Die Gezeiten von Kregen
mit dem Geld hatten wir die nötige Ausrüstung für unsere Reise erstanden, so auch die Sectrixes, sechsbeinige Reittiere, die mir eigentlich wenig behagten.
Im Lager stießen wir auf eine Gruppe Pachak-Söldner. Pachaks sind mittelgroße Diffs mit zwei linken Armen, einem peitschenähnlichen Schwanz mit einer Hand am Ende und strohgelbem Haar. Sie gelten als sehr loyal und kampfstark.
»Ich bin Logu Pa-We«, stellte sich ihr Anführer vor. »Mein Nikobi gilt Roz Nath na Hazernal.«
»Mein Name ist Dak, und dies ist Duhrra.« Ich warf einen kurzen Blick auf den kleinen goldenen Zhantilkopf, den der Anführer an einer Seidenschnur im obersten Knopfloch trug. »Du bist Hyr-Paktun, Logu Pa-We. Wir fühlen uns geehrt.«
Der Pachak strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. Er war sichtlich stolz auf den Pakzhan, den goldenen Zhantilkopf, der ihn als hervorragenden Kämpfer auswies – und zu Recht.
»Und du, der du dich Dak nennst. Bist du ebenfalls Paktun?«
»Ich war einmal Paktun.«
»Dann bist du es immer noch!«
»Aber ich habe nie den Pakzhan getragen.«
Der Hyr-Paktun betastete sein goldenes Ehrenzeichen. »Du trinkst mit mir?«
»Aye, gern«, sagte Duhrra.
Der Pachak warf einen Blick auf meinen Begleiter und krümmte in einer Geste der Zustimmung den Schwanz. Ich habe großen Respekt vor den Pachaks als intelligente Lebewesen. Als Söldner sind sie mir hochwillkommen, denn sie sind ihren Auftraggebern treu und kämpfen bis in den Tod. Zu dritt suchten wir das nächste Zelt auf und bestellten eine Erfrischung. Ich bat um Tee, denn ich hatte Durst.
Wir unterhielten uns, wie es unter Kämpfern üblich ist, mit knapp hingeworfenen Stichworten, in professionellen Begriffen, die in kurzer Zeit ein Maximum an Informationen vermittelten.
Danach steckte die Armee sehr in der Klemme. Die Grodnim schienen es immer wieder zu schaffen, die Zairer im Kampf zu besiegen. »Uns fehlt es an Disziplin«, bemerkte Logu Pa-We dazu. »Ich glaube, ich werde mein Nikobi nicht erneuern, wenn der Vertrag ausläuft.«
»Du würdest für die Grodnim kämpfen?« Mit dieser Frage bewies Duhrra sein Unwissen – typisch für die meisten Zairer, denen die kregischen Diffs fremd waren.
Logus Schwanzhand zuckte, aber er blieb gelassen. »Das wäre eine Schande.«
»Du Onker!« sagte ich zu Duhrra und trank Tee.
»Ja, Herr.«
»Und ich bin nicht dein Herr, bei den stinkenden Eingeweiden Makki-Grodnos!«
»Da bin ich nicht deiner Meinung, Dak.«
Der Pachak, der uns offenbar für zwei höchst unprofessionelle Zairer hielt, gab dem Gespräch eine allgemeine Wende. Ich brachte in Erfahrung, was ich konnte. Als ich sagte, wir wollten durch die feindlichen Linien nach Shazmoz vorstoßen, schürzte er die Lippen.
»Das wäre sehr riskant.«
»Ich muß in der Stadt einen Mann sprechen.«
»Und ich brauche einen Haken.«
»Ja, dafür gibt es einen Fachmann in der Stadt.«
Der Vertrag, den die Pachaks mit ihren Auftraggebern schließen, heißt Nikobi – eine ungefähre Entsprechung des Obi, das bei meinen segesthischen Klansleuten höchste Bedeutung hat. Chuliks, Rapas und Fristles arbeiteten nach anderen Prinzipien.
Die Vielfalt der Rassen auf Kregen fasziniert mich immer wieder. Sie unterscheiden sich physisch so sehr wie in ihrer Einstellung zum Leben. Und doch sind sie menschlich und besitzen menschliche Attribute. Wie einseitig wäre in den Augen dieser Wesen die Erde gewesen, die nur eine einzige Rasse intelligenter Wesen kannte!
Der fortschreitende Abend brachte Stimmung und Gesang. Die Sonnen gingen unter, und nach Art des zairischen Militärs vergaßen die Soldaten ihr blutiges Tagewerk bei Wein und Gesang. Die Pachaks unter Logu Pa-Wes Kommando sangen ebenfalls mit, aber andere Lieder als die Apim von der Südküste.
Zwischendurch erzählte Logu von dem geheimnisvollen Land Tambu, das in großer Entfernung südwestlich von Loh liegen sollte. Er gehörte zu den wenigen, die mir erzählten, sie seien wirklich dort gewesen – ein Erlebnis, das tiefe Spuren hinterlassen hatte. Er wolle nie dorthin zurückkehren. O ja, dieser Pachak kannte die Länder an den Äußeren Ozeanen, vielleicht sogar besser als ich, und es war klar, daß er es bedauerte, seine Leute ans Binnenmeer geführt zu haben, und daß er sich den Roten verpflichtet hatte und nicht den Grünen.
Die zairischen Swods sangen Das Leben und Treiben des Fischhändlers von Magdag , ein ziemlich saftiges Lied, zu dem krachend die Kelche auf die Sturmholztische
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