Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
wie sie selbst, das taten.
Er war witzig und unterhaltsam für Florentine, sanft und ruhig für Flora und für sie? Für sie war er kraftvoll und leidenschaftlich. Warum musste es so etwas geben? Alle diese Eigenschaften vereint in einer Person. Dabei hätten sie doch nur für jeden von ihnen einen Teil gebraucht und einen Mann dazu. War dieser Wunsch denn so verkehrt?
Es war ein Glück, dass der Stall leer war, in dem sich Florinda zurückzog, um ihre Wunden zu lecken. Diese paar Augenblicke hier alleine brauchte sie, um ihr Gleichgewicht zurückzuerlangen. Erst dann konnte sie zu ihren Schwestern gehen.
Die Begegnung im Wald musste sie ganz tief in ihrem Herzen vergraben. Denn sie durfte es nicht zulassen, dass ein einziger Mann das Band durchtrennte, das sie als Schwestern und Drillinge verband.
Langsam legte sich der Tumult im Herzen des Mädchens, während er vor dem Stallgebäude gerade erst entbrannte. Kampfgeräusche waren zu hören, die Florinda einen Angriff auf die Burg befürchten ließen. Sie hoffte, es war nicht so, denn dafür hatte sie jetzt wirklich keinen Nerv. Aber ganz in der Nähe waren Schmerzenslaute zu hören und lautstarker Protest.
„Theo! Hör auf damit!“, befahl eine Stimme.
„Halte dich da raus, Luther!“, kam zwischen zwei Schlägen die Erwiderung. „Wenn ich nicht ein wenig Verstand in diese Holzköpfe prügle, dann nehme ich stattdessen diese Burg auseinander. Und das wird Ravenwood gar nicht gefallen!“
Ein erneuter Schlag war zu hören und jemand lachte.
„Lass ihn doch, Luther. Thad und ich haben uns schon lange nicht mehr amüsiert. Und ein bisschen Abwechslung schadet ja nicht.“
Das war die falsche Aussage. Theo sah rot, ließ von Thad ab, den er gerade in der Mangel hatte und stürzte sich auf Thomas. Luther schüttelte den Kopf und half Thad dabei aufzustehen.
„Was ist mit Theo los?“, wollte er von diesem Drilling wissen.
„Keine Ahnung. Er wollte eigentlich auf die Jagd gehen. Aber anstatt mit Beute, ist er mit einer stink Wut zurückgekommen.“
Thad fand, diese Information musste genügen und versuchte nun Thomas zu helfen, den Tobenden unter Kontrolle zu bringen.
Florinda war sich nicht sicher, ob sie an ein paar kämpfenden Männern vorbeischleichen sollte. Aber die Aussage von der Jagd machte sie neugierig. Sie wollte zumindest sehen, wer da seinem Frust mit den Fäusten Luft machte. Und so zog Florinda die Stalltüre einen kleinen Spalt auf und spähte hinaus.
Zuerst sah sie einen Mann, der vergeblich versuchte, die Kämpfenden zur Räson zu bringen. Allerdings nur mit Worten, Hand wollte er ganz offensichtlich nicht anlegen. Aber es war sowieso klar, dass dieser Streit nicht mehr lange so weitergehen konnte, da zwei gegen einen standen.
Florinda war das relativ egal, denn sie hatte etwas ganz anders zu verdauen, als das, dass drei Männer versuchten sich die Köpfe einzuschlagen. Denn die Kämpfer sahen, außer ein paar blauen Flecken an verschiedenen Stellen ihres Gesichts, vollkommen identisch aus.
5
Florinda lehnte sich schwer atmend von innen an die Tür ihrer Kammer. Sie war geradezu die Stufen nach oben geflogen, nachdem der Streit unter den Männern beendet war. Sie hatte nur noch gewartet, bis keiner der Brüder mehr zu sehen war und hatte dann nicht schnell genug zu ihrem Zimmer kommen können.
Was Florinda da durch Zufall entdeckt hatte, war unfassbar! Vor allem, weil es bisher niemand erwähnt hatte. Warum nur, hatte nicht einmal Lady Gillian etwas davon gesagt, dass ihre Brüder Drillinge waren? Einen solchen Zufall, zur gleichen Zeit zwei Drillingspärchen zu beherbergen, musste doch irgendjemand ungewöhnlich finden, oder nicht?
Bei ihnen zu Hause war das zumindest immer der Fall. Selbst wenn nur eine Schwester gerade anwesend war, wenn ein Gast auf die Burg kam, erwähnte man diese Tatsache. Alleine schon deshalb, um einen Besucher nicht zu verwirren oder vor den Kopf zu stoßen.
Lady Gillian hatte jedoch nie erwähnt, dass sie Drillinge als Brüder hatte. War das Zufall oder nur ein Versehen? Eine kleine Bemerkung wäre diese Tatsache auf jeden Fall wert gewesen, schließlich waren drei gleiche Personen nicht gerade alltäglich!
Oder steckte eine Absicht dahinter, diese Tatsache vor ihnen zu verschleiern? Und wenn ja, wer war daran beteiligt? Lady Gillian? Ganz bestimmt, sie hätte es auf irgendeine Weise kommentieren müssen, als man sie hier willkommen hieß!
Die Burgbewohner? Ganz sicher! Wenigstens die
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