Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
pirschte er sich weiter in den Wald vor. Er wollte sehen, wann sein Verfolger sich zu erkennen gab und was das Ganze sollte.
Einen Überraschungsangriff brauchte Theo nicht zu befürchten. Denn bei dem Lärm, den sein unerwünschter Begleiter machte, war es nicht schwer zu erahnen, was er gerade tat. Jedenfalls trat derjenige hinter ihm schon zum wiederholten Mal auf einen trockenen Ast, kämpfte ganz eindeutig mit den herabhängenden Zweigen der Bäume und blieb schließlich an einem anderen Ast hängen. Ein eindeutiger Laut war zu hören, der darauf schließen ließ, dass Stoff riss.
„Mist!“
Das klang nach einer Frau! Das hieß für Theo, er musste sich dieser Sache wohl stellen. Wenn ihm ein weibliches Wesen folgte, konnte er kaum noch tiefer in den Wald vordringen. Es wäre unverantwortlich, wenn sich seinetwegen eine Burgbewohnerin im Wald verirrte. Obwohl er eigentlich nichts damit zu tun hatte, wenn er so darüber nachdachte. Denn schließlich konnte er nichts dafür, wenn sich jemand an seine Fersen heftete.
Florinda kämpfte mit ihrem Kleid. Es hatte sich an einem dicken Ast verfangen und war schon ein kleines Stück eingerissen. Erst da hatte sie bemerkt, dass sie festhing. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als anzuhalten und zu versuchen, sich zu befreien.
So konnte sie diesem Kerl nicht folgen. Warum musste dieser Mensch auch durch den Wald hetzen, als ob er auf der Flucht wäre? Kein Wunder, dass sie sich bei dem Versuch, ihm zu folgen, hier verfangen hatte. Sie hätte einfach auf der Burg warten sollen, das wäre wesentlich klüger gewesen.
Außerdem konnte sich dieser Gildal in der Zeit, da er sich außerhalb der Festung befand, auch kaum mit einer ihrer Schwestern treffen. Also hätte auch keine Gefahr bestanden, dass sich irgendetwas in Sachen Romantik weiterentwickelte.
Aber diese Erkenntnis kam leider ein bisschen zu spät. Und darum kämpfte Florinda jetzt auch mit ihren Röcken, während der Ritter sicher schon sonst wohin verschwunden war.
„Pech! Pech! P...“
„Kann ich helfen?“
Florinda sprang vor Schreck einen Schritt zurück und ihr Kleid riss noch ein Stück mehr ein, hing dafür aber jetzt nicht mehr fest.
„Sieht nicht so aus, als wäre das jetzt noch nötig“, hatte sich Florinda schnell gefasst. Aber das überraschende Zusammentreffen mit dem Ritter, ließ sie ganz vergessen, was sie eigentlich zu ihm sagen wollte. Zum Glück fing sie sich schnell wieder.
Nur nicht freundlich sein! Ihm keine Gelegenheit geben, Süßholz zu raspeln! Das hier war die von ihr erhoffte Gelegenheit, ihm anstelle von Flora oder auch Florentine, den Laufpass zu geben.
Am besten war es erst einmal, ihm die Schuld für den Riss in ihrem Kleid in die Schuhe zu schieben. Der war schließlich schwer zu übersehen und diente als Streitpunkt genauso gut, wie alles andere.
„Seht nur, was Ihr angerichtet habt, Ihr Rüpel!“
Das war gut! Mit Schuldzuweisungen konnten Männer ganz schlecht umgehen. Er würde jetzt die Furie im Wesen seiner Angebeteten kennenlernen!
Theo hatte das Gefühl, als ob dieses Zusammentreffen der Himmel geschickt hätte. Herrlich! Er konnte das Mädchen, mit dem seine Brüder ihre Spielchen trieben so aufregen, dass sie nichts mehr mit einem Gildal zu tun haben wollte. Dann flog Thomas und Thads Wechselspiel nicht auf und sie mussten sich keine Standpauke von Luther anhören.
„Kann ich etwas dafür, wen Ihr durch den Wald rennt wie eine Blinde? Wenn Frauen da bleiben würden, wo sie hin gehörten, wäre alles in schönster Ordnung!“
Sie darauf hinzuweisen, dass Frauen ins Haus gehörten, machte jede Lady verrückt!
Was hatten die Mädchen über den Ritter gesagt? Lustig, charmant, einfühlsam und sanft? Die beiden mussten mit Blindheit beschlagen sein!
„Was steht Ihr da so herum, Ihr Tölpel? Bringt mich gefälligst zurück zur Festung!“, schnauzte sie den Mann an.
Theo war begeistert. Das lief ja prächtig! Die Lady war schon kurz vorm Überkochen. Wenn er sie noch ein bisschen weiter reizte, würde sie sicher beim Anblick seines, beziehungsweise dem Gesicht seiner Brüder, keine romantischen Anwandlungen mehr bekommen!
„Wie käme ich denn dazu? Ich habe Euch weder mitgenommen, noch eingeladen mir zu folgen. Also seht zu, wie Ihr selbst wieder zurückkommt!“
„Seid Ihr ein Ritter oder nur irgendein Idiot aus dem Fußvolk? Eure Manieren lassen auf Letzteres schließen!“
Theo grinste inwendig. Er hatte sie fast da, wo er sie haben
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