Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
dass sie jetzt ohne diese Burg dastand.
„Es wird schon ein paar Tage gehen“, gab Luther widerstrebend zu, da er noch immer nicht einschätzen konnte, wie sich die Geschichte weiterentwickelte. „Wild müsste es in der Gegend ja geben.“
Das munterte Fiona auf. „Das gibt es wirklich und Pim ist im Jagen einer der Besten!“
Konnte der Kerl auch übers Wasser gehen?
Vielleicht nicht, doch dafür hatte er die Einteilung der Wachen schnell organisiert und kam zu Luther und Fiona unter den Baum.
„Wir haben Euer Pferd ebenfalls versteckt. Der Stallbursche kümmert sich um das Tier und versucht Futter zu organisieren.“
Luther nickte, mehr konnte man in so einer Situation nicht erwarten. Alle, die von Pim nicht zu irgendeiner Arbeit eingeteilt worden waren, hatten sich unter andere Bäume verteilt. Man wollte sich nicht so zusammenrotten, für den Fall, dass die Burgbesatzer doch auf sie aufmerksam wurden. So bestand zumindest eine Chance, dass bei einem möglichen Angriff ein Teil der Leute entkam.
Im nun folgenden Bericht, versuchten Fiona und Pim all das zu erwähnen, was sie dachten, es könnte für Luther wichtig sein.
„Als Fionas Vater vor einem halben Jahr starb“, begann Pim, „hinterließ er ihr die Burg ohne wirklichen Schutz. Die letzten Soldaten mussten wir hinauswerfen, weil sie versuchten, Fiona zu übervorteilen. Sie dachten, eine Frau würde ihnen keinen Einhalt gebieten.“
Bei dem Wort Frau, zog Luther eine Augenbraue in die Höhe. Frau fand er für dieses Mädchen ein bisschen sehr hoch gegriffen. Obwohl sie für diesen Pim ganz offensichtlich eine Frau war, kein Mädchen!
„Lasst mich raten“, erfasste Luther schnell den Kern dieser Aussage. „Ein Soldat, der keine Loyalität seinem Brotherren gegenüber empfindet, stößt sich auch nicht daran, sich der Gegenseite anzuschließen.“
Pim nickte grimmig. „Ich weiß nicht, ob sich einige dieser Männer einer Gruppe Gesetzloser angeschlossen, oder selbst eine solche Gruppe ins Leben gerufen hat. Tatsache ist auf jeden Fall, das mindestens einer von ihnen an diesem Überfall beteiligt war.“
Luther verstand. „Wie ging es weiter?“
„Gestern, am frühen Morgen stand plötzlich eine Truppe wild aussehende Gesellen vor der Burg“, erzählte dieses Mal Fiona weiter. „Sie wussten, dass wir keine Soldaten hatten, die uns verteidigen konnten. Und sie versuchten ein Abkommen mit uns zu treffen.“
Pim lachte ironisch. „Abkommen? Nenne es das, was es war, Fiona, Erpressung. Schutz und Sicherheit für die Burg und ihre Bewohner, gegen Fiona als Braut ihres Anführers.“
Das war nicht so ungewöhnlich, wie es sich anhörte. Denn Erbinnen wurden immer mit einem Ritter verheiratet, der ihr Hab und Gut schützen konnte. Nur normalerweise kümmerte sich die Familie des Mädchens darum, damit es nicht zu einer Situation wie diese kam.
Luther konnte nicht anders, als der Sache nachzugehen, warum das in Fionas Fall nicht geschehen war.
„Warum hat man dir keinen Gatten gesucht, um die Sicherheit der Burg zu gewährleisten?“
Die Frage hatte sich an Fiona gerichtet, doch Pim war der, der eine Antwort darauf gab.
„Weil dieser Bastard ein verantwortungsloser Mistkerl war. Er hat sich um nichts geschert, nicht um die Burg, nicht um seine Leute und nicht einmal um seine Tochter.“
Der Zorn des jungen Mannes richtete sich voll und ganz auf den Mann, den er für das Debakel verantwortlich machte, Fionas Vater! Und da Luther diesen Ritter leider nie kennenlernen würde, wusste er auch nicht, was er dazu sagen sollte. Dafür legte jedoch Fiona ihre Hand auf Pims Arm und drückte ihn beruhigend.
„Wir bringen das in Ordnung, Pim. Du und ich, wir bringen das in Ordnung.“
Schon wieder eine vertraute und sehr intime Berührung der zwei jungen Leute. Luthers schlechte Laune meldete sich zurück und war nicht aus seinen nächsten Worten herauszuhalten.
„Vielleicht sollten wir uns erst einmal um diese Sache hier kümmern. Eure privaten Schwierigkeiten könnt ihr beilegen, wenn ihr alleine seid.“
Luther wusste, dass er muffig klang, aber er konnte sich nicht vollkommen zusammenreißen. Diese zur Schaustellung von liebevoller Anteilnahme war ihm ein Greul, nein, dieses verliebte Paar war ihm ein Greul! Sollte sich ein junger Mann nicht ein Mädchen suchen, das auch aussah wie ein Mädchen?
Er warf Fiona einen Blick zu. Sie hatte zarte Gesichtszüge, aber trotzdem ein entschlossenes Kinn. Und ihre sanften rehbraunen Augen
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