Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
keiner der Brüder eine Antwort hatte.
„Ich werde sie nicht danach fragen“, wehrte Luther ab.
„Ravenwood wird nicht einfach aufgeben“, versuchte Thad seinem Bruder klarzumachen. „Als er erfuhr, dass Gillian lebte, hätte er uns fast die Köpfe abgebissen, weil wir ihn nicht aufstehen ließen. Thomas hat sogar darauf bestanden, ihn festzubinden, damit er sich endlich ruhig verhalten musste.“
Davon zeigte sich Luther nicht beeindruckt. Für ihn stand fest, dass Ravenwood für Gillians schlechten seelischen Zustand verantwortlich war. Und darum würde er ihn nicht noch einmal in ihre Nähe kommen lassen!
„Warum lassen wir dieses Mal nicht Gillian entscheiden?“, schlug Theo vor. „Wenn sie sieht, dass sie ihr Leben von jetzt an selbst bestimmen kann, erlangt sie vielleicht ihr seelisches Gleichgewicht wieder.“
Ein sehr riskanter Vorschlag, der durchaus nach hinten losgehen konnte. Denn ein Zusammentreffen mit dem Auslöser ihrer größten Qual konnte das Mädchen auch leicht so tief verletzen, dass sie endgültig daran zerbrach.
Aus diesem Grund wurde die Entscheidung darüber auch erst einmal verschoben. Aber Theo wollte zumindest schon einmal vorfühlen, wie die Lage wirklich stand. Und so tastete er sich am Abend langsam an das Thema heran.
„Hat dir Luther eigentlich schon gesagt, dass die Bewerbungen um deine Hand immer noch offen sind?“
„Ich werde niemanden heiraten!“, erklärte Gillian ruhig.
„Nun, einer der Bewerber hätte gerne eine persönliche Erklärung von dir“, erzählte er weiter.
„Wozu?“
„Vielleicht denkt er, sein hübsches Gesicht könnte dich vom Gegenteil überzeugen?“
„Es ist mir egal, Theo. Soll er sich seine Ablehnung persönlich holen, wenn er will. Es spielt für mich keine Rolle.“
Da Gillian so gleichgültig mit dem Thema umging, wollte Theo noch einen kleinen Schritt weitergehen. „Selbst wenn es Ravenwood ist, der deine Ablehnung hören will?“
„Es ist mir egal, Theo. Ich sage ihm und jedem anderen, der es hören will, dass ich niemals heiraten werde. Und es kann mich auch keiner von euch dazu zwingen!“
Wieso dachten nur alle, man könne einen Menschen, den man geliebt und verloren hatte, jemals ersetzten? Aber sie wussten ja nichts von Caleb, wussten nicht, wie er ihr Herz Stück für Stück für sich gewonnen hatte. Und sie wussten auch nichts davon, wie dieses Herz mit ihm gestorben war. Gillian war sich sicher, sie könnte hundert Männer treffen und nicht einer würde dabei sein, der Calebs Platz einnehmen konnte.
* * *
Calebs Narbe pochte, aber das tat sie fast immer, wenn er an Gillian dachte. Und er dachte jede Minute an seine große Liebe. Es war ein ständiges Mahnmal daran, dass er sie nicht hatte beschützen können.
Als die drei gleich aussehenden Männer seine Frage nach Gillians Grab damit beantwortet hatten, dass es keines gab, hatte er zuerst befürchtet, sie wäre von ihren Angreifern verschleppt worden. Und das, was sie in so einem Fall hätte erleiden müssen, hatte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Seine Gillian in den Händen dieser Bestien zu wissen, war mehr als er glaubte ertragen zu können. Und nur weil er bei dieser Vorstellung fast den Verstand verloren hätte, gaben die drei schließlich zu, dass sie wieder zu Hause war. Aber was sie hatte ertragen müssen, darüber hatten die Brüder sich ausgeschwiegen. Und Caleb hatte nicht gewagt danach zu fragen.
Er ging vom Schlimmsten aus. Und das bedeutete, dass sie weder ihn noch sonst einen Mann jemals wieder in ihre Nähe lassen würde. Aber vielleicht war ja er derjenige, der ihre Wunden heilen konnte. Vielleicht gab sie ihm die Chance dazu. Und selbst wenn nicht, würde er sie zu sich nehmen wollen. Ganz egal in welchem körperlichen oder seelischen Zustand.
Allerdings hatte er nur eine einzige Chance, um an sie heranzukommen. Und diese Chance musste er nutzen. Ihre Brüder würden ihm kein weiteres Treffen mit ihr gewähren. Wenn er sie nicht gleich überzeugen konnte, dann hatte er für immer verspielt. Dieses Mal hatte er keine Wochen oder Monate Zeit, sie für sich einzunehmen. Nur diese eine letzte Chance, um sie für sich zu gewinnen oder für immer zu verlieren.
Doch was konnte er ihr bieten? Was sprach für ihn?
Schutz, den er nicht genügend geboten hatte, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Dieses Mal würde er eine ganze Armee aufmarschieren lassen, um ihr zu zeigen, dass sie nie wieder Angst haben musste verletzt zu
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