Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Wunden entdecken“, beruhigte der Drilling Luther nach einer schnellen Untersuchung.
Dann warf er einen kurzen Blick auf die beiden Wegelagerer. Sie waren schnell und sauber gestorben. Leider! Einige Minuten Schmerzen hätten ihnen für ihre Tat eigentlich zugestanden.
Luther sah nach Caleb, kniete sich neben ihn und blickte in die langsam verlöschenden Augen. „Er lebt noch, Thaddäus. Du solltest ihn dir ansehen!“
Begeistert war Luther davon nicht. Aber einen anderen Ritter einfach sterben lassen, das konnte er nicht verantworten.
Thaddäus war nach einer ersten kurzen Untersuchung nicht gerade zuversichtlich. Der Pfeil steckte tief in Calebs Rücken und würde nicht leicht zu entfernen sein. Aber wo noch Leben war, da war auch noch Hoffnung.
„Hier kann ich nichts für ihn tun. Wir müssen ihn zur Burg schaffen“, erklärte Thaddäus.
„Und Gillian?“
„Hilf mir erst einmal, Ravenwood auf sein Pferd zu legen. Wenn ich ihn alleine transportieren kann, dann kannst du dich um Gillian kümmern.“
Mit vereinten Kräften schafften es die beiden, Caleb bäuchlings auf sein Pferd zu legen. Dann nahm Luther die bewusstlose Gillian auf seine Arme und ließ sich von seinem Bruder dabei helfen, mit ihr zusammen sein Pferd zu besteigen.
„Ich bringe unsere Schwester nach Hause“, kündigte Luther an und setzte dann noch hinzu, was er im Hinblick auf Ravenwood erwartete.
„Komm zurück, wenn es vorbei ist, Thad!“
Der schüttelte den Kopf. „Schick ihn nicht ins Grab, ehe seine Zeit gekommen ist, Luther! Wenn der Anreiz groß genug ist, springt selbst ein Toter noch aus seiner Kiste!“
„Dann tu, was du kannst!“, gab Luther widerwillig nach. „Ich schicke dir Thomas als Hilfe und deine Arzneien.“
„Ein paar Gebete wären auch nicht schlecht“, meinte Thaddäus und zeigte damit seinem Bruder, dass die Lage nicht allzu gut war.
„Den Part des Samariters überlasse ich dir!“
„Pass gut auf Gillian auf, Luther! Wenn sie aufwacht, wird sie erst einmal einen Schock haben“, versuchte Thaddäus Luther vorzubereiten. „Jemanden sterben zu sehen, kann ein Trauma hinterlassen. Also geh sanft mit ihr um!“
7
Sicher war es normal, alles doppelt zu sehen, wenn man Fieber hatte, aber dreifach? Na, dann wohl weniger Fieber, sondern mehr Delirium! Aber das war ja auch vollkommen egal. Alles war egal. Was interessierte es ihn, ob er Fieber hatte und sein Körper glühte, wenn man ihm das Herz aus der Brust gerissen hatte.
Er schrie seinen Schmerz hinaus, so dass denen, die seinen Schrei hörten, ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. Kein Wesen könnte so einen unmenschlichen Laut ausstoßen. Nur jemand, der den wichtigsten Teil seines Lebens verloren hatte.
Das was ihn daran am meisten peinigte war, dass er immer den Schmerz in ihren Augen vor sich sehen würde. Gillians Schmerz, als sie ihn hilfesuchend angesehen hatte. Und er konnte nicht einmal sagen, ob es gut oder schlecht war, das Bewusstsein verloren zu haben.
Nicht bei ihr gewesen zu sein, nicht einmal mit der Kraft seiner Gedanken und seiner Liebe, um ihr ihr schreckliches Ende zu erleichtern, war fast nicht zu ertragen. Auch wenn es ihn umgebracht hätte zu sehen, wie sie geschändet und ermordet wurde.
Der Gedanke an Gillians Ende ließ in ihm nur den einen Wunsch übrig, ebenfalls zu sterben. Er wollte nicht ohne sie weiterleben müssen, er wollte nur von dieser Qual erlöst werden.
„Thad, lass ihn uns endlich festbinden!“, flehte Thomas seinen Bruder an. „Er bringt sonst entweder uns oder sich selbst um!“
Theo unterstützte Thomas bei dieser Forderung. „Ja, lass ihn uns anbinden. Er tobt schon so seit er das erste Mal halbwegs bei Bewusstsein war. Ich glaube nicht, dass ich noch eine weitere Nacht damit überstehe, gegen einen Schwerverletzten zu kämpfen.“
„Keine Angst, er wird bald so erschöpft sein, dass wir keine Schwierigkeiten mehr mit ihm haben werden.“ Davon war Thaddäus, der die Versorgung des Fiebernden leistete, überzeugt.
„Hast du das nicht schon vor zwei Tagen gesagt?“ Thomas konnte sich an eine ähnliche Aussage erinnern. „Das Fieber müsste ihn doch endlich einmal schwächen!“
„Das ist nicht das Fieber, das ihm so zusetzt“, behauptete Thaddäus. „Das ist der Schmerz!“
„Aber du hast doch gesagt, die Wunde heilt gut“, wunderte sich Theo. „Mir war er auf jeden Fall die ersten zwei Wochen lieber, als er noch vollkommen reaktionslos war!“
„Vielleicht
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