Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
»Aber ich muss noch darüber nachdenken. Ich kenne Euch nicht. Bevor ich zu irgendetwas mein Einverständnis gebe, möchte ich überprüfen, was Ihr mir über Mentoren erzählt habt.«
Er nickte. »Das verstehe ich. Denk darüber nach, aber lass dir nicht zu lange Zeit. Es ist Rothen inzwischen gelungen, Administrator Lorlen davon zu überzeugen, dass er Recht daran tut, wenn er alle anderen Magier von dir fern hält, bis du Kontrolle gelernt hast. Zweifellos geht es ihm darum, die Wahrheit vor dir zu verbergen. Ich gehe ein hohes Risiko ein, indem ich mich über die Entscheidung des Administrators hinwegsetze. Ich werde versuchen, schon bald noch einmal herzukommen, aber bis dahin musst du eine Antwort für mich haben. Eine dritte Gelegenheit wird sich mir vielleicht nicht bieten.«
»Wenn Ihr wiederkommt, werde ich mich entschieden haben.«
Fergun blickte zur Tür hinüber und seufzte. »Ich sollte besser gehen. Es wäre nicht gut, wenn er mich hier bei dir vorfände.«
Er trat zur Tür, öffnete sie einen Spaltbreit und spähte hinaus. Er bedachte sie mit einem letzten, grimmigen Lächeln, dann war er verschwunden. Die Tür fiel mit einem Klicken hinter ihm zu.
Wieder allein, starrte Sonea geistesabwesend auf den Tisch, während die Worte des Magiers in ihren Gedanken herumwirbelten. Sie konnte keinen Grund dafür entdecken, warum Fergun sie hätte belügen sollen, aber sie würde jede seiner Behauptungen überprüfen: Hatten die Magier wirklich die Möglichkeit, ihre Kräfte zu blockieren? Gab es in der Gilde Mentoren? Und traf es zu, was er ihr über zerstörte Träume erzählt hatte? Wenn sie Rothen vorsichtig ausfragte, konnte sie ihn vielleicht dazu bringen, ihr einen großen Teil dessen, was Fergun gesagt hatte, zu bestätigen.
Aber nicht mehr heute Abend. Der Besuch des Magiers hatte sie zu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht, um Rothen mit der Gelassenheit gegenüberzutreten, mit der sie dieses Gespräch führen musste. Also stand sie auf, ging in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
23. Rothens Freund
H eute hat kein Unterricht stattgefunden.«
Rothen blickte von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte. Sonea lehnte am Fenstersims, und ihr Atem hatte einen kleinen Kreis aus Dunst auf der Glasscheibe hinterlassen.
»Nein«, erwiderte er. »Es ist Freitag. Am letzten Tag der Woche findet kein Unterricht statt.«
»Was tut Ihr dann an diesem Tag?«
Er zuckte die Achseln. »Das hängt ganz von dem einzelnen Magier ab. Einige von uns besuchen die Rennen, treiben Sport oder gehen anderen Interessen nach. Andere nutzen die Gelegenheit zu einem Besuch bei ihren Familien.«
»Und was ist mit den Novizen?«
»Sie tun das Gleiche, obwohl die älteren Novizen den Tag im Allgemeinen zum Lernen nutzen.«
»Und sie müssen natürlich die Fußwege begehbar halten.«
Sie beobachtete etwas, das draußen vor dem Fenster geschah. Rothen erriet, was es war, und kicherte. »Die Aufsicht über die Fußwege gehört zu den vielen Pflichten, die Novizen im ersten Jahr ihrer Ausbildung zu erfüllen haben. Danach verrichten sie solche Arbeiten nur noch zur Strafe.«
Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Zur Strafe?«
»Für kindische Streiche oder Respektlosigkeit den Magiern gegenüber«, erklärte er. »Sie sind ein wenig zu alt, um sie übers Knie zu legen.«
Ihre Mundwinkel zuckten, und sie wandte sich wieder zum Fenster um. »Deshalb macht er also ein so mürrisches Gesicht.«
Rothen bemerkte, dass sie mit den Fingern leise gegen den Fensterrahmen trommelte, und seufzte. Zwei Tage lang hatte sie große Fortschritte gemacht, hatte die Kontrollübungen schneller begriffen als jeder andere Novize, den er in der Vergangenheit unterrichtet hatte. Heute jedoch hatte ihre Konzentrationsfähigkeit sie mehrmals verlassen. Obwohl sie diesen Umstand gut zu verbergen wusste und damit bewies, dass ihre geistige Disziplin sich verbessert hatte, war doch offenkundig, dass ihr irgendetwas im Kopf herumging.
Zuerst hatte er die Schuld bei sich selbst gesucht. Er hatte ihr nicht erzählt, dass Dannyl später vorbeikommen würde, weil er befürchtet hatte, die Aussicht auf den Besuch eines fremden Magiers könnte sie vom Unterricht ablenken. Sie hatte jedoch gespürt, dass er etwas vor ihr verborgen hielt.
Als ihm sein Fehler zu Bewusstsein kam, hatte er ihr von dem Besuch erzählt.
»Ich habe mich schon gefragt, wann ich weitere Magier kennen lernen würde«, hatte sie erwidert.
»Wenn du heute
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