Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
Vom Netzwerk:
Empfangsbereich mit dickem violettem Nebel und die Leute fingen an zu husten. Zahlreiche Füße kamen angetrampelt, als die sie verfolgenden Polizisten durch die Doppeltür hereinstürmten, aber diese hatten keine Chance, sie im dichten Nebel auszumachen. Jonathan spürte, wie ihn einer der Zwillinge am Ärmel zupfte, und dann humpelte er durch die Automatiktüren des Polizeireviers und stolperte die Stufen hinunter. Als er sich umdrehte, sah er Tentakel aus violettem Rauch durch den Eingang züngeln, die ihm bedeuteten, wieder reinzugehen.
    Fray ließ sich nicht von den Passanten ablenken, die mit offenen Mündern das Schauspiel begafften. Sie rannte zum Rand des Bürgersteigs und stieß einen lauten Pfiff aus. Jonathan deutete auf das Polizeirevier und starrte Nettle an.
    »Was war das?«, keuchte er.
    »Ein Geschenk von Mountebank«, sagte Nettle augenzwinkernd. »Ich wusste, dass es uns eines Tages gute Dienste leisten würde … Oh nein, das darf doch nicht wahr sein!«
    Ihre Miene verfinsterte sich, als ein Polizeitransporter sich durch den dichten Verkehr schlängelte und auf sie zuhielt. Er schlüpfte durch eine winzige Lücke zwischen zwei Autos und hielt, begleitet von einem wütenden Hupkonzert, am Straßenrand an. Der Fahrer des Transporters kurbelte das Fenster runter und winkte ihnen aufgeregt zu.
    »VERV!«, riefen die Zwillinge, ausnahmsweise unisono. Der Fahrer zuckte vor Schreck zusammen.
    »Was ist? Ihr sagt, besorg ’n schnelles Fahrzeug. Ich besorg ’n schnelles Fahrzeug.« Er schlug sich stolz gegen die Brust. »Besorg ’n schnelles Fahrzeug mit Lampen .«
    Er legte einen Schalter auf dem Armaturenbrett um und das Blaulicht auf dem Dach des Transporters begann, sich zu drehen. Jonathan blickte über seine Schulter zurück und sah den ersten Polizisten durch den Rauch aus dem Revier stolpern.
    »Lasst uns abhauen!«, rief er.
    Er humpelte um das Heck des Transporters herum und sprang hinein. Fray und Nettle folgten ihm dicht auf den Fersen. Sie hatten kaum die Tür geschlossen, da trat Verv auch schon das Gaspedal durch. Die plötzliche Vorwärtsbewegung des Fahrzeugs riss sie alle zu Boden. Jonathan lag flach auf dem Rücken und versuchte, zu Atem zu kommen.
    »Glaubt ihr, wir schaffen es?«, keuchte er.
    Fray nahm ihre Mütze ab und fuhr sich mit der Hand durch ihren blonden Haarschopf.
    »Es sollte klappen. Verv ist zwar ein Chaot …«
    »… aber ein sehr schneller Chaot«, unterbrach sie Nettle. »Er wird dafür sorgen, dass uns keiner folgen kann, dann entledigen wir uns des Transporters.«
    Jonathan nickte.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, sagte er ernst. »Danke euch beiden.«
    Nettle grinste.
    »Das geht schon in Ordnung. Wir mussten dem großen, bösen Wolfmann versprechen, dass wir dich rausholen.«
    »Er kann ziemlich furchteinflößend sein, wenn er seine Zähne zeigt.« Fray fletschte die Zähne und machte ein tiefes, knurrendes Geräusch, worauf die beiden Zwillinge in Gelächter ausbrachen.
    »Wo ist Carnegie?«, fragte Jonathan. »Was ist mit euch auf dem Anwesen passiert?«
    Der Polizeitransporter wühlte sich durch den Nachmittagsverkehr und entfernte sich Minute für Minute weiter vom Polizeirevier. Dann und wann hob eine Seite des Transporters vom Boden ab, wenn Verv um eine Kurve rauschte, bevor er wieder krachend mit allen vier Rädern auf der Straße landete. Der Fahrer jauchzte wie immer und trommelte auf das Lenkrad, wobei er selbst für das Heulen der Sirenen sorgte. Auf dem Rücksitz berichteten die Zwillinge atemlos von ihrer Odyssee, doch ihre Sätze waren so miteinander verstrickt und überlappend, dass Jonathan teilweise gar nicht wusste, wer von beiden sprach.
    »Nachdem du und Correlli davongerannt wart, haben wir uns mit den Wachen eine Zeit lang ein kleines Wettrennen geliefert…«
    »… und haben mit ihnen ein ziemliches Tänzen aufgeführt …«
    »… und sind dann aus dem Haus gerannt und wie geplant zum Fluchtwagen gelaufen. Verv wartete dort und Carnegie war auch da mit dem Dienstmädchen.«
    »Sie sah nicht gut aus. Als wäre sie dem Ripper persönlich begegnet.«
    »Wir haben auf euch so lange gewartet, wie wir konnten, aber dann ist die Polizei aufgetaucht, und wir mussten schnellstens abhauen.«
    »Der Wolfmann war darüber nicht sehr glücklich. Hat auf dem Rückweg ein ziemliches Theater veranstaltet.«
    »Erst als wir in den Nachrichten gehört haben, dass ein Junge auf dem Anwesen verhaftet wurde, wussten wir, wo wir dich finden.

Weitere Kostenlose Bücher