Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
unternehmen. Sie hatte Akkarin versprochen, dass sie tun würde, was immer er befahl. Er hatte lediglich davon gesprochen, dass sie Takan und Lorlen schützen müssten. Dann hatte er sie gegen Takan ausgetauscht. Also wollte er, dass sie hier war.
Oder aber er war bereit, sie zu opfern, um das Versprechen zu halten, dass er seinem Diener gegeben hatte.
Nein, dachte sie, er braucht mich zur Bestätigung seiner Geschichte. Takan stand Akkarin zu nahe. Niemand würde ihm glauben.
Sonea ging im Dom auf und ab. Die dicke Tür stand offen, um Luft einzulassen. Dahinter standen zwei Magier, die Sonea beobachteten, wann immer sie allein war.
Aber sie war nicht viel allein gewesen. Vinara, Balkan und Sarrin hatten ihr nacheinander Fragen nach Akkarins Tun gestellt. Sie wollte das Risiko nicht eingehen, irgendetwas preiszugeben, bevor Akkarin dazu bereit war. Daher hatte sie sich geweigert zu antworten. Zu guter Letzt hatten sie aufgegeben.
Jetzt, da sie endlich allein war, stellte sie fest, dass ihr auch das nicht gefiel. Sie fragte sich immer wieder, wo Akkarin sein mochte und ob ihr Schweigen seinen Wünschen entsprach. Es war unmöglich, die genaue Tagesstunde festzustellen, aber sie vermutete, dass die Dämmerung inzwischen dem hellen Tageslicht gewichen war. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, bezweifelte jedoch, dass es ihr gelungen wäre, selbst wenn sie statt des sandigen Fußbodens ein weiches Bett gehabt hätte.
Eine Bewegung jenseits der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. Als sie aufblickte, zog ihr Herz sich schmerzhaft zusammen.
Rothen.
Mit vor Sorge gefurchtem Gesicht betrat er den Dom. Als sie ihn ansah, versuchte er zu lächeln, und ihr wurde beinahe übel, so schuldig fühlte sie sich.
»Sonea«, sagte er, »wie geht es dir?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine törichte Frage, Rothen.«
Er schaute sich in der Kuppel um und nickte. »Ja. Damit hast du wahrscheinlich Recht.« Seufzend wandte er sich wieder Sonea zu. »Sie haben noch nicht entschieden, was sie mit dir machen wollen. Von Lorlen weiß ich, dass sie Bücher über schwarze Magie in deinem Zimmer gefunden haben. Hat Akkarin oder sein Diener diese Bücher dort hineingeschmuggelt?«
Sie seufzte. »Nein. Ich habe darin gelesen.«
»Warum?«
»Um meinen Feind besser zu verstehen.«
Er runzelte die Stirn. »Du weißt, dass es schon ein Verbrechen ist, wenn man nur über schwarze Magie liest.«
»Ja, ich weiß.«
»Trotzdem hast du diese Bücher gelesen?«
Sie sah ihm fest in die Augen. »Es gibt Risiken, die es lohnt einzugehen.«
»In der Hoffnung, dass wir diese Informationen benutzen könnten, um Akkarin zu besiegen?«
Sie senkte den Blick. »Nicht direkt.«
Er hielt inne. »Warum hast du es dann getan, Sonea?«
»Das kann ich Euch nicht sagen. Noch nicht.«
Rothen kam einen Schritt näher. »Warum nicht? Was hat er dir erzählt, um dich zu seiner Komplizin zu machen? Wir haben deine Tante und deinen Onkel gefunden. Sie und ihre Kinder sind in Sicherheit. Dorrien ist gesund und munter. Gibt es noch jemanden, den du beschützt?«
Sie seufzte. Ganz Kyralia.
»Ich kann nicht darüber sprechen, Rothen. Noch nicht. Ich weiß nicht, was Akkarin erzählt hat, aber er will nicht, dass ich irgendetwas offenbare, bevor er so weit ist. Es wird bis nach der Anhörung warten müssen.«
Zorn blitzte in Rothens Augen auf. »Seit wann interessiert es dich, was er will?«
Sie hielt seinem Blick stand. »Seit ich seine Beweggründe kenne. Aber das ist seine Geschichte, nicht meine. Wenn er sie erzählt, werdet Ihr mich verstehen.«
Er musterte sie zweifelnd. »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Aber ich werde es versuchen. Gibt es irgendetwas, das ich für dich tun kann?«
Sie schüttelte den Kopf, dann zögerte sie. Rothen wusste, dass Lorlen sich seit über zwei Jahren über Akkarins Verbrechen im Klaren war. Was würde geschehen, wenn er der Gilde das offenbarte? Sie blickte zu ihm auf.
»Ja«, sagte sie leise. »Beschützt Lorlen.«
Savara strich mit der Hand über die Laken und lächelte.
»Schön.«
Cery kicherte. »Ein Dieb muss seinen Gästen das Gefühl geben, willkommen zu sein.«
»Du bist nicht wie die anderen Diebe«, bemerkte sie. »Er steckt hinter alldem, nicht wahr?«
»Wer?«
»Der Hohe Lord.«
Cery stieß einen Laut der Entrüstung aus. »Nicht hinter allem.«
»Nein?«
»Zum Teil ging es auch um Sonea. Faren hat sich damals bereit erklärt, sie vor der Gilde zu verstecken, aber die anderen
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