Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Fiona keine Zeit, um auf diesem Thema herumzureiten. Sie wurde von ihrem Bruder liebevoll gedrückt, ehe der Sir Luthers Pferd nahm und unter den überhängenden Ästen hindurch nach draußen führte.
Luther begleitet ihn und schärfte ihm noch einmal ein, an welche Eckpunkte des Weges er sich halten musste. Fiona folgte den beiden und beobachtete, wie Pim sich in Wildfeuers Sattel schwang und ihr aufmunternd zuwinkte.
„Benimm dich anständig, kleine Schwester!“, rief er ihr noch einen Gruß zu, von dem er wusste, dass er sie ärgern würde und dann entfernte er sich schnell und verschwand zwischen den Bäumen des Waldes.
Fiona seufzte und betete. Hoffentlich hatte Pim mehr Glück, als sie auf ihrem Weg. Obwohl man ihre Suche nach Hilfe ja nicht als Fehlschlag bezeichnen konnte. Aber dennoch machte sie sich Gedanken. Hätte sie wahrscheinlich auch, wenn Pim von einer ganzen Armee eskortiert worden wäre. Einen Bruder zu haben, machte nicht nur glücklich, sondern bereitete auch oft Sorgen.
6
Es hatte keinen Sinn, Trübsal zu blasen, wenn man mitten im Winter unter einem Baum leben sollte. Und Fiona war sowieso eher der Typ Mensch, der versuchte, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, bevor sie zu Problemen wurden.
„Wir müssen uns um die Lebensmittelvorräte kümmern. Es ist so gut wie gar nichts da, was man essen kann“, schnitt Fiona ein Problem an, dass sie bisher vernachlässigt hatten.
Luther nickte. Bis jetzt war er mit der Bande beschäftigt, die sich in der Burg breitgemacht hatten. Aber jetzt, war das aktueller, was für ihr unmittelbares Überleben wichtig war. Denn die Menschen, die sich unter den Bäumen versteckt hielten, mussten irgendwie versorgt werden.
Zwar hatten die Bauern, bei denen Pim die Kinder untergebracht hatte, ihm ein paar Sachen mitgegeben, aber da sie jetzt selbst einige Mäuler mehr zu stopfen hatten, konnten sie nicht viel entbehren.
„Ich werde auf die Jagd gehen“, ging Luther darum auch gleich auf Fionas Bemerkung ein. Und er war auch gar nicht überrascht, als sich ihm das Mädchen anschließen wollte.
„Gut, ich werde Euch zeigen, wo man am leichtesten an Wild kommt.“
Das war kein Angebot, das war eine Feststellung, für dessen Ausführung Fiona notfalls auch kämpfen würde. Sie wollte sich nicht schon wieder zur Seite schieben lassen. Aber ihre Befürchtung war in diesem Fall unberechtigt, da dieses Arrangement Luther durchaus entgegenkam. Er war für Fionas Schutz verantwortlich und konnte diese Aufgabe besser erledigen, wenn sie in seiner unmittelbaren Nähe blieb. Dennoch ging ihr gemeinsamer Aufbruch nicht ohne Streit von statten.
„Ich werde mein Messer brauchen, um die Möglichkeit zu haben, ein Tier zu erlegen“, erklärte sie und streckte dem Ritter ihre offene Hand entgegen.
„Ich glaube, das hatten wir schon“, lehnte Luther ihre Forderung bestimmt ab. „Ich gebe dir keine Waffe in die Hand. Ob Armbrust, Schwert oder Messer, du wirst keines dieser Dinge in die Finger bekommen, solange ich hier bin. Und außerdem, wir hatten wegen dieses Messers ein klares Abkommen, wenn du dich erinnern würdest. Und ich bin nicht so lebensmüde, um dir ein Messer oder mein Herz in die Hand zu geben!“
„Das ist unvernünftig“, versuchte Fiona es auf eine andere Weise und überhörte geflissentlich die Sache mit dem Herzen. „Zu zweit werden wir mehr Erfolg bei der Jagd haben und dazu brauche ich irgendeine Waffe.“
„Du willst tatsächlich, dass ich dir dein Messer zurückgebe?“, fragte Luther ganz freundlich nach. Dass hinter diesem scheinbaren Entgegenkommen etwas stecken musste, war nicht zu übersehen. Er zog sogar Fionas Messer aus seinem Stiefelschaft und ließ es nur Zentimeter über ihrer offenen Hand in seiner schweben.
„Dir ist schon klar, dass wir in dem Moment verlobt sind, indem du dieses Ding berührst!“
Mit diesen Worten senkte er seine Hand ihrer zu, um die Waffe hineinzulegen. Doch Fiona riss schnell ihren Arm weg, damit nicht einmal der Schatten des Messers ihre Haut treffen konnte.
Luther lachte und Fiona war versucht, ihm einen Tritt zu verpassen, riss sich aber dann doch noch zusammen. Das war einer Burgherrin nicht würdig. Aber eine Beleidigung konnte sie sich dennoch nicht verkneifen.
„Bastard!“
Luther schüttelte gespielt missbilligend den Kopf. „Na, na. Du solltest nicht so rüde Ausdrücke in deinem Sprachgebrauch verwenden. Verdammt, zum Teufel, Bastard... Das wirft kein gutes Licht auf
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