Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
und - egal was sie erlitten hatte - er war überzeugt davon, dass sie darüber hinwegkommen würde, wenn schon allein sein Anblick genügte, dass sie ihren Emotionen freien Lauf lassen konnte.
„Du weißt doch, dass du dich nicht an mich schmeißen sollst, Gilly. Der Baron bekommt unsere Freundschaft so schnell in den falschen Hals“, zog er sie auf.
Gillian heulte daraufhin noch lauter. „Oh, Dexter, wie kannst du darüber Scherze machen? Weißt du denn nicht, dass ein Leben ohne Caleb für mich kaum zu ertragen ist?“
„Hat doch keiner von dir verlangt. Wenn du bei ihm sein willst, wer sollte dich denn aufhalten?“
Diese Worte ließen Gillians Tränen augenblicklich versiegen. Dexter hatte Recht. Wer sollte sie aufhalten, wenn sie bei Caleb sein wollte?
„Du hilfst mir?“
„Sicher doch, dafür bin ich doch da“, nickte Dexter in völlig falschem Verständnis darüber, was Gillian meinte.
„Du bringst mich zu seinem Grab und bleibst bei mir, bis es vorbei ist?“
Dexter erlebte so etwas wie einen Schock. Hatte er das Mädchen richtig verstanden? Sie dachte, Caleb sei tot und nun wollte auch sie ihrem Leben ein Ende setzen?
„Gilly...“, Dexter fühlte sich außer Stande, mit der Situation weiter klar zu kommen. „Der Baron bringt mich um, wenn ich es zulasse, dass dir auch nur ein Haar gekrümmt wird. Er hat nicht wochenlang gegen seine schweren Verletzungen gekämpft, um dich den Freitod sterben zu sehen. Dafür bekommst du von mir keine Unterstützung!“
Die Bedeutung dieser Worte drang nur langsam in Gillians Geist vor. Und sie war so schockierend wie der Blick in Calebs sterbende Augen. Gillian brach bewusstlos vor Dexter zusammen.
Der hatte nun ein Problem, weil er nicht wusste, was er mit einer besinnungslosen Gillian anstellen sollte. Er konnte sie nur auf eine der breiten Sitzbänke legen und hoffen, dass diese Ohnmacht nicht lange anhalten würde.
Dachte das Mädchen wirklich, der Baron wäre tot? Wie konnte das sein? Ihre Drillingsbrüder waren über viele Wochen auf der Burg gewesen und hatten den Baron gesund gepflegt. Und sie musste doch wissen, dass Baron Ravenwood wegen des Heiratsabkommens hier auftauchen würde. Hatte ihr denn niemand irgendetwas erzählt? Wusste sie vielleicht nicht einmal, wer Ravenwood war?
Wie es aussah nicht. Und Dexter wusste nicht, wie er diese Vermutung zu bewerten hatte. Würde es seinem Herrn einen Vorteil oder einen Nachteil verschaffen, Gillian gegenüber als Ravenwood vorgestellt zu werden?
Die Situation wurde wirklich immer verworrener. Dexter hoffte, dass nicht von ihm eine Lösung erwartet wurde. Er wäre gerne gegangen und hätte dieses Problem einem anderen überlassen, aber er konnte Gillian schlecht in ihrer Ohnmacht alleine lassen. Also harrte er aus, bis eine Dienerin vorbeikam und sich um das Mädchen kümmerte. Allerdings konnte Dexter Brutus nicht dazu bringen, mit ihm zu gehen, und so suchte er alleine nach Ravenwoods Unterkunft.
Dexters besorgte Miene ließ Caleb nichts Gutes ahnen. Ein Blick genügte ihm, um zu wissen, dass etwas ganz gewaltig schief gegangen sein musste.
„Wo ist Brutus?“, stellte Caleb eine oberflächliche Frage, nur um die zu erwartende schlechte Nachricht über Gillian hinauszuzögern.
„Er ist bei Lady Gillian. Aber es gibt da ein Problem, oder eigentlich sogar zwei Probleme.“ Dexter hatte keine Ambitionen, diese Dinge länger als nötig für sich zu behalten. „Gillian dachte, Ihr wäret tot. Die Nachricht, dass Ihr noch lebt, hat sie ohnmächtig werden lassen!“
Diese Nachricht hatte Caleb nicht erwartet. Warum hatte ihm das niemand gesagt? Hatte seine Unfähigkeit, sie zu beschützen, dazu geführt, eher seinen Tod zu wollen, als ihn noch einmal zu sehen?
„Ich glaube, Lady Gillian hat keine Ahnung, dass Ihr Ravenwood seid“, äußerte Dexter einen weiteren Verdacht. „Sie hat bestimmt von Eurem Kommen gewusst, aber sie konnte meiner Meinung nach nichts mit dem Namen Ravenwood anfangen. Sonst wäre sie doch nicht aus allen Wolken gefallen, als ich ihr sagte, dass Ihr am Leben seid.“
Das war etwas, was Caleb nicht bedacht hatte. Bei ihrer ersten Begegnung im Wald hatte er ihr seinen Titel absichtlich verschwiegen. Denn ihre Flucht vor dem unbekannten Bräutigam hätte ihr nichts gebracht, wenn sie diesem Mann dann direkt in die Arme lief. Also hatte der Name Caleb für sie genügen müssen, und für ihre Brüder war er nur Ravenwood.
Das ließ die ganze Geschichte in einem ganz
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