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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Alte die Nerven verloren. Man müsse wohl trotzdem eine Streife hinschicken?
    Das Polizeiauto traf eine halbe Stunde später am L a den ein. Drei uniformierte Beamte kamen gemütlich hereingeschlendert und fragten, worum es gehe. Linnea und der Kaufmann klärten sie über die Situation auf, der Kaufmann fügte noch warnend hinzu, falls sie zu dem Häuschen hinfahren wollten, würde er ihnen raten, die Waffen bereitzuhalten. Das machte Eindruck auf die Beamten, sie erkundigten sich nach dem Weg und fu h ren in die angegebene Richtung. Kurz vor Linneas Haus schalteten sie die Sirene ein, so daß das Trio am Grill schleunigst in den Wald verschwand.
    Die Polizisten sahen sich vor Ort um und stellten e r leichtert fest, daß sich die mutmaßlichen Randalierer entfernt hatten. Sie teilten es über Funk der Einsatzze n trale mit und baten um Anweisungen. Man beauftragte sie, die Randalierer festzunehmen, und falls das nicht möglich sei, das Gelände vorerst zu sichern.
    Zwei Polizisten machten einen routinemäßigen Daue r lauf durch den nahen Wald, der dritte rief Verhaftung s befehle durch das Megaphon. Die Natur blieb jedoch still, nur die kleinen Vögel sangen nach Herzenslust im Fichtengehölz.
    Kauko Nyyssönen, Pertti Lahtela und Jari Fagerström waren gewohnheitsmäßig im Inneren des Waldes in verschiedene Richtungen auseinandergelaufen. Kauko hatte eine ziemlich weite Strecke zurückgelegt und war an eine Lichtung gelangt. In der Mitte sah er einen Teich, im Schutz der Bäume stand eine verfallene Scheune. Er warf sich voller Wut auf Linnea mit z u sammengebissenen Zähnen ins hohe Gras, denn er ahnte, daß sie die Polizei alarmiert hatte. Das würde die Alte noch bereuen.
    Seine ganze elende Vergangenheit fiel ihm ein: Immer war man hinter ihm hergewesen, nie hatte er ein freies und menschenwürdiges Leben führen können. Was er auch tat, jedesmal folgten daraus Polizeiverhöre, G e richtsverhandlungen und Knast. Aber dies hier ging zu weit, die eigene Verwandte verfolgte ihn! War Linnea tatsächlich so verrückt, daß sie es wagte, die Polizei auf ihn zu hetzen? Er erinnerte sich, wie er sie auch diesmal wieder vor seinen Freunden häufig in den höchsten Tönen gelobt hatte, und dies war der Dank. So eine Gemeinheit. Kauko Nyyssönen fluchte inbrünstig.
    Aus den Taschen seiner Jeans holte er das Test a ment, das Linnea Ravaska unterschrieben hatte. Rach e durstig dachte er, dies sei ein Dokument, das die Alte garantiert teuer zu stehen käme.
    Deprimiert und betrunken lag Kake bäuchlings am Ufer des Teiches. Er stopfte das Testament in seine Brieftasche, in der zum Glück noch das Bündel Scheine steckte, das von der heimtückischen Linnea stammte. Verflucht nochmal, wie sehr er die Alte jetzt gerade haßte! Wie konnte ein Mensch, eine Frau noch dazu, es fertigbringen, dem eigenen Blutsverwandten die Polizei auf den Hals zu hetzen; Kake begriff es einfach nicht. Vor seinen Augen lag im Gras eine blaue Plastikdose. Kake öffnete sie und fand darin ein Stück duftender Seife.
    »Was soll das, zum Teufel«, dachte er mißtrauisch. Er ahnte nicht, daß seine Pflegemutter die Seife dort ve r gessen hatte. Kake packte die Dose und schleuderte sie über das Scheunendach weit in den Wald hinein. Dann trank er ein wenig Wasser aus der Quelle. Schade, daß er nicht ein paar Dosen Bier hatte einstecken können, vom Wasser wollte der Durst nicht vergehen. Zum Schluß pinkelte er in die Quelle, in seiner Wut tat er es gründlich und lange.
    Da es den Polizisten nicht gelungen war, die Randali e rer zu verhaften, blieben sie da, um auf dem Gelände die Ordnung aufrechtzuerhalten. Ihr Befehl wurde ihnen richtig sympathisch, als sie entdeckten, daß mitten auf dem Hof über heißer Glut an einem Spieß ein erst hal b verzehrtes köstliches Ferkel hin. Sie suchten sich im Kuhstall und im Schuppen ein paar Kartoffelkisten zusammen, die sie als Sitzgelegenheiten benutzten, dann schnitten sie sich fette Scheiben von dem Fleisch ab. Auf dem Rasen stand ein Tisch mit einem einlade n den Angebot an Leichtbier, Senf und Grillgewürzen. Die Polizisten fanden, sie hätten rechten Hunger, und mac h ten sich in der schönen, sommerlichen Landschaft an ihre Mahlzeit.
    Linnea Ravaska wagte nicht, zu ihrem Häuschen z u rückzugehen. Sie überließ ihre Katze der Kaufmannsf a milie zu treuen Händen, bezahlte ihre Schulden vom morgendlichen Bierkauf und bestellte sich dann ein Taxi.
    Als Fahrtziel nannte sie Helsinki. Sie schaute

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