Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
Stadt zu verlassen.«
»Ja.« Dannyl nickte. »Er hat auch gesagt, dass die Ichani im Palast seien. Ich muss Tayend treffen, solange es noch möglich ist. Er kann uns außerdem gewöhnliche Kleider geben.«
»Tayend? Er ist in Imardin?«
»Ja.« Dannyl unterzog die nächste Straße einer schnellen Musterung, um sich davon zu überzeugen, dass niemand dort war. Farand folgte ihm um die Ecke. Die Villa, in der Tayend wohnte, war nur etwa ein Dutzend Häuser entfernt. Dannyls Puls beschleunigte sich.
»Aber er ist nicht zu der Anhörung erschienen«, bemerkte Farand.
»Nein, er ist erst vor wenigen Tagen angekommen.«
»Er hätte sich kaum einen schlechteren Zeitpunkt dafür aussuchen können.«
Dannyl lachte leise. »Das ist allerdings wahr.«
»Warum ist er nicht wieder abgereist?«
Dannyl suchte nach einer Antwort auf Farands Frage. Weil Tayend die verrückte Idee hat, er könne mir helfen, den Kampf zu überleben. Weil er nicht will, dass ich allein die Zerstörung der Gilde mit ansehen muss. Weil ich ihm wichtiger bin als seine eigene Sicherheit.
Er seufzte. »Weil er nicht begriffen hat, wie gefährlich diese Ichani sind«, erklärte er Farand. »Und ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass Nichtmagiern ebenso große Gefahr drohen würde wie Magiern. Sind alle Elyner so halsstarrig?«
Farand lachte leise auf. »Soweit ich höre, ist das eine nationale Eigenheit.«
Sie hatten die Tür der Villa erreicht. Dannyl zog einen Schlüssel aus der Tasche, streckte die Hand nach dem Schloss aus... und erstarrte.
Die Tür stand offen.
Während er noch mit hämmerndem Herzen auf die Lücke zwischen der Tür und dem Rahmen starrte, legte Farand ihm die Hand auf die Schulter.
»Botschafter?«
»Die Tür ist nicht verschlossen. Tayend hätte sie niemals offen stehen lassen. Jemand muss hier gewesen sein.«
»Dann sollten wir wieder gehen.«
»Nein!« Dannyl holte einige Male tief Luft und drehte sich zu Farand um. »Ich muss mich davon überzeugen, dass es ihm gut geht. Ihr könnt mich begleiten oder irgendwo in der Nähe warten, bis ich wieder herauskomme. Oder Ihr könnt mich hier zurücklassen und versuchen, aus der Stadt wegzukommen.«
Farand blickte zu der Villa empor. Er atmete tief durch und straffte sich. »Ich werde Euch begleiten.«
Dannyl drückte die Tür auf. In dem Empfangsraum dahinter war niemand zu sehen. Langsam und vorsichtig schlich er durch das Haus und blickte in einen Raum nach dem anderen, konnte aber keine anderen Spuren von dem Gelehrten entdecken als eine Reisetruhe in einem der Schlafzimmer und mehrere benutzte Weingläser.
»Vielleicht ist er weggegangen, um etwas zu essen zu besorgen«, sagte Farand. »Wenn wir warten, kommt er vielleicht zurück.«
Dannyl schüttelte den Kopf. »Er hätte das Haus nicht verlassen, wenn er nicht dazu gezwungen worden wäre. Nicht heute.« Er trat in die Küche, wo auf einem großen Tisch ein halbleeres Weinglas und eine Flasche standen. »Könnte ich irgendeinen Raum übersehen haben?«
Farand zeigte auf eine Tür. »Was ist mit dem Keller?«
Die Tür führte zu einer Treppe, über die man in einen großen Lagerraum voller Flaschen und Nahrungsmittel gelangte. Der Raum war verlassen. Dannyl kehrte in die Küche zurück. Farand deutete auf das halbleere Weinglas.
»Er ist in aller Eile fortgegangen«, murmelte er. »Von diesem Raum aus. Also, wenn ich hier gestanden und etwas mich veranlasst hätte, aus dem Haus zu fliehen, wohin wäre ich dann gegangen?« Er sah Dannyl an. »Der Dienstboteneingang liegt am nächsten.«
Dannyl nickte. »Dann werden wir ebenfalls in diese Richtung gehen.«
Das Grundstück der Gilde lag so still und verlassen da, wie es sonst nur in der Sommerpause der Fall war. Die Stille war jedoch zu vollkommen. Selbst während der wenigen Wochen des Jahres, in denen kein Unterricht stattfand und die meisten Magier die Gelegenheit nutzten, ihre Familien zu besuchen, war es auf dem Grundstück niemals so ruhig.
Als Rothen die Universität betrat, fragte er sich langsam, ob die Gilde tatsächlich der beste Aufenthaltsort für ihn war. Während der ganzen Reise nach Imardin hatte er keinen anderen Gedanken gehabt, als in seine vertraute Umgebung zurückzukehren. Aber jetzt stellte er fest, dass er die Sicherheit, die ihn in die Gilde gezogen hatte, hier nicht finden würde.
Aus den Gedanken von Karikos Opfern wusste er, dass die Gilde sich vor dem Palast ein letztes Mal den Ichani gestellt hatte. Sie hatten einen
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