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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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musste sie weiterleben? Warum zwang man ihr so ein grausames Schicksal auf?
    Und warum konnte sie nicht endlich weinen, ihrem Schmerz auf diese Weise Ausdruck verleihen? Sie hatte Caleb verloren, den Mann, den sie liebte, und sie hatte darüber noch nicht einmal eine Träne vergossen. Gewährte ihr das Schicksal nicht einmal diese Erleichterung?
    Gillian lehnte ihre Stirn an die Wand und schloss die Augen. Caleb, oh Caleb! Ich möchte bei dir sein, warte auf mich, wo immer du jetzt auch bist. Du wolltest mich bis zum Ende deines Lebens lieben, dann tu das doch bitte, bitte bis zum Ende deines Todes!
    Vielleicht konnte sie ja doch weinen. Die ersten feuchten Tropfen auf ihrer Wange schienen das zu bestätigen. Und je länger sie einfach nur so da saß, die Stirn an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen, umso mehr Tränen fanden den Weg durch ihre geschlossenen Lider.
    Gillians Cousin Reginald fand sie in einer abgeschiedenen Fensternische sitzen. Und er sah die Tränen, die endlich ihren Weg gefunden hatten. Er beeilte sich, Luther von dieser Veränderung im Verhalten seiner Cousine zu berichten.
    „Gillian weint, Luther, sie weint!“, erklärte er erleichtert.
    Jede Reaktion war besser als diese niedergeschlagene Betäubung. Nur das Problem, das die Männer jetzt hatten, war, dass Gillian nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Sie heulte drei Tage und zwei Nächte, in denen Luther, Reginald und Gerald sie abwechselnd im Arm hielten. Erst in der dritten Nacht schlief sie schließlich erschöpft ein.
    Von dem, was ihr widerfahren war, sprach sie auch nach diesem Ausbruch nicht; und Fragen, ließ sie nicht zu. Aber sie reagierte danach wieder normal, auch wenn die Freude aus ihrem Herzen verschwunden war.
    * * *
    Als ein paar Wochen später die Drillinge wieder nach Hause kamen, fiel Gillian erst auf, dass sie sie seit Monaten nicht gesehen hatte. Jedenfalls nicht zusammen. Und die Drillinge verbrachten den größten Teil ihres Lebens zusammen.
    Aber das Interesse an ihrer Umgebung war bei Gillian noch nicht so gewachsen, dass sie den Grund für die lange Abwesenheit der Drei erfragt hätte. Gillian nahm jeden Tag so, wie er sich ihr präsentierte, stellte ihn nicht in Frage und versuchte auch keinen Einfluss darauf zu nehmen. Sie war nur über jede Stunde froh, die sie ohne Caleb überstand.
    Und während sich Gillian an ihre Erinnerungen klammerte, blieb den Drillingen nichts anderes übrig, als Luther eine Nachricht von Ravenwood zu überbringen. Das Gebrüll aus Luthers Arbeitszimmer hätte Tote zum Leben erwecken können, als Theo die Forderung Ravenwoods in Worte fasste.
    „Ravenwood verlangt, dass du euer Abkommen einhältst, Luther. Er sagt, das Jahr, das ihm zusteht, sei noch nicht um. Darum müsse ihm Gillian persönlich sagen, dass sie ihn nicht heiraten wolle.“
    Luther wurde bei dieser Botschaft fuchsteufelswild. „Ravenwood steht gar nichts mehr zu. Er konnte Gillian nicht beschützen, also hat er sein Recht darauf verloren, irgendetwas zu fordern!“
    Seine Brüder hätten dieses Argument gerne unterstrichen, mussten aber leider auch noch die nächste Nachricht überbringen.
    „Für den Fall, dass du so reagierst, hat Ravenwood eine zweite Botschaft für dich.“ Dieses Mal musste Thomas in den sauren Apfel beißen und Ravenwoods Worte wiedergeben. „Er habe Gillian ein Versprechen gegeben, das er einhalten werde, solange unsere Schwester ihn daran bindet. Was wiederum zur Folge hat, dass sie ihm ihre Entscheidung persönlich mitteilen muss.“
    Luther regte sich gewaltig auf. „Hat sich der Kerl vielleicht irgendeine verdammte Kopfverletzung zugezogen? Er kann doch nicht ernsthaft annehmen, dass er sich Gillian noch einmal nähern kann. Ihr wart ja kaum da, aber es war eine Qual zu sehen, wie sie leidet. Und jetzt, wo sie gerade dabei ist, diese furchtbaren Monate zu verarbeiten, soll ich sie erneut mit den Erinnerungen belasten? Oh nein, keine Chance!“
    „Luther“, begann Thaddäus, „wir wissen nichts darüber, was zwischen Gillian und Ravenwood vorgefallen ist. Tatsache ist jedoch, dass Ravenwood dachte, Gillian wäre bei dem Überfall ums Leben gekommen. Was ist, wenn sie von ihm das Gleiche denkt?“
    „Spielt das eine Rolle? Wenn sie denkt, er wäre tot, kann sie schneller damit abschließen und diese Zeit und das, was er ihr angetan hat, vielleicht auch vergessen“, war Luther überzeugt.
    „Hat er ihr denn etwas angetan?“, stellte Theo eine wichtige Frage, auf die jedoch

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