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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Hand des langhaarigen Gauklers. Die beiden sahen einander lächelnd in die Augen, bevor sie auf der anderen Seite das Lager in Richtung Holzpforte verließen.
    Martins Magen zog sich schmerzlich zusammen, als er ihnen in einigem Abstand folgte. Gleichzeitig wallte heftiger Ärger in ihm auf. Wer war dieser Mann, und warum war Luzia so vertraut mit ihm? Woher kannte sie ihn? Noch einmal blickte er sich zum Lager der Gaukler um, dann erinnerte er sich. Damals in Kempenich hatten sie ihr Winterlager aufgeschlagen. Es musste sich um dieselbe Gruppe handeln. Er beschleunigte seinen Schritt, um Luzia nicht aus den Augen zu verlieren. Sein Ärger wuchs noch, als der Gaukler ihr etwas zuflüsterte, woraufhin sie hell auflachte.
    Martin knirschte mit den Zähnen. Selbst auf die Entfernung war zu erkennen, dass die beiden sehr vertraut miteinander waren. Bevor die beiden das Holztor erreichten, beschleunigte er seinen Schritt noch mehr und schloss zu ihnen auf. «Ich muss mich doch sehr über Euch wundern, Jungfer Luzia», sagte er laut und beobachtete mit einiger Genugtuung, wie sie heftig zusammenzuckte und zu ihm herumfuhr.
    Luzia war noch niemals derart erschrocken wie in diesem Augenblick, da sie Martins Stimme hinter sich vernahm. Als sie sich zu ihm umdrehte, blickte sie in sein grimmig lächelndes Gesicht. Unwillkürlich ließ sie Rolands Hand los. «Herr Wied!»
    «Was tut Ihr hier?», fragte er barsch. «Solltet Ihr nicht am Gewürzstand auf dem Florinshof stehen, anstatt Euch mit …» – stirnrunzelnd musterte er Roland – «… fragwürdigen Gestalten herumzutreiben?»
    Luzias Miene verfinsterte sich. «Ich treibe mich nicht herum!»
    «Ach nein? Was dann?»
    «Dies ist ein alter Freund», erklärte sie hastig. «Ich traf ihn zufällig und …»
    «Interessante Freunde habt Ihr, Luzia. Dennoch möchte ich gerne wissen, warum Ihr glaubt, diese … Freunde während der Zeit aufsuchen zu müssen, in der Ihr eigentlich eine Arbeit zu verrichten habt.»
    Luzia biss sich auf die Lippen. «Es tut mir leid, Herr Wied. Ich hatte nicht vor, einfach … Es war alles ein Zufall und …»
    «Zufall, soso. Wie wäre es dann, wenn Ihr mich jetzt zum Florinshof zurückbegleiten würdet. Der Markttag endet erst in zwei Stunden.»
    «Natürlich, Herr Wied.» Luzia senkte kurz den Kopf, danach blickte sie zu dem Gaukler an ihrer Seite. «Es tut mir leid, Roland. Ich muss gehen.»
    «Schon gut, Luzia. Wir werden uns ein andermal wiedersehen», versprach Roland mit einem zärtlichen Lächeln. Dann wandte er sich an den Kaufmann. «Verzeiht uns unsere Unbedachtheit, Herr. Wir waren bereits auf dem Weg zum Marktplatz. Es war einfach eine so große Freude, Luzia nach all der Zeit wiederzusehen.»
    Martin fasste ihn erneut ins Auge. «Ihr seid einer der Gaukler, die vor drei Jahren auf der Kempenicher Burg zu Gast waren.»
    «Ja, Herr.»
    Martin nickte nur, nahm Luzia am Arm und schob sie weiter. «Gehen wir», sagte er mühsam beherrscht.
    * * *
    «Was bedrückt dich?», fragte Elisabeth ihre Magd am Abend, nachdem sie sich in Elisabeths Kammer zurückgezogen hatten. Während des Abendessens und auch danach, als sie Bruder Georg das Kruzifix gezeigt hatten, war Luzia ungewöhnlich schweigsam und in sich gekehrt gewesen. Elisabeth spürte, dass die Freundin etwas beschäftigte, hatte aber gewartet, bis sie alleine waren, bevor sie danach fragte.
    Erschrocken beobachtete sie, wie Luzia anstelle einer Antwort in Tränen ausbrach. Rasch zog sie ihre Freundin neben sich auf die Kante des großen Ehebetts und nahm sie in die Arme. «Um Himmels willen, Luzia, was ist denn nur geschehen?»
    Schluchzend drückte Luzia ihr Gesicht gegen Elisabeths Schulter. «Ihr werdet es nicht glauben», presste sie schließlich undeutlich hervor. «Es ist fast wie ein Wunder.»
    «Was meinst du, Luzia?» Vorsichtig schob Elisabeth die Freundin ein wenig von sich, um sie ansehen zu können. «Was ist wie ein Wunder?»
    «Ich habe heute Roland wiedergetroffen. Und Heinrich und Veit und …»
    Erschrocken starrte Elisabeth sie an. «Die Gaukler?» Sie schluckte und zog Luzia wieder an sich. «Das ist ja wirklich ein Zufall, nicht wahr?» An ihrer Stimme war zu erkennen, dass sie über die Nachricht nicht ganz glücklich war. Sie riss sich zusammen. «Wie geht es ihnen denn?»
    «Gut», murmelte Luzia und rieb sich mit dem Ärmel ihres Kleides über die Nase. «Sehr gut. Sie sind alle wohlauf …» Sie stockte. «Herrin, ich habe niemals geglaubt, dass ich ihn

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