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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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übers Geschäft reden. Ihr wollt wissen, an welche Diebe ihr euch wenden könnt. Nun, wie ihr sicherlich verstehen werdet, kann man sich auf keinen Dieb verlassen oder ihm trauen. Aber manche sind talentierter als andere. Wie ich höre, hat Gracie Cartwright gerade Zeit. Sie weiß, wie man einen Tresor knackt. Die Weston-Brüder sind auch gut.«
    »Gut ist für uns nicht gut genug, Martha«, unterbrach sie Carnegie. »Wir brauchen die besten.«
    »Nun, die besten wirst du nicht kriegen«, gab die Herz-Königin zu bedenken und leckte sich die Finger ab. »Die Gilde hat sich vor fünf Jahren getrennt.«
    »Die Gilde?«, fragte Jonathan.
    »Die Gilde der Diebe. Die besten Diebe, die ich je gesehen habe. Sie sind überall reingekommen und auch wieder raus. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie sie an den Baskerville-Smaragd gekommen sind.«
    Der Wermensch hob eine Augenbraue.
    »Das war die Gilde?«
    »Ich muss es ja wissen«, erwiderte die Herz-Königin lächelnd. »Ich habe ihnen den Stein abgekauft.«
    »Wo sind sie jetzt? Könnten wir nicht versuchen, sie wieder zusammenzubringen?«, fragte Jonathan.
    »Versuchen könnt ihr es. Es wird nicht leicht werden. Andererseits, wenn euch jemand den Purpur-Stein besorgen kann, dann ist es die Gilde.«
    Carnegie erhob sich.
    »Dann lasst uns eine Wiedervereinigung organisieren. Mit wem sollen wir anfangen?«
    »Mit ihrem Anführer. Antonio Correlli.«
    Jonathan rutschte das Herz in die Hose.
    »Das war’s dann wohl«, flüsterte er.

9
    Etliche Stunden später schlichen sie sich aus dem Diamantengarten hinaus. Die Läden waren geschlossen, die Gaslaternen heruntergedreht und die Damen waren in ihre Häuser in Darkside zurückgekehrt. Die breite Promenade war nun leer, sodass die vier Gestalten ungefährdet zurück zur Landungsbrücke marschieren konnten. Die Gruppe wurde von einer Frau angeführt, die mit großen Schritten und herrschaftlicher Haltung vorneweg stolzierte.
    In der immerwährenden Dunkelheit der Höhle war es unmöglich, festzustellen, wie spät es war, aber Jonathan schätzte, dass es früh am Morgen sein musste. Seine Gedanken waren völlig durcheinander. Einerseits hatten sie es geschafft, lebend aus dem Garten zu entkommen. Andererseits sah es so aus, als lägen ihre Hoffnungen, den Stein zu beschaffen, in Correllis Händen. Er war der feuerspuckende Söldner, mit dem Jonathan vor ein paar Monaten aneinandergeraten war. Bei ihrem letzten Aufeinandertreffen war um sie herum ein Gebäude niedergebrannt, und er konnte sich nicht einmal sicher sein, dass der Söldner noch lebte. Selbst wenn er überlebt hatte, wie konnten sie ihn überzeugen, ihnen zu helfen?
    Die Wellen klatschten im sanften Rhythmus einschläfernd gegen die Landungsbrücke. Carnegies Gondel war das einzige Boot, das noch auf dem Wasser lag. Die Wache am Ende der Landungsbrücke hob ihren Dolch zum Gruß, als sie ihre Anführerin näher kommen sah. Die Herz-Königin nickte ihr knapp zu.
    »Nun trennen sich unsere Wege. Ich hoffe, dass ihr heute Abend etwas über den Garten gelernt habt und unsere Regeln in Zukunft respektiert.«
    »Ja, Herz-Königin. Vielen Dank«, sagte Jonathan höflich. »Falls wir es schaffen sollten, den Stein zu bekommen, schulde ich Ihnen eine Menge.«
    »Falls du den Stein in deine Finger bekommen solltest, Kleiner«, erwiderte sie zwinkernd, »dann kommst du zu mir und zeigst ihn mir, bevor du sonst was damit anstellst, verstanden?«
    Carnegie schob Jonathan zur Gondel.
    »Wenn die Zeit es zulässt«, knurrte er. »Komm schon, Junge. Lass uns gehen und herausfinden, ob Correlli noch lebt.«
    »Oh, natürlich lebt er noch!«, rief die Herz-Königin. »Ganz Darkside spricht darüber, dass ihn ein Junge aus Lightside überlistet hat. Versucht es mal im ›Tintenfisch-Club‹. Ich habe gehört, dass er dort neuerdings viel Zeit verbringt.«
    Als Jonathan und Raquella in die Gondel stiegen, hielt der Wermensch oben auf der Landungsbrücke kurz inne. Er drehte sich um und tätschelte der Herz-Königin den Arm.
    »Wenn wir das hier durchgestanden haben, Martha, dann treffen wir beide uns und besprechen, was ich dir schuldig bin. Du hast es dir redlich verdient.«
    Der Augen der Herz-Königin strahlten.
    »Pass auf dich und die Kinder auf. Es würde mir keine Freude bereiten, von deinem Tod zu hören, Elias.«
    Carnegie grinste und entblößte dabei seine spitzen Reißzähne.
    »Ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Leb wohl,

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