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Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Titel: Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Kirchturmuhr die volle Stunde schlug, lächelte er dem Abendstern zu und
dachte intensiv an Gaby. Der große, bläulich-weiße Himmelskörper strahlte
brillantschön und lächelte zurück.
    Aber das
war natürlich nicht der Stern, sondern ganz eindeutig der Abglanz von Gabys
Kornblumen-Augen.
    Die Zeit
vertröpfelte.
    Niemand kam
zur Mauer.
    Mitternacht.
    Ein großer
Nachtvogel strich mit ausgebreiteten Flügeln vorbei und landete auf einem der
unteren Zweige.
    Er drehte
seinen Kopf.
    Runde,
bernsteinfarbene Augen — die zu glühen schienen — blickten zu Tim herauf.
    Eine Eule?
    Sie
blinzelte. Dann flappte Flügelschlag, und der Schatten glitt weiter.
    Stunde um
Stunde verging.
    Tim änderte
seine Haltung.
    Gegen drei
Uhr früh nickte er zum ersten Mal ein. Aber nur für Sekunden. Dann schreckte er
hoch.
    Kung
Fu-Atemübungen halfen als Erfrischung.
    Im Osten
färbte sich der Himmel rosig. Die Nacht wich. Morgendämmerung.
    Und ich
blöder Heini, dachte Tim, hocke hier und warte auf einen Dealer, der
wahrscheinlich erst mittags kommt — oder überhaupt nicht, falls es sich um
keinen Internats-Bewohner handelt, sondern um Patelka, der bestimmt schon
hinter Schloss und Riegel sitzt.
    Es wurde
kühl.
    Tim
benutzte den Feldstecher.
    Während der
Nacht hatte er ihn kaum gebraucht.
    Jetzt sah
er zu fernen Dörfern.
    Hin und
wieder fuhr ein Wagen über die Landstraßen mit eingeschalteten Scheinwerfern.
    6.00 Uhr.
    In einer
Stunde putze ich die Platte, dachte Tim. Dann kann Klößchen die Augen offen
halten.
    Dreimal
döste Tim während dieser letzten Stunde ein.
    Als er um
6.56 Uhr hochfuhr, war er augenblicklich hellwach — so wach, als hätten 10.000
Volt elektrischer Spannung ihn unsanft berührt.
    Eine
Gestalt kletterte soeben über die Mauer hinweg, genau dort, wo sich der tote
Briefkasten befand.
    Tim hielt
den Atem an.
    Also doch!
Es hatte geklappt.
    Von dem Typ
waren nur Kopf und Schultern zu sehen.
    Aber die
Bewegungen verrieten, dass der Stein aus der Mauer genommen wurde.
    Raimund
Fieslinger, Rai genannt und als eitel bekannt, las, was auf dem Bestellzettel
stand, deponierte den Stoff, steckte Geld ein, fummelte, brachte den Stein
wieder an, kletterte über die Mauer zurück.
    Verdammt!
dachte Tim. An viele habe ich gedacht. Aber der war nicht auf meiner Liste.
    Rai
schnürte über den Thing-Platz zu den Gebäuden zurück.
    In
Sekundenschnelle kletterte Tim hinterher. Er rannte zur Mauer, flankte hinüber
und öffnete das Versteck.
    Verwundert
sah er: Nur zwei kleine Papier-Päckchen lagen darin. Und 150 DM waren
zurückgeblieben.
    Tim öffnete
die Päckchen.
    Sie
enthielten getrocknete Cannabis-Blätter: Marihuana.
    Zwei Piece,
dachte Tim. Jedes kostet 50 Mark. Ein ehrlicher Dealer. Nicht zu fassen! Er
liefert für 100 Mark und nimmt nur, was ihm zusteht. Hat er nicht mehr genügend
Stoff? Da werden die kleinen Hascher und Fixer aber traurig sein.
    Er zertrat
die Droge auf dem Boden, ließ das Geld im Versteck und machte sich auf den
Rückweg.
    Die
Morgensonne schien. Der Rasen dampfte. In den Bäumen jubilierten die Singvögel.
    Im
Hauptgebäude schlurfte Tim den Flur entlang und steuerte die Telefonzelle
,Besenkammer’ an.
    Als er sie
fast erreicht hatte, hörte er die Stimme.
    Raimund
Fieslinger telefonierte.
    Da die
Telefonzelle früher tatsächlich eine Besenkammer war, konnte man hinsichtlich
der Schalldichte keine Ansprüche stellen.
    Wer vor der
Tür stand, hörte jedes Wort mit.
    Aber wer
steht schon um 7.00 Uhr früh an einem schulfreien Samstag vor dieser Tür?
    Damit
musste man wirklich nicht rechnen.
    Deshalb
redete der Jung-Dealer ganz ungeniert.
    „...ist es
mir richtig peinlich“, sagte er, „wo ich doch meine Kunden nur ungern
enttäusche. Aber ich habe einfach nichts mehr, Dolf. Keinen Krümel. Mir graust
bei dem Gedanken. 44 Kunden habe ich. Stell dir vor, alle geben heute ihre
Bestellung auf. Dann wäre ich blamiert. Es wird höchste Zeit, großer Bruder,
dass wir uns die Istanbuler Lieferung unter den Nagel reißen. Ich kann’s kaum
erwarten. Aber heute mittag ist es soweit. Nachher fahre ich raus zum Rastplatz
Kirchweide und inspiziere die Gegend. Dass wir diesen Züzithurer auch wirklich
packen. Den übernehme ich, während du Podwinsky und Grünacker in Schach hältst.
Für mich genügt eine Pistole. Bringst du mit? Gut. Was nimmst du? Ah, noch
besser. Mann, bin ich aufgedreht. Sowas ist doch ein Erlebnis. Stoff für 30
Millionen Mark. Wo gibt’s das? Jaja, ich beruhige mich.

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