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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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stellte fest, dass es das schönste Gemach der Pfalz war, weit schöner als das der Königin oder auch das meine. Was mich betraf, so verlangte ich von einem Gemach kaum mehr, als dass es dort möglichst wenig zog und die Möbel stabil genug waren, um Transporte zu überstehen. Trotzdem war ich in der Lage, jene Gemächer zu bewundern, die das Ergebnis von Sorgfalt, langem Nachdenken und Leidenschaft waren.
    An den Wänden ringsum hingen feingewobene Teppiche mit Pflanzenmotiven oder Darstellungen von Gebäuden, die ich nicht kannte, und besonders ein großer Teppich mit fröhlich tanzenden, römisch anmutenden Frauen zog meinen Blick auf sich. Zahlreiche Preziosen, die ich so schnell nicht alle in ihrer ganzen Schönheit erfassen konnte, verliehen dem Raum Opulenz: goldene Schalen und Krüge, edelsteinbesetzte Kelche, Statuetten, Kameen, Reliefs...
    Mathilda warf das Tuch ab, mit dem sie sich im Bad verhüllt hatte, und nahm sich ein Mieder aus einer Truhe. Sie hatte die Zofe fortgeschickt.
    Â»Möchtet Ihr etwas trinken?«, fragte sie.
    Â»Sehr gerne.«
    Nur mit dem Mieder aus feinstem Linnen bekleidet, schenkte sie mir Falerner ein. Ich war Wein kaum gewöhnt,
allenfalls dass ich an Arnulfs Namenstag und an Weihnachten sowie bei Banketten des Königs einen Kelch voll trank. Hier floss er mit größter Selbstverständlichkeit in die bereitstehenden Silbergefäße und von dort in Mathildas Kehle. Sie trank in großen - in Anbetracht ihrer noblen Herkunft unanständig großen - Schlucken.
    Â»Ich habe Hugo nicht denunziert«, sagte sie mit dieser festen, ich möchte fast sagen, dieser Königsstimme.
    Â»Ich sagte ja bereits«, wiederholte ich, »dass ich mir das auch nur schwer vorstellen könnte.«
    Â»Teodrada lügt.«
    Â»Nun, sagen wir lieber, sie irrt sich.««
    Â»Nein, sie lügt, ich bleibe dabei.« Mathilda schlüpfte in ein Gewand und bot mir ihren blanken Rücken dar, offenbar in der Absicht, dass ich die Arbeit ihrer Zofe übernähme - was ich auch tat. Ich lernte schnell, dass ich beim Sammeln neuer Erkenntnisse nicht zimperlich sein durfte.
    Â»Sie weiß genau«, fuhr Mathilda fort, »dass ich Hugo so etwas nie hätte antun können und mich damit nur selbst in Gefahr gebracht hätte. Denn seine Besuche im Frauenhaus galten mir.«
    Ich unterbrach meine Arbeit an der Verschnürung des Gewands und blickte Mathilda von hinten über die Schulter.
    Â»Er hat - die Nächte - bei Euch verbracht?«, stammelte ich, die ich mit allem gerechnet hatte, aber nicht mit einer Sündenbeichte. Mathilda riskierte viel, mir dieses Geheimnis anzuvertrauen, und mir war nicht verständlich, wieso sie das tat.
    Â»Die Abende«, schränkte sie ein. »Ich habe viele Abende mit ihm verbracht. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wir haben uns so gut wie nie berührt.««
    Â»Nicht - berührt?«

    Â»Das war für das, was wir taten, unnötig. Bindet bitte weiter.««
    Ich tat, wie mir geheißen, wobei ich eher Knoten als Schleifen band, weil ich nicht bei der Sache war.
    Mathilda erzählte weiter. »Hugo wurde verkannt, von jedem Einzelnen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand am Hof begriffen hat, was in ihm steckte, auch Ihr nicht. Das war auch kaum möglich, denn er verbarg es gut, und allzu lange hatte er es auch vor sich selbst verborgen. Aber schließlich wollte er es nicht länger verleugnen.««
    Â»Was?«
    Â»Dass er ein vielseitiger Mann war. Er hatte gehört, dass in meinem Gemach Teppiche mit Darstellungen antiker römischer Gebäude hängen, und bat mich eines Tages, sie ihm zu zeigen. Es war helllichter Tag, als ich ihm seine Bitte erfüllte, und der Legat des Papstes, Eugenius, sowie zwei der Prinzessinnen waren anwesend, damit alles schicklich bliebe. Bei dieser Gelegenheit erwähnte ich, dass sich eine Reihe von künstlerischen, teils sehr alten Zeichnungen in meinem Besitz befindet. Doch er ging nicht darauf ein. Was weder ich noch einer der anderen zu diesem Zeitpunkt ahnte, war, dass Hugo am Abend desselben Tages nach Einbruch der Dunkelheit zu mir zurückkehren würde... Bitte öffnet diese Lade dort.«
    Ich zog die mir mit gebieterischer Geste gewiesene Lade auf und nahm eine beliebige der darin liegenden Schriftrollen hervor. Mathilda entrollte sie. Darauf war die Zeichnung einer riesigen Rotunde zu sehen, der

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