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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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können.
    »Was ist mit den anderen? Wir können sie nicht einfach zurücklassen!«
    »Sie werden schon einen Ausweg finden. Wir können ihnen nicht helfen.«
    Correlli packte Jonathan an den Schultern und schüttelte ihn. Sein Blick war entschlossen.
    »Jetzt gibt es nur noch dich und mich. Wir sind die Einzigen, die den Purpur-Stein holen können. Reiß dich zusammen, sonst war alles umsonst. Schaffst du das?«
    Jonathan konnte nur wortlos nicken. Er war froh, dass seine Maske die Tränen verbarg, die ihm das Gesicht hinunterliefen. Der Feuerschlucker zerrte ihn quer durch den Nebenraum und Jonathan hob die Hand zum Abschiedsgruß für Carnegie. Der Wermensch riss sich die Maske vom Kopf und machte ein sorgenvolles Gesicht. Ein trauriges Aufheulen begleitete Jonathan, als er durch die Tür in den dahinterliegenden Raum stolperte.

19
    Die Haupthalle von Xaviers Anwesen war mit schwarzen und weißen Kacheln gefliest, was ihr das Aussehen eines riesigen Schachbretts verlieh. Es war ein großer, zugiger Raum, in dem es keine Möbel und keine Dekorationsgegenstände gab, nur noch mehr Seidenfäden, die sich über den Boden zogen. Die Läden an den hohen Fenstern waren geschlossen und die muffige, düstere Atmosphäre ließ erahnen, dass es schon einige Jahre her war, seit zum letzten Mal Licht und frische Luft durch die Fenster geflossen waren.
    Nur ein Instinkt, der tief verankerte Drang, zu überleben, brachte Jonathan dazu, weiterzugehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es fiel ihm schwer, sich damit abzufinden, dass ein Mann vor seinen Augen gestorben war. Jonathans Gehirn spielte immer wieder den Moment durch, in dem Mountebank erschossen wurde: das Zucken seines Körpers, als ihn die Kugeln trafen, der leere Blick, als er zu Boden fiel, die endgültige Stille, die seinen Körper umfing. Er wusste, dass diese Bilder ihn für den Rest seines Lebens verfolgen würden.
    Correlli hingegen war gnadenlos ruhig und marschiertemit großer Entschlossenheit vor ihm. Er hatte keine Miene verzogen, als Mountebank erschossen wurde. Allerdings hatte er den Magier ja auch gehasst. Zum ersten Mal in diesen Tagen wurde Jonathan daran erinnert, mit was für einem Menschen er es zu tun hatte: einem Dieb, einem Schläger, einem Söldner. Wie viele Menschen hatte Correlli wohl schon sterben sehen, fragte er sich, und wie viele davon waren durch seine eigenen Hände gestorben?
    Während sie ihren Weg durch die Halle fortsetzten, verstummten die Waffen, und sie hörten nur noch das Echo ihrer eigenen Schritte. Correlli zog seine Maske herunter und warf sie auf den Boden.
    »Es hat keinen Sinn mehr, sich zu verstecken«, murmelte er und rieb sich das verschwitzte Gesicht.
    Jonathan folgte seinem Beispiel und genoss die kalte Luft auf seiner Haut.
    »Ich kann es immer noch nicht glauben …«, sagte er leise. »Sie haben Mountebank umgebracht …«
    »Es kommt sogar noch schlimmer«, ergänzte der Feuerschlucker. »Der verfluchte Magier war unser Tresorknacker. Ich weiß nicht, wie wir jetzt an den Stein kommen sollen.«
    Jonathan blieb abrupt stehen.
    »Es ist Ihnen egal, oder?«, stellte er verbittert fest. »Er ist tot und es interessiert Sie nicht die Bohne.«
    Correlli lief weiter.
    »Wir haben nur noch zehn Minuten«, rief er über seine Schulter zurück. »An deiner Stelle würde ich mich auf unseren Auftrag konzentrieren.«
    Jonathan war versucht, den Feuerschlucker an Ort und Stelle stehen zu lassen und zurückzurennen, um Carnegie zu helfen, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er nicht aufgeben durfte. Zu viele Leben standen auf dem Spiel, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Mountebank umsonst gestorben war. Jonathan riss sich zusammen und rannte durch die Halle, um Correlli wieder einzuholen.
    »Dieser Ort ist mir unheimlich«, murmelte er mürrisch.
    »Ich weiß, was du meinst«, antwortete Correlli. »Hier stimmt was nicht. Ich kann es beinahe riechen.«
    »Immer noch keine Spur von Xavier. Glauben Sie, dass er schläft?«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte der Feuerschlucker. »So viel Glück habe ich nicht.«
    Er blieb vor einer Tür stehen und trat gedankenverloren von einem Fuß auf den anderen.
    »Den Plänen nach müssten wir jetzt genau über dem Tresorraum sein. Also wo um Darksides willen ist er?«
    Jonathan sah sich in der leeren Halle um.
    »Glauben Sie, dass es hier eine Art Geheimtür gibt?«
    »Wenn ja, dann weiß ich nicht, wie man sie öffnet. Es sei denn …«
    Der Feuerschlucker

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