Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
konnte nichts, was er sagte, einfach so stehenlassen. Selbst Pim hatte es längst aufgegeben, seiner Schwester gut zuzureden. Denn ihm war, genau wie Luther, längst klargeworden, dass das Mädchen nur Streit suchte. Und zwar Streit mit ihm, Luther. Ganz eindeutig wollte sie sich dafür revanchieren, dass er sie nicht mitgenommen hatte, als er sich ein Bild von der Burg machen wollte.
Aber Luther würde sich von dieser Göre nicht weiter auf der Nase herumtanzen lassen. Er hatte auf ein bisschen Einsicht von ihrer Seite gehofft, aber da sie diese ganz offensichtlich nicht aufbringen konnte oder wollte, war es an ihm, ein Machtwort zu sprechen. Denn wenn sie so weitermachten, verschwendeten sie nur wertvolle Zeit.
Außerdem befürchtete Luther, dass es nicht mehr lange dauerte, bis erneut Männer losgeschickt wurden, um das Mädchen zu finden. Und diese Möglichkeit hing wie eine dunkle Wolke über ihnen. Denn wenn der Anführer dieser Bande realisierte, dass seine beiden Schergen nicht zurückkamen, war Fiona erneut in Gefahr. Eine Tatsache, der sich Luther nur zu deutlich bewusst war, auch wenn sonst niemand auf diese Idee kam.
„Pim, holt mein Pferd!“, befahl Luther darum den jungen Mann und sorgte mit dieser Anweisung für Entsetzen.
Pim rührte sich nicht, so geschockt war er im ersten Moment. Damit hätte er nicht gerechnet. Sir Luther hatte ganz offensichtlich genug davon, dass keiner auf ihn hörte. Er konnte es ihm nicht verdenken. Für seine Hilfe hatte er bisher nur Misstrauen und Streit geerntet. Kein Wunder, dass er genug hatte. Sicher konnte er mit seiner Zeit etwas Sinnvolleres anfangen, als sich für Leute einzusetzen, die ihm ständig widersprachen.
„Pim“, ermahnte Luther den jungen Mann, der sich nicht rührte. „Mein Pferd, bringt es her, wir können nicht noch mehr Zeit verschwenden!“
Die erneute Aufforderung brachte Fionas Knie zum Zittern. Nachdem sie dem Ritter die ganze Diskussion kämpferisch gegenübergestanden hatte, musste sie sich jetzt schnell setzten. Sie konnte es nicht glauben, dass er aufgab, sie einfach im Stich ließ.
Luther fuhr sich mit beiden Händen durch sein schulterlanges Haar und überlegte, was und wen er für die anstehende Aufgabe brauchen würde. Auch nach der Rückeroberung der Burg mussten Soldaten für deren Sicherheit sorgen. Er machte sich in Gedanken eine Liste und bemerkte nicht einmal, dass ihn alle Anwesenden erschrocken anstarrten.
Sollte er Pim losschicken, um Verstärkung zu holen, oder doch lieber einen der anderen Männer? Konrad oder Sigmund vielleicht? Die hatten sich schon bei der Beschaffung von Informationen bewehrt. Allerdings spielte das keine Rolle, sollten sie nicht reiten können. Ein routinierter Umgang mit Pferden, war auf jeden Fall von Vorteil, um möglichst schnell voranzukommen. Vor allem in der Nacht.
Vielleicht sollte er auch noch etwas anderes in Betracht ziehen, dass Gewicht des Reiters, den er auf die Mission schickte. Je leichter der Mann, umso schneller kam seine Stute voran. Zum Glück hatte er Wildfeuer in den letzten Tagen nicht zu hart rangenommen, da er ja nicht in Eile war. Das war jetzt sein Vorteil, da sie einigermaßen ausgeruht sein musste. Somit konnte sie den Zwei-Tages-Ritt bestimmt schneller schaffen. Allerdings wirklich nur dann, wenn der Reiter möglichst leicht war.
Konrad kam also schon einmal nicht in Frage, da er den Umfang eines Fasses hatte. Sigmund war wesentlich schlanker. Aber als Pim die Stute brachte, zuckte der ganz gehörig zusammen. Was ein deutliches Zeichen dafür war, dass sich der Mann vor Pferden fürchtete. Dann musste eben doch Pim die Aufgabe übernehmen, Hilfe zu holen. Ob es drüber mit dem Mädchen einen erneuten Streit gab? Luther warf ihr einen Blick zu und erschrak über das kalkweiße Gesicht, das ihn da anstarrte.
„Es wird darüber keine Diskussion geben“, erklärte Luther noch bevor er seinen Plan unterbreitete. „Wir brauchen jemanden, der Verstärkung holt. Ansonsten könnt ihr alle euch hier unter den Bäumen für den Rest eurer Tage einrichten!“
Er würde sich nicht erweichen lassen! Ganz egal, wie erbarmungswürdig dieses Mädchen auch auf ihn wirkte. Aber diese Überlegung verflüchtigte sich schnell wieder. Denn Fiona war keineswegs erbarmungswürdig, sie war kämpferisch. Auch wenn sie sich gehörig erschreckt hatte, würde sie ganz gewiss nicht zurückstecken. Der Ritter hatte ihr ein Versprechen gegeben und das musste er, verdammt noch mal, auch
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