Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Habt Ihr irgendwelche Ideen, was wir machen können, Sir Luther?“
Pims Frage verlangte absolute Aufmerksamkeit von allen und so riss Luther sich zusammen. Er war jetzt wieder ein Krieger, dessen Schwertarm bereit zu einem Kampf war und dessen Verstand messerscharf arbeitete.
„Ich muss mir ein Bild von der Lage der Burg mache und in welchem Zustand sie ist“, begann er aufzuzählen. „Außerdem sollten wir möglichst genau wissen, aus wie vielen Männern die Truppe besteht, die die Burg besetzt haben.“
„Dann wird es wohl das Beste sein, wenn ich Euch hinbringe, damit ihr Euch umsehen könnt“, nickte Pim „Vielleicht treffen wir ja auf unsere Späher, die schon etwas zu berichten haben.“
„Die Sache mit dem Burgtor bereitet mir Kopfzerbrechen“, brummte Luther.
„Was meint Ihr?“
„Wenn das Burgtor von den Marodeuren zerstört wurde, hat das für uns zwei Auswirkungen. Eine ist gut, die andere schlecht.“
Pim verstand ziemlich schnell, worauf Luther hinaus wollte. „Ein zerbrochenes Tor erleichtert uns das Hineinkommen, aber es erschwert uns die Verteidigung.“
„Exakt. Aber bevor wir die Sache weiterverfolgen, muss ich mir ein genaues Bild machen.“
Pim fand es in Ordnung, dass der Ritter erst alle Fakten kennen wollte, bevor er sich für eine Vorgehensweise entschied. Darum sah er auch keinen Grund, die Sache auf die lange Bank zu schieben.
„Dann machen wir uns doch gleich auf den Weg“, schlug er vor und erhob sich.
Luther tat es ihm gleich und nickte Pim zu, dass er bereit war, ihm zu folgen. Auch Fiona erhob sich und wickelte sich aus der Decke, in die sie sich zuvor gehüllt hatte. Dass sie sich den Männern anschließen wollte, war offensichtlich.
„Und wo denkst du, dass du jetzt hingehst?“, wollte Luther von Fiona mit falscher Freundlichkeit wissen.
„Zu Burg. Ihr glaubt doch nicht, ich würde hier sitzen bleiben und Däumchen drehen, während Ihr meine Burg inspiziert!“ Das klang nach Sturheit.
Aber mit Sturheit kannte sich Luther aus. Nicht umsonst hatte er monatelang seinen Bruder zur Verzweiflung getrieben, weil er nicht akzeptieren wollte, dass der ihrer Schwester, als Heiler bei der Geburt ihres ersten Kindes beistehen sollte.
„Nein.“
„Vergesst es! Das ist meine Burg, also meine Verantwortung und darum werde ich mitgehen!“
„Nein, das wirst du nicht!“
Das war ein Kräftemessen, das Luther gewinnen würde.
„Nennt mir einen guten Grund, vielleicht komme ich dann Eurem Vorschlag nach und bleibe hier“, bot Fiona an. Nur dieses Angebot war nicht ernst gemeint, und das wusste Luther.
„Ich brauche keinen Grund, egal ob gut oder schlecht. Du bleibst hier, und das ist ein Befehl!“
„Warum sollte ich von Euch Befehle annehmen?“, fragte Fiona verächtlich.
„Weil du deine Burg zurückhaben willst“, lächelte sie Luther freundlich an. „Und du hast außer deinen ungeschulten Leuten nur mich, der eine echte Hilfe in dieser Sache ist. Also tust du genau was ich sage.“
Fiona biss die Zähne zusammen und funkelte Luther böse an, widersprach aber nicht. Mehrere Augenblicke duellierten sich die beiden mit Blicken, bis Fiona sich zurück auf ihren Platz fallen ließ.
„Gutes Mädchen“, lobte Luther und war sich bewusst, dass die Maid ihn für ihre Niederlage irgendwann würde bezahlen lassen. Und er freute sich schon darauf!
* * *
Pim hatte sich nicht in die Auseinandersetzung der beiden eingemischt, weil er keine Stellung beziehen wollte. Denn er wusste selbst nicht so genau, ob er sich nicht auf die Seite des Ritters gestellt hätte.
Fiona riskierte immer ein kleines bisschen zu viel, und das versetzte ihn schon seit seiner Kindheit in einen inneren Konflikt. Sollte er sie beschützen, auch vor sich selbst, oder sollte er sie unterstützen, egal was sie vorhatte?
Dieses Mal brauchte er sich mit dieser Frage nicht herumschlagen. Das Problem hatte der fremde Ritter auf seine Weise gelöst. Ob er das allerdings aus Sorge oder aus einem anderen Grund getan hatte, wollte Pim noch in Erfahrung bringen.
„Warum habt Ihr Fiona nicht mitgehen lassen?“
Luther sah Pim scharf von der Seite an, während der sie durch den Wald lotste.
„Ihr stellt mir ernsthaft diese Frage? Sie ist Eure Schwester und Ihr stellt mir so eine Frage?“ Luther schüttelte ungläubig den Kopf. „Ob sie nun die Herrin einer Burg ist oder nicht, sie ist immer noch ein Mädchen. Und Mädchen müssen beschützt werden!“ War das nicht Grund genug?
„Gut,
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