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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihm, um ihm ins Gesicht sehen zu können. «Ich bin es wirklich.» Lächelnd blinzelte sie die Tränen fort. «Nie hätte ich gedacht, dass wir uns noch einmal wiedersehen würden.»
    Wieder zog Roland sie an sich, streichelte ihr übers Haar. «Luzia», flüsterte er wieder. «Meine hehre Frau.»
    Wie selbstverständlich trafen sich ihre Lippen zu einem sanften, zärtlichen Kuss. Dann trat er einen Schritt zurück, nahm sie bei der Hand und führte sie zu dem Stein, auf dem er eben noch gesessen hatte.
    Einträchtig ließen sie sich nebeneinander darauf nieder.
    «Was machst du denn hier, Luzia?», wollte er wissen und ließ sie dabei nicht aus den Augen. «Wie kommst du nach Koblenz?»
    Sie lehnte sich an ihn, wie sie es früher immer getan hatte, spürte, wie er seinen Arm um ihre Schultern legte. «Ich wohne hier, im Haus meiner Herrin am alten Graben.»
    «Fräulein Elisabeth?»
    «Gräfin Elisabeth von Manten», erklärte sie.
    Federleicht ließ er seine Fingerspitze über ihre Wange streichen. «Du siehst so anders aus, Luzia. Ganz wie die hehre Frau, die du für mich immer gewesen bist. Du bist weit gekommen in der Welt, nicht wahr? Ich wusste immer, dass du etwas ganz Besonderes bist.»
    «Ja, Roland, ich habe einen weiten Weg hinter mir. Bei der großen Pest habe ich meine Familie verloren. Alle, bis auf meinen Bruder Anton.»
    «O Luzia!» Mitfühlend zog er sie dichter an sich.
    «Es war eine schreckliche Zeit. Ich hatte so große Angst um dich – um euch alle.» Sie schluckte. «Später dann sind Anton und ich mit Frau Elisabeth auf ihre Heimatburg gegangen. Als sie heiratete, nahm sie uns mit auf die Mantenburg … und nun bin ich hier.» Sie nahm seine Hand. «Es ist alles so anders als damals. Ich kann jetzt lesen und schreiben und rechnen. Erinnerst du dich noch an den Kaufmann Martin Wied? Den Weinhändler, der Graf Simon belieferte? Bei ihm bin ich jetzt Gehilfin.»
    «Du bist was?» Verblüfft blickte er auf.
    Sie lächelte. «Gehilfin eines Kaufmanns, Roland! Nur für die Zeit des Jahrmarktes, aber ich habe bereits viele Gewürze verkauft.»
    «Das ist ja unglaublich!», rief er und lachte leise. «Und wundervoll. Luzia, ich bin so stolz auf dich! Welch ein wunderbarer Zufall, dass wir uns hier wieder begegnet sind.»
    «Ich möchte so gerne hören, wie es dir ergangen ist, Roland», sagte sie und drückte seine Hand. «Aber ich fürchte, ich muss schon wieder gehen. Man erwartet mich auf dem Florinshof. Um ehrlich zu sein, bin ich einfach fortgegangen, ohne jemandem zu sagen, wohin. Bestimmt macht sich Alban schon Sorgen.»
    «Du musst mir versprechen, dass du wieder herkommst! Es gibt so vieles zu erzählen – so vieles, was ich dich fragen möchte.»
    «Mir geht es ebenso. Ich werde es versuchen. Wenn Elisabeth erfährt, dass ihr hier seid, wird sie mir vielleicht einen weiteren Besuch bei euch erlauben. Oder vielleicht dürft ihr einmal in ihr Haus kommen.»
    Zweifelnd sah Roland sie an. «Eine Truppe Gaukler? Das wäre ihr bestimmt nicht recht.»
    «Aber ihr seid doch alte Bekannte. Ich werde sie fragen.» Entschlossen stand Luzia auf. «Ich muss jetzt gehen.»
    «Ich begleite dich, wenn du es erlaubst», bot er sofort an.
    Luzia nickte lächelnd. «Danke, Roland.»
    Er nahm ihre Hand und führte sie zum Lager zurück, wo sie sich von den anderen Gauklern verabschieden und ihren Korb holen wollte.
    * * *
    Suchend blickte sich Martin auf dem Fischmarkt um. Willem Leyens Knecht hatte ihm gesagt, dass sein Herr sich hier irgendwo aufhalten würde. Doch nicht nur auf dem Florinshof, sondern auch auf diesem Platz herrschte ein großes Durcheinander von Marktbesuchern, Bauern und Händlern. Es war unwahrscheinlich, dass er Leyen hier finden könnte. Also würde er sich wohl noch gedulden müssen und später noch einmal in der Kastorgasse vorsprechen.
    Ganz in Gedanken passierte er die Wagenburg einer Gauklertruppe – und blieb abrupt stehen, als er sah, wie Luzia an der Hand eines jungen Mannes hinter einen der großen Karren trat. Verwirrt blickte er ihr nach. Was hatte sie hier zu suchen? Noch dazu allein? Weshalb war sie nicht auf dem Florinshof?
    Rasch ging er auf den Karren zu und spähte in das Lager der Gaukler. Gerade umarmte Luzia einen älteren, rundlichen Mann, dann einen wahren Hünen, der sie hochhob und kurz, aber so fest an sich drückte, dass sie vergnügt auflachte. Dann griff sie mit der einen Hand nach ihrem Korb, der neben dem Lagerfeuer stand, und mit der anderen nach der

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