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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Sie das starre kregische Söldnersystem nicht begriffen. Trafen die beiden in der Schlacht aufeinander, würden sie kämpfen. Das gehörte zu ihrem Dasein als Paktun, auf eine entsprechende Frage hätten sie sicher nur geantwortet: »Das ist unser Nikobi!«
    Nach dem Gespräch wurden Duhrra und ich durchgelassen und Logus Bruder sagte barsch: »Eure grünen Sachen laßt ihr lieber hier.«
    Wir legten das verhaßte Grün ab und ritten weiter durch die Dunkelheit. Nach etwa einer Bur erreichten wir die Mauern von Shazmoz und die ersten Patrouillen. Erstaunt begrüßt von den Wächtern, wurden wir in die bedrängte Stadt geführt.
    Der Anblick einer belagerten Stadt ist bedrückend. Alles bewegt sich wie in Trance. Die Männer wirkten ausgezehrt. Wir kamen an Feuern vorbei, die von den Trümmern zerstörter Häuser zehrten, und sahen zerlumpte Frauen, die uns die Hände entgegenstreckten. Wir warfen ihnen ein paar Goldstücke hin, doch sie spuckten aus und warfen das Geld zurück. Was konnte ihnen Gold nützen? Gold kann man nicht essen.
    Ein Hikdar trat uns unter der Lampe des Zitadellentors entgegen. Die Burg erhob sich hoch über den schweren Befestigungsanlagen der Stadt, die auch den Hafen einschlossen. Ich sagte: »Ich muß Pur Zenkiren sprechen.«
    »Dein Begehr! Du kommst von Roz Nath?«
    »Nein. Ich habe eine private Angelegenheit vorzutragen.«
    Der Hikdar war kein Krozair. Ich fragte mich, ob ich es wagen konnte, ihm eine Andeutung zu machen, aber ich nahm an, daß die Nachricht vom Ausschluß Pur Dray Prescots bereits bis hierher vorgedrungen war. Der Mann musterte uns unentschlossen. Duhrra bewegte sich unbehaglich auf seiner Sectrix und stieg schließlich ab.
    »Hikdar, gibt es in der Stadt einen Mann, der Molyz ti Sanurkazz genannt wird? Molyz der Hakenmacher?« Duhrra hielt seinen Armstumpf empor.
    »Ja, der Mann ist bei uns.«
    Der Hikdar machte keine Anstalten, uns einzulassen. Eine Gruppe Wächter hielt sich mit gespannten Bögen in der Nähe auf. Der Empfang war enttäuschend. Aber das konnten wir dem Hikdar nicht übelnehmen. Fremde, die nachts durch feindliche Linien kamen und den befehlshabenden General einer belagerten Stadt sprechen wollten? Das roch penetrant nach Verrat und Schurkerei!
    So sagte ich denn einige knappe Worte, die einem Krozairbruder verraten würden, daß einer seiner Kameraden ihn sprechen wollte. Der Hikdar nickte. »Ich will sehen, was ich tun kann. Bleibt hier.«
    Wir mußten ziemlich lange warten, ehe er zurückkam. »Kommt«, sagte er und winkte uns.
    Wie oft bin ich schon durch eine abweisende graue Burg geführt worden, umgeben von Wächtern?! Oft sind es meine Leute gewesen, oft aber auch Gegner, die meine Flucht verhindern wollten. Unsere Schritte hallten auf den Fliesen. Fackeln leuchteten und kennzeichneten unseren Weg mit zuckenden Schatten. So erklommen wir zahlreiche Treppen, stiegen immer höher empor, vorbei an Wächtern, die ausnahmslos die Spuren langen Hungerns zeigten.
    In einem Korridor dämpfte plötzlich ein Teppich unsere Schritte, dann erreichten wir eine eisenbeschlagene Lenkholztür. Der Hikdar klopfte dagegen; sie wurde geöffnet, und wir wurden in einen Vorraum geführt, der voller Helfer war, jungen herausgeputzten Männern, die überreichlich Rot trugen. Eine weitere Tür, ein weiteres Anklopfen, dann traten wir ein. Von der Einrichtung sah ich nichts. Ich spürte nichts von den Wächtern, die sich um mich drängten, von Duhrra, der mir heiser ins Ohr atmete.
    Mein Blick war auf den Mann konzentriert, der mitten im Raum stand, halb nach hinten gewandt, um den Krozairbruder zu begrüßen, der in der Nacht angekommen war.
    Pur Zenkiren.
    Ich starrte ihn an. Bei Zair! Ich wußte, ich hatte mich im Laufe der Jahre nicht sehr verändert, ich hatte noch große Ähnlichkeit mit dem Mann, dem er vor langer Zeit in Pattelonia an der Ostküste Remberee gesagt hatte. Um so mehr war Pur Zenkiren gealtert! Mein Herz begann heftig zu schlagen. Das früher einmal gebräunte, furchtlose Gesicht wirkte grau und erschlafft. Der verwegene schwarze Schnurrbart krümmte sich noch immer unter der vorspringenden zairischen Nase – diese Nase war aber inzwischen sehr schmal geworden, scharf wie eine Messerklinge. Das lockige Haar fiel so dicht herab wie früher. Zenkiren war von einer Aura der Niederlage und Verzweiflung umgeben.
    Er trug einen langen weißen Umhang und ein Krozair-Langschwert. Auf seiner Brust schimmerte das Symbol des nabenlosen Speichenrades, das

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