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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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das Schicksal damals eine Reise nach Osten beschieden hatte. Du solltest in dieser Angelegenheit mit Pur Zazz sprechen. Ich weiß nicht, was er dir gesagt hat ...« Ich spürte, wie Zenkiren sich aufbäumte, als wolle er etwas sagen. Ich griff aber noch fester zu und fuhr fort: »Aber es muß dir klar sein, daß ich kein gewöhnlicher Mensch bin.«
    Ich kam mir wie ein billiger Betrüger vor.
    »Das ist das erste. Zweitens bedenke etwas, das uns beide angeht. Sicher, ich weiß, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ich habe inzwischen zu viele Orte besucht und zu viele Wunder gesehen und viele Dinge getan, von denen ich viele lieber nicht getan hätte. Aber auf allen meinen Wegen habe ich mich stets als Krzy betrachtet und gefühlt. Immer. Die Mitgliedschaft im Orden ist der wichtigste Grundstein für mein Leben gewesen – nach meiner Delia!«
    Aber noch während ich sprach, kamen mir Zweifel. Nach der Apushniad – was konnte mir da das Binnenmeer bedeuten? Ich redete wieder einmal Unsinn! Nicht das Auge der Welt war wichtig, sondern mich faszinierte die geheimnisvolle innere Haltung der Krozairs von Zy, die die höchsten Gipfel der Stratemsk überragte.
    Ich bewegte mich leicht zur Seite und machte Anstalten, Zenkiren loszulassen.
    »Dies alles ist ohne Belang für die Diskussion oder das beschriebene Dilemma. Dieses Dilemma kannst du überwinden, wie du willst. Eins möchte ich jedoch noch erwähnen: wir waren Freunde, Zenkiren, Schwertbrüder. Ich habe dich nicht vergessen und sehe dich auch jetzt noch mit brüderlicher Zuneigung. Das ist natürlich unwichtig, ein winziges Staubkorn im großen Ganzen – und ich kann nur für mich selbst sprechen. Aber für mich ist das wie der Kiel eines Ruderers, der durchs Meer schneidet.«
    Duhrra sagte: »Äh ... bei Zair, Dak! Und du bist ein ...«
    »Einen Augenblick, guter Duhrra. Ich liebe diesen alten Mann, aber sollte er schreien wollen, muß er dennoch zum Schweigen gebracht werden.«
    Die Gezeiten von Kregen hatten mich emporgehoben und wieder abgesetzt, hatten mich willkürlich hierhin und dorthin geschwemmt. In diesem Augenblick ahnte ich, daß die Ebbe zu Ende war. Jetzt kam wieder die Flut.
    Ich nahm die Hand von Zenkirens Mund.
    Ich fragte mich, ob ich Zenkiren töten konnte – sollte er rufen wollen, mußte ich ihn irgendwie zum Schweigen bringen. Er sah mich an und fuhr sich langsam mit der Hand über den Mund. Sein Blick versenkte sich in meine Augen.
    »Pur Dray, gibt es denn kein Lahal zwischen uns?«
    »Lahal, Pur Zenkiren.«
    »Zuerst wollte ich gar nicht glauben, daß du es wirklich bist ... als Apushniad! Mit der Sache habe ich nichts zu tun, auch wenn ich meine Stimme gegen dich abgegeben habe.«
    »Das ist mir bekannt. Du konntest gar nicht anders.«
    »Aber was du mir erzählt hast ... das ist alles so lange her und doch im Vaol-Paol-Kreis der Dinge erst gestern geschehen. Ich verstoße womöglich gegen meinen Schwur, wenn ich mit dir spreche – aber ist eine Diskussion nicht besser, als sich gleich die Schädel einzuschlagen?«
    »Oder das Ib des anderen zu vernichten? Auf jeden Fall, Zenkiren! Aber du brichst deinen Schwur nicht, denn das Urteil gegen mich ist falsch. Ich bin noch immer ein echter Krozair, wenn auch ausgestoßen und zum Apushniad erklärt.«
    »Deine Worte sind hochinteressant, denn sie enthalten den klassischen Fall zweier unvereinbarer Voraussetzungen.«
    Ich wußte, daß dieses Problem nicht aufgeknotet werden konnte: der Knoten mußte vielmehr durchschlagen werden. Konnte ich es wagen, Zenkiren das Schwert in die Hand zu geben und ihm zu zeigen, wo er zuhauen mußte? Würde er mir glauben? Hätte ich mich Pur Zazz anvertraut, hätte er meinem Bericht von der Erde vielleicht geglaubt. Er hätte tröstende Worte für mich gefunden. Ich beschloß, Zenkiren nicht zu dem ersten Menschen auf Kregen zu erwählen, dem ich von meiner irdischen Herkunft erzählte. Es gab da jemanden, der ein größeres Recht darauf hatte. Und wenn der Knoten nun unverändert blieb und sich allerlei Weiterungen daraus ergaben, so konnte ich es nicht ändern. Meine Stimmung war nicht besonders gut, und ich war der Ungeduld und der Verachtung gegenüber den mächtigen und mystischen Krozairs von Zy in diesem Augenblick sehr nahe.
    Wir unterhielten uns ausführlich. Erfrischungen wurden nicht geboten; Shazmoz war bedroht, und ich kannte Zenkiren gut genug, um zu wissen, daß er eher noch seine Ration unter seinen Männern verteilte. Er sagte, von den

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