, und ich habe beschlossen, bei meinen Plänen zu bleiben», erwiderte Martin in ähnlichem Ton. «Da Ihr so gut informiert seid, dürfte Euch bekannt sein, dass ich nicht zum ersten Mal Geld bei Muskin geliehen habe. Bisher konnte ich meine Schulden noch immer problemlos zurückzahlen.»
    «Ja, bisher …»
    «Euch sind doch reihenweise die Kunden davongelaufen», mischte sich Boos erregt ein. «Und jetzt wollt Ihr uns erzählen, es wäre ein Kinderspiel, diesen Judenkredit zurückzuzahlen? Und noch dazu den Preis für die übrigen Anteile an dem Transportschiff zu bezahlen? Seid Ihr verrückt, Wied?»
    «Ich erinnere mich nicht, behauptet zu haben, es sei ein Kinderspiel», antwortete Martin. «Dafür hat Herr Thal schon gesorgt, nicht wahr?» Er warf seinen Konkurrenten ein bissiges Lächeln zu und nahm gleichzeitig mit einem Nicken den mit Wein gefüllten Silberbecher entgegen, den seine Mutter inzwischen hereingebracht hatte. Betont gelassen trank er einen Schluck, bevor er fortfuhr: «Euer Angebot weiß ich zu schätzen, Thal, lehne es jedoch ab, da ich, wie ich schon sagte, andere Pläne habe.»
    «Und wenn die anderen Eigner ihre Anteile nicht verkaufen wollen? Oder lieber an jemand anderen?»
    Martin erwiderte den lauernden Blick Thals weiterhin gelassen. «Es steht Euch natürlich frei, den betreffenden Männern ein besseres Angebot zu machen. Wenn Ihr es ertragen könnt, dass ich mit zwei Dritteln der Anteile dann Euer überlegener Geschäftspartner wäre.»
    «Ihr seid jung und unvernünftig», brauste Boos erneut auf. «Seht Ihr denn nicht, dass Ihr ins Verderben

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