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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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zu urteilen, war es alt und wertvoll.
    Correllis Pupillen weiteten sich unter der Maske. Er stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Seht euch all das Zeug an!«
    Mountebank nickte.
    »Muss ein kleines Vermögen wert sein«, flüsterte der Magier. »Genauer genommen, sogar ein ziemlich großes Vermögen.«
    Carnegie fuhr mit dem Finger über eine Statue, hielt ihn hoch und zeigte ihnen eine dicke Staubschicht auf seinem schwarzen Handschuh.
    »Sieht trotzdem nicht so aus, als ob hier öfter jemand vorbeikommt.«
    Jonathan war verwirrt. Warum hatte Xavier all diese Sachen gekauft, wenn er sie hier verstauben ließ? Was für einen Sinn hatte es, Dinge zu kaufen, die ihm nichts bedeuteten?
    Fray entfuhr ein leiser Unmutslaut. Etwas hatte sich um ihren Fuß geschlungen. Sie hielt einen feinen weißen Faden hoch.
    »Hier gibt es nicht nur Staub«, schimpfte sie. »Das Zeug ist überall. Was ist das?«
    »Seide«, erwiderte Correlli leise. »Sieht so aus, als würde Xavier seine Besucher gerne daran erinnern, wie er sein Vermögen gemacht hat.«
    »Angeber«, murmelte Nettle.
    Sie schlichen sich durch die Tür und einen verlassenen Korridor entlang. Antiquitäten und Statuen warenwie Müll über den ganzen Gang verstreut, alle mit Seidenfäden behangen, die im Dunkeln glitzerten und in den Ecken des Korridors mündeten. Jonathan erwartete, dass jeden Moment ein Alarm losgehen würde und das Licht sich einschaltete, aber es gab nirgendwo ein Lebenszeichen. Die einzigen Geräusche waren Carnegies keuchender Atem, Correllis Schuhe auf dem Teppich und sein eigenes pochendes Herz. Mountebank und die Zwillinge bewegten sich vollkommen geräuschlos.
    Correlli führte sie in die Eingangshalle und hinter die große Treppe zu einer schmalen Tür am Ende des Korridors. Er drückte die Klinke, die Tür sprang auf und enthüllte die Hintertreppe, die Correlli auf den Bauplänen entdeckt hatte. Die Gilde kletterte im Gänsemarsch die Holzstufen hinunter und achtete auf das leiseste Knarren und Knacken. Die unnatürliche Stille dröhnte Jonathan nahezu in den Ohren.
    Als sie schließlich im Erdgeschoss ankamen, atmete Jonathan immer noch stoßweise und seine Hände zitterten, aber er fühlte sich ein wenig erleichtert. Er wusste aus den Plänen, dass der Keller gleich um die Ecke war. Sie hatten es fast geschafft.
    Plötzlich bewegte sich etwas in der Dunkelheit vor ihnen.
    »Wachen, Deckung!«, bellte Carnegie.
    Sofort verschwanden die Zwillinge mit einem Rückwärtssalto in der Türöffnung zu ihrer Linken, gefolgt von einem sich duckenden Wermenschen. Jonathan blieb wie erstarrt stehen, aber es war Correlli, der Profieinbrecher,dessen Reflexe durch jahrelange Übung trainiert waren, der ihn nach rechts in einen Nebenraum stieß. Bis die Wachen ihre Waffen angelegt hatten und abdrückten, hatten sie nur noch ein Ziel vor sich: Mountebank, den Mächtigen.
    »Nein!«, schrie Jonathan.
    Stakkatoartiges Trommelfeuer erfüllte den Raum und Mountebank wurde heftig durchgeschüttelt. Kleine Rauchwolken stiegen von seinem Körper auf. Der Magier fasste sich mit einem entsetzten Gesichtsausdruck an die Brust. Er machte einen Schritt nach vorne, dann noch einen, und schließlich gaben seine Beine nach und er brach zusammen. Unter ihm bildete sich eine Blutlache, die den Boden rot färbte.
    Jonathan rannte blind los, durch den Korridor zu Mountebanks Körper. Er ignorierte die Kugeln, die über seinen Kopf zischten. Er drehte den Magier um und sah ihm in die blassen Augen, die ausdruckslos durch ihn hindurchstarrten, bevor ihn ein paar kräftige Hände in den sicheren Nebenraum zurückzogen.
    »Bist du irre?«, schrie ihn Correlli über den Lärm der Schüsse hinweg an. »Du hättest uns beide umbringen können!« Dann fuhr er etwas sanfter fort: »Es ist zu spät, Jonathan.«
    »Ist er … tot?«, fragte der Junge ungläubig.
    Der Feuerschlucker nickte grimmig.
    »Und das werden wir auch bald sein, wenn wir nicht abhauen. Komm schon, wir können es immer noch bis zum Keller schaffen, wenn wir durch die Tür da gehen.«
    Er deutete auf eine Tür am anderen Ende des Raums. Jonathan wusste, dass er recht hatte, aber der Rest der Gilde saß in der Falle. Sie verbargen sich in der Türöffnung auf der anderen Seite des Korridors, der auf beiden Seiten von Einschusslöchern durchsiebt war. Zwar waren sie nur ein paar Schritte entfernt, aber mit all den Kugeln, die durch den Korridor schwirrten, hätten sie genauso gut am anderen Ende der Welt sein

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