Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
werden.
Seine Liebe? Die würde sie im Moment nur belasten, davon war Caleb überzeugt. Also musste er dieses Gefühl für sich behalten.
Aber einer Sache würde sie ganz bestimmt nicht widerstehen können. Einer winzig kleinen Sache mit platter Nase in einem ebenso platten Gesicht: Brutus! Wenn sonst nichts ihr Herz berühren würde, dann zumindest dieser kleine Kerl. Calebs einziger Trumpf und seine einzige Hoffnung!
8
Dass eine ganze Armee vor den Toren von Gildal aufmarschiert war hätte den einen oder anderen sicher nervös gemacht, wenn diese Armee Kriegsgerät mit sich geführt hätte. Aber das tat sie nicht. Die Ritter waren zwar bis zu den Zähnen bewaffnet, doch keine dieser Waffen zeigte auch nur in die Richtung der Festung.
Das Ganze war nur eine Demonstration von Stärke, nichts weiter. Man wollte zeigen, wozu man in der Lage war. Es wirklich zu tun, stand nicht auf dem Programm.
Caleb hatte sich Unterstützung mitgebracht. Er war der Meinung, je mehr Trümpfe er in der Hand hätte, umso besser ständen seine Chancen. Also hatte er sich mit all den Dingen umgeben, von denen er wusste, dass Gillian sie mochte. Und auch wenn es ihm selbst nicht unbedingt behagte, so hoffte er doch darauf, dass Dexters Anblick sie ein bisschen fröhlich stimmen könnte.
Mit ihm und dem kleinen Hund fühlte er sich halbwegs gewappnet. Allerdings nur bis er im Vorhof der Festung von Luther in Empfang genommen wurde. Die Abneigung des Mannes, der einmal so etwas wie ein Freund war, wurde nicht einmal von einem Anflug von Höflichkeit verschleiert. Und auch seine Worte zeigten deutlich, was er von Calebs Erscheinen in Gildal hielt.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr die Frechheit besitzt, noch einmal hierher zu kommen, Ravenwood!“ Die Worte klangen so, als wollte er daran ersticken.
„Wir haben ein Abkommen, Gildal!“, erinnerte ihn Caleb.
„Ihr habt das Abkommen bereits gebrochen, in dem Augenblick als Gillian nicht von Euch geschützt war!“
Der Vorwurf war nicht von der Hand zu weisen. Hätte er Gillian in eine seiner größeren Burgen gebracht, wären ihnen in deren Umgebung keine Marodeure begegnet. Die hätten sich an eine gut bewachte Burg gar nicht so nah herangetraut.
Aber Caleb würde sich das Recht, Gillian noch einmal zu sehen, nicht nehmen lassen. Er hatte sich während der letzten Wochen und Monate, in denen er versuchte wieder auf die Beine zu kommen, jeden Tag darüber Sorgen gemacht, wie es Gillian gehen mochte. Zumindest seit ihm die Drillingsbrüder eröffnet hatten, dass das Mädchen noch lebte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich nur gewünscht zu sterben.
„Ich habe meine Lektion gelernt, Gildal. Und glaubt mir, so einen Fehler werde ich nie wieder begehen, wie Ihr unschwer erkennen könnt!“
„Glaubt Ihr ernsthaft, das wäre das Einzige, was Euch als Bewerber um Gillians Hand disqualifiziert, Ravenwood? Sobald Gillian erzählt, was Ihr ihr alles angetan habt, könnt Ihr Euch nicht einmal mehr in der Hölle vor meiner Rache verstecken!“
Luther spie die Worte geradezu aus, die für Caleb keinen Sinn ergaben. Außer seiner Eifersucht auf Dexter, die Gillian ihm verziehen hatte, gab es nichts, womit er sie auch nur gekränkt hätte.
Oder warf sie ihm vor, was ihr die Angreifer angetan hatten? Wenn das der Fall war, dann standen seine Karten wirklich nicht gut. Denn diesen Vorwurf konnte und wollte er nicht von sich weisen. Er war durch seine Unachtsamkeit genauso schuldig, als hätte er selbst Hand an Gillian gelegt.
Um den Disput mit Luther zu beenden, schlug Caleb vor, die Sache sofort über die Bühne zu bringen. Er verzehrte sich danach, Gillian zu sehen und ihr endlich den Trost zu spenden, den sie brauchen würde, damit ihre Seele anfangen konnte zu heilen.
Aber Luther lehnte es ab, Caleb auch nur in die Nähe seiner Schwester kommen zu lassen. Er wollte sich erst einmal persönlich davon überzeugen, ob Gillians Verfassung eine solche Gegenüberstellung zuließ.
„Ihr werdet genauso geduldig warten müssen, Ravenwood, wie ich darauf warten muss, Euch den Hals umzudrehen.“
Nun, das konnte Luther durchaus versuchen, und wenn Gillian ihn ablehnte, dann würde er dagegen auch nichts unternehmen. Aber noch war es nicht so weit, noch hatte er eine Chance, die er auch nutzen wollte. Und wenn es ihm selbst schon nicht möglich war, auf die Suche nach Gillian zu gehen, dann würde diese Aufgabe eben an jemand anderen fallen.
„Gildal, würdet Ihr meinem
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