Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
ließ sich von niemanden Vorschriften machen, sie machte die Vorschriften!
„Ihr...Ihr...“, suchte Fiona nach den richtigen Worten.
Luther beachtete sie gar nicht weiter, ließ sogar ihre Hände frei und wandte sich dann Pim zu, der gewartet hatte, wer dieses Kräftemessen gewinnen würde.
„Pim, Ihr werdet auf Wildfeuer zu meiner Burg reiten. Ich hoffe, Ihr könnt reiten“, fiel ihm eine Kleinigkeit ein, die vielleicht noch geklärt werden sollte.
Pim nickte. „Ich komme ganz gut mit Pferden zurecht“, erklärte er ruhig und untertrieb damit gewaltig. Aber er musste ja auch nichts beweisen. Es ging ja nur darum, dass er die Grundvoraussetzungen erfüllen konnte, wenn er diese Mission übernahm.
„Ausgezeichnet. Ich war zwei Tage unterwegs, ehe ich Eure Schwester auf doch relativ ungewöhnliche Weise traf“, erlaubte sich Luther einen kleinen Seitenhieb, bevor er zu Ende sprach. „Allerdings hatte ich es nicht eilig und habe die Strecke in einem gemütlichen Tempo hinter mich gebracht. Ihr müsstet es also in wesentlich kürzerer Zeit schaffen, zu meinem Ausgangspunkt zurückzukehren.“
Pim hörte aufmerksam zu. „Weniger als zwei Tage in eine Richtung. Das heißt, es wird bis zu vier Tage dauern, bis ich mit Hilfe wieder da bin“, rechnete Pim. „In dieser Zeit kann hier eine ganze Menge passieren.“
„Das ist ja auch der Grund, warum Ihr geht und nicht ich. Die Bande wird bald zu ihrem früheren Plan zurückkehren und nach dem Mädchen suchen. Ich bin darauf vorbereitet und kann damit umgehen, Ihr nicht.“
Luther klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf den Rücken. „Macht Euch keine Sorgen. Ich habe viele Jahre damit verbracht zu kämpfen und habe jetzt nicht vor, etwas anderes zu tun.“
Fiona fand es an der Zeit, ihre Meinung zu den Beschlüssen des Ritters kundzutun. „Ich bin durchaus in der Lage, mich selbst zu verteidigen“, erklärte sie und schien dabei ganz vergessen zu haben, dass sie eben noch in Panik ausgebrochen war. Nur weil sie dachte, Luther könnte sie im Stich lassen.
Der Ritter warf ihr einen seiner Blicke zu, die deutlich machten, dass er ihr ihre Behauptung nicht ganz abnahm. Und er machte ihr auch noch verbal klar, dass sie diesen Gedanken schnell wieder vergessen sollte.
„Hör mir gut zu, Mädchen. Du hast nicht einmal die leiseste Ahnung, was dir blühen würde, wenn dich diese Bande in die Finger bekommt“, versuchte Luther sie zu warnen.
Fiona wollte sich keine Vorschriften machen lassen und unterbrach den Ritter. „Aber Ihr wisst es?“, stellte sie es so hin, als ob er übertrieb.
Das war ein Thema, das Luther nicht auf die leichte Schulter nahm. Er hatte in seinem Leben dieses Wissens am eigenen Leib erfahren. Und er würde es nicht dulden, dass sich irgendjemand über seine Vorsicht lustig machte.
„Ja, ich weiß, was eine Bande Gesetzloser einer Frau antun kann“, erklärte er mit tödlichem Ernst. Seine blauen Augen waren jetzt so kalt wie Gletscherseen. „Wenn sie dich in die Hände bekommen, dann kannst du nur beten, dass sie dich gleich umbringen, bevor...“ Er beendete den Satz nicht, weil Fiona ihn mit großen Augen ansah. Lieber wandte er sich wieder Pim zu und gab ihm Anweisungen, welchen Weg er einschlagen musste.
„Wenn Ihr zur Straße kommt, müsst Ihr Euch erst einmal einen halben Tag nach Südosten wenden. Bleibt auf dem Hauptweg und kümmert Euch nicht um die Abzweigungen. Erst wenn sich der Weg an einer Marienkapelle gabelt, müsst ihr Euch rechts halten, dann bewegt Ihr Euch in exakt die richtige Richtung. Die Burg Gildal liegt auf einer kleinen Anhöhe und ist schon von weitem zu sehen. Wenn Ihr allerdings das Gefühl habt, Ihr hättet den falschen Weg eingeschlagen, dann lasst Wildfeuer die Richtung bestimmen. Wenn Ihr schon nahe genug an meinem Zuhause seid, findet sie von alleine in ihren Stall.“
Pim nickte. Die Wegbeschreibung hörte sich mehr als nur einfach an. Und der Name der Burg, Gildal, war ihm auch nicht unbekannt. Irgendetwas Besonderes musste da in der letzten Zeit vorgefallen sein. Er konnte sich nur nicht mehr daran erinnern, was das gewesen war.
„Mit wem soll ich dort sprechen?“, war sich Pim nicht sicher, ob man ihm, einem Fremden, überhaupt zuhören würde.
„Das spielt keine große Rolle, einer meiner Brüder ist immer da“, sah Luther kein Problem.
„Die Lage erklären kann ich ja, aber wird man mir auch das abnehmen, was ich sage?“, versuchte Pim alle Schwierigkeiten, die auftreten
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