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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ausgerutscht. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Ich habe es behandeln lassen.«
    Â»In letzter Zeit stürzt du mir ein bisschen zu oft, meine
Liebe. Ich helfe dir beim Auskleiden und bringe dich zu Bett.«
    Wir wechselten einen Blick. Mir fiel auf, dass Berta angestrengt aussah. Für sie war ein Nachmittag mit einer heiteren, geschwätzigen Kindfrau das Schlimmste, was ihr passieren konnte, da sie seit langem unfähig war, sich von Glück anstecken zu lassen. Diese Fähigkeit hat sie ungefähr zu der Zeit verloren, als sie ihre schönen Kleider in Truhen verschloss und seltsam düstere Halbwitwen-Gewänder anzog.
    Ich war jedoch weder in der Lage, mich mit Berta zu grämen, noch, mich mit Gerlindis in Frohsinn zu ergehen.
    Â»Wo ist Arnulf?«, fragte ich.
    Â»Er hat vorhin einen Pagen vorbeigeschickt«, sagte Berta. »Offenbar wird eine Besprechung beim König bis tief in die Nacht dauern. Du sollst dich nicht beunruhigen.«
    Immerhin ein Wort von ihm, das tat mir gut, ja, es war wie eine zärtliche Berührung.
    Â»Er kommt also nach Hause?«
    Â»Ich weiß es nicht, meine Liebe. Er ließ ausrichten, du sollst nicht auf ihn warten. Nun komm, ich begleite dich nach oben.«
    Ich war zu müde, um abzulehnen und auf meine Zofe hinzuweisen, die dafür da war, solche Arbeit zu tun.
    Â»Gute Nacht, Gerlindis.«
    Â»Gute Nacht, Tante«, antwortete Gerlindis halbherzig und war mit ihren Händen und Gedanken längst bei einem weiteren Kleid, das es anzuziehen galt. An diesem Abend hätte ich vor ihren Augen zusammenbrechen können, und sie hätte es erst gemerkt, wenn sie über mich gestolpert wäre.

    Â 
    Berta und ich redeten nicht, während sie mich auskleidete, das Gewand zusammenlegte und in der Truhe verstaute. Ich hätte sie fragen sollen, wie es ihr ging, und ihr danken sollen, weil sie Gerlindis den ganzen Nachmittag ertragen hatte, aber selbst dafür war ich zu müde. Ein freundschaftlicher Blick, den wir tauschten, kurz bevor ich die Öllampe ausblies und Berta die Tür schloss, sagte hoffentlich alles. Sie lächelte mir zu. Ich schlief sofort ein.

38
    ICH WACHTE VON Geschrei auf. Es kam nicht aus dem Haus, sonst wäre es noch lauter zu mir gedrungen, aber es war voller Entsetzen. Ich eilte im Nachthemd in die Wohnhalle hinunter, wo Berta und Gerlindis die Köpfe aus der Haustür streckten. Lange konnte ich nicht geschlafen haben, da die Anprobe noch nicht beendet war.
    Â»Wer schreit denn da?«, fragte ich und steckte auch meinen Kopf aus der Tür hinaus. Schneeflocken trieben mir ins Gesicht.
    Â»Wir wissen es nicht«, sagte Berta verängstigt. »Es hört sich an, als werde jemand verfolgt. Wir bleiben am besten, wo wir sind, die Wachen werden sich darum kümmern.«
    Inzwischen waren auch andere Stimmen zu hören, und das Schreien ging in lautes Weinen über. Die Pfalz geriet in Aufregung, ich sah Fackeln und Öllampen kreuz und quer durch das Schneegestöber über den Hof laufen.
    Â»Da ist etwas Schlimmes passiert«, sagte ich. »Ich will nachsehen.«
    Â»Ermengard!«
    Â»Mir wird schon nichts geschehen. Der Hof ist ja voller Leute.«
    Ich eilte nach oben, warf mir einen weiten Mantel über mein Nachthemd, zog die Stiefel an, eilte wieder hinunter und fand Gerlindis und Berta noch an Ort und Stelle.
    Â»Sie scheinen alle zum Frauenhaus zu laufen«, sagte Gerlindis.
»Dürfen wir die Tür verriegeln, sobald du draußen bist, Tante?«
    Â»Das wollte ich euch gerade empfehlen.«
    Â»Pass nur auf, dass du nicht wieder stürzt«, rief Berta mir hinterher.
    Â 
    Ich lief über den Hof zum Frauenhaus. Dort hatten sich bereits zahlreiche Leute eingefunden, die laut schwatzend vor der Tür standen, aber von den Wachen zurückgehalten wurden. Ich verschaffte mir Zutritt - der Gemahlin des Pfalzgrafen standen alle Türen offen.
    Eine Zofe saß wimmernd an die Wand gelehnt auf dem Boden und wurde von zwei anderen Zofen getröstet. Einige Prinzessinnen standen im Gang und sahen sehr bedrückt und verunsichert aus. Gersvind stand abseits und sah mit ihrem wilden Haar besonders verschlafen aus. Teodrada konnte ich nirgendwo entdecken.
    Ich bemerkte schnell, wo sich der Quell der Unruhe befand. Durch die offen stehende Tür zu einem der Frauengemächer eilten Wachen ein und aus.
    Ich ging hinein. Es war Mathildas Gemach.
    Mathilda lag mit

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