Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
diesem Ereignis erwartet werden“, hatte Flo noch ein paar weitere Informationen.
Pech! Wenn sie das wusste, dann konnte er seine Identität sicher nicht mehr lange vor ihr verbergen. Also musste er seine Möglichkeiten gleich ausloten, bevor sie ihn damit in Zusammenhang brachte.
„Einer ihrer Brüder ist ein Heiler“, tat Thomas so, als wüsste er das nur vom Hörensagen. „Und er soll angeblich extra dafür kommen, um ihr als Geburtshelfer beizustehen.“
Das fand Florentine schockierend, genauso schockierend wie beim ersten Mal, als sie davon gehört hatte.
„Wollt Ihr damit sagen, Ihr seid dieser Heiler?“
Thomas winkte schnell ab und war froh, darauf ehrlich antworten zu können.
„Sicherlich nicht! Aber ich habe jemanden darüber reden hören.“ Das stimmte ja auch. Selbst wenn er die Wahrheit ein bisschen großzügig auslegte. Und er musste natürlich herausbekommen, ob und was diese Lady schon von der Sache wusste.
„Wenn man Euch bereits über den Besuch dieser Brüder berichtet hat, müsstet Ihr doch viel mehr darüber wissen als ich.“
„Tut mir leid“, schüttelte Florentine den Kopf. „Ich bin mir nicht einmal sicher, wie viele Brüder Lady Gillian hat. Aber wenn es Euch interessiert, kann ich gerne Lady Beata danach fragen. Sie weiß hier über alles und jeden Bescheid.“
Nur das nicht! Er konnte sich wirklich etwas Besseres vorstellen, wie als Drilling entlarvt zu werden.
„Nicht nötig“, winkte Thomas darum schnell ab. „Macht Euch keine Umstände. Ich kann mir etwas Spannenderes vorstellen, als mich mit Ravenwoods Verwandtschaft zu beschäftigen.“
Die junge Maid lachte schadenfroh.
„Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Jetzt habt Ihr ganz umsonst Eure Zeit mit mir verschwendet. Ihr solltet Euch das nächste Mal vorher erkundigen, mit wem Ihr es zu tun habt. Ich bin nämlich auch eine von Ravenwoods Verwandte!“
Da hatte er sich ja schön in die Nesseln gesetzt! Aber stimmte das überhaupt, was sie da sagte? Sie war mit Ravenwood verwandt? Thomas war sich ziemlich sicher, bei der Hochzeit seiner Schwester allen Verwandten ihres Bräutigams vorgestellt worden zu sein. Und dieses Mädchen war ganz bestimmt nicht unter ihnen.
„Ihr wollt mich austricksen, Lady Flo“, vermutete Thomas. „Ich war auf Ravenwoods Hochzeit und ich bin mir sicher, dass Ihr nicht dort wart!“
„War ich ja auch nicht“, gab Florentine zu. „Zu diesem Zeitpunkt bestand unser Verwandtschaftsverhältnis ja auch noch nicht.“
Das konnte nur eines bedeuten. Und Thomas, der gehofft hatte, endlich ohne seine Drillingsbrüder ein hübsches junges Mädchen getroffen zu haben, sah sich bereits als aufdringlicher Galan einer verheirateten Lady.
„Mit welchem Ravenwood seid Ihr denn vermählt, Mylady?“
Thomas bemühte sich um höfliche Distanz. Aber er wollte auch auf Nummer sicher gehen, dass er nicht angeflunkert wurde.
Das war jetzt die Gelegenheit, sich dieses jungen Mannes zu entledigen. Aber wollte Florentine das auch? Wenn sie so darüber nachdachte, dann eher nicht. Sie hatte sonst nie die Gelegenheit, einen jungen Ritter ohne ihre Schwestern kennenzulernen. Also konnte sie die Sache ruhig noch ein bisschen ausdehnen.
„Ich gehöre zwar durch Heirat jetzt zur Familie der Ravenwoods, doch den Bund geschlossen hat meine Mutter. Sie hat sich erst vor wenigen Wochen mit Sir Ranulf Ravenwood vermählt.“
Die Erleichterung ließ Thomas viel beschwingter an den grünen Hecken vorbeischreiten. Die junge Dame in seiner Gesellschaft war nicht verheiratet! Also konnte er ruhig noch ein bisschen weiter in ihrer Nähe verweilen, ohne den Zorn eines Ehemannes auf sich zu ziehen. Ausgezeichnet! Heute war wohl sein Glückstag. Eine hübsche Maid, kein anderer Verehrer weit und breit, und auch keine Brüder, die einem in die Quere kamen!
Aber diese freudige Überlegung hatte nur kurzen Bestand, denn als er gerade um eine Hecke biegen wollte, sah er seinen Bruder Thad in einem anderen Teil des Gartens. Zum Glück hatte der ihn noch nicht gesehen, und auch Lady Flo blickte gerade in eine andere Richtung. So blieben Thomas wenigstens ein paar Augenblicke, um ein Zusammentreffen zu vermeiden.
Er konnte es nicht riskieren, dass das Mädchen einen seiner Drillingsbrüder zu Gesicht bekam. Denn das würde seine Chancen bei ihr sofort um ein Drittel verringern, wenn sie nicht gleich ganz schwanden.
Darum tat Thomas etwas, was an diesem Nachmittag zum Standartverfahren in ihrer Bekanntschaft
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