Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
wurde. Er zog seine Begleitung hinter eine Hecke und legte ihr einen Finger auf den Mund. Und dann log er auch noch ganz dreist, um sicherzustellen, dass sie ruhig blieb.
„Achtung, Lady Beata!“
Tatsächlich waren kurz darauf Schritte zu hören, die auf der anderen Seite der Hecke vorbeigingen. Die vermeintliche Gefahr, von Lady Beata entdeckt zu werden war dennoch nicht gebannt. Denn diese Lady saß nur wenige Schritte von ihnen entfernt auf einer Bank.
Der einzige Grund, warum sie sie noch nicht entdeckt hatte war der, dass die Lady ihnen den Rücken zukehrte. Aber die leicht raschelnden Geräusche hinter ihr, erregten dann doch ihre Aufmerksamkeit. Und so gelang es Thomas und Florentine nicht, wieder auf die Seite der Hecke zu wechseln, die sie gerade hinter sich gelassen hatten.
Auf Lady Beata machte es natürlich keinen guten Eindruck, wie ein junger Ritter zusammen mit ihrem Schützling versuchte, sich unauffällig davonzustehlen.
„Flo! Um Gottes Willen, Kind! Was denkt Ihr Euch dabei, Euch heimlich mit einem jungen Mann in den Gärten zu treffen? Euer Benehmen ist nicht akzeptabel!“
Die ganze Empörung ergoss sich alleine auf Florentine. Thomas erntete erst einmal nur einen strengen Blick. Und auch sein Ansatz, eine Entschuldigung vorzubringen, wurde bereits im Keim erstickt.
„Glaubt nicht, dass ich Euch nicht erkenne, Gildal! Und Eure Entschuldigung könnt Ihr vor meinem Bruder vorbringen, sobald er mit seiner Gattin hierher kommt!“
Lady Beata hatte sich von ihrem Platz erhoben und war nähergekommen. Sie griff nach Florentines Hand und zog sie an ihre Seite. Thomas ließ sie dabei nicht aus den Augen.
„Ich werde mit Eurer Schwester über dieses Verhalten sprechen müssen. Wenn ich Euch noch einmal dabei ertappe, dass ihr Euch auf diese Weise meinem Schützling nähert, wird das Konsequenzen haben. Also seid gewarnt Gildal, ich behalte Euch im Auge!“
Thomas versuchte Höflichkeit und gutes Benehmen an den Tag zu legen. „Lady Beata, ich freue mich, Euch wiederzusehen. Ihr dürft versichert sein, dass ich diese junge Dame nur eskortiert habe, damit ihr alleine kein Leid geschieht!“
„Ha!“, ließ sich die ältere Lady von dieser Lüge nicht hinters Licht führen. „Wenn Ihr denkt, ich nehme Euch das ab, dann seid Ihr im Irrtum! Glaubt mir, ich kenne die Tricks, mit denen ein Mann versucht, einem jungen unschuldigen Ding den Kopf zu verdrehen!“
Thomas kam nicht umhin, Flo genauer anzusehen. Hatte er ihr den Kopf verdreht? Die Aussicht stimmte ihn fröhlich. Aber ein Blick in ihre Augen dämpfte diese Zufriedenheit sofort wieder. Denn ein spöttisches Lächeln traf ihn und sagte deutlicher als Worte, dass er sich das vielleicht noch einmal überlegen sollte. Aber irgendwie bewirkte das bei Thomas nur, dass er noch begieriger darauf wurde, die Bekanntschaft mit dem Mädchen fortzusetzen.
Denn jetzt war sein Jagdinstinkt erwacht. Und Lady Flo konnte sicher sein, dass er sie ganz gewiss noch einmal alleine treffen wollte. Denn diese kleine Kratzbürste war ganz nach seinem Geschmack.
„Macht Euch keine Sorgen, Lady Beata. Um mir den Kopf zu verdrehen, ist dieser Ritter nicht romantisch genug!“
Das war ein deutlicher Hinweis darauf, dass seine Vorstellung von Romantik, nämlich eine dunkle Mauernische, ihr nicht entsprach. Thomas nahm diese Kriegserklärung selbstverständlich an.
„Ihr trefft mich, Mylady! Ich werde sofort damit beginnen, die Laute zu spielen, um den zukünftigen Anforderungen an einen romantischen Ritters zu entsprechen.“
„Humbug!“, schimpfte Lady Beata und zog Florentine mit sich fort. „Hört nicht auf diesen Unfug, Kind! Nur ein Ritter, der sich zum Trottel machen will denkt, er könnte mit dem Spiel einer Laute eine Maid erobern!“
Florentine kicherte und warf Thomas einen Blick über die Schulter zu. Es war unterhaltsam, wie die ältere Dame den jungen Ritter zu Schnecke machte. Und das Mädchen stachelte sie auch noch dazu an weiterzumachen.
„Wie sieht es mit Poesie aus, Lady Beata?“
Die Werbung eines Ritters auseinanderzunehmen, schien ihr zu gefallen. „Poesie, Kind? Nichts ist schlimmer als ein Ritter, der schmachtende Verse vorträgt, die sich dann nicht einmal reimen. Noch schlimmer sind diese endlosen Ergüsse über die Schönheit eines Mädchens! Sich so etwas auch nur anzuhören ist reine Zeitverschwendung!“
Die Lady kannte sich wohl mit solchen Dingen aus und hatte dazu eine feste Meinung. Und sie trug diese Meinung laut
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