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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Opfer bildete. Wenn sie nicht auf die andere Seite der Großen Halle gelangte, bevor die menschlichen Mauern ihr den Weg versperrten, dann hatte sie keine Möglichkeit zu verhindern, was auch immer Lord Kempten vorhatte. Sie wand und fädelte sich durch die Menge und entschuldigte sich praktisch mit jedem Atemzug, ohne innezuhalten. Einen Augenblick lang schien es, als würden ihr die Soldaten tatsächlich den Weg abschneiden, doch mit einem letzten Ausweichmanöver hinter einer Gruppe von Damen, die von der Präzision des Militärs und seiner Waffen wie gefesselt zu sein schienen, schaffte Femke es, vor der Reihe hindurchzuschlüpfen und auf die andere Seite der Halle zu gelangen.
    »Verdammt! Wo ist er hin?«, stieß sie leise hervor. Während sie wie ein Aal durch die Menge geglitten war, hatte sie sich mehr darauf konzentrieren müssen, durch die Halle zu gelangen, als Lord Kempten im Auge zu behalten. »Er kann doch nicht weit sein.«
    Auf Zehenspitzen stehend, versuchte Femke, ihn zu finden – ohne Erfolg. Sie sah nur General Surabar, der gerade die Halle betrat und sich angemessen hoheitsvollen Schrittes durch den sich immer noch weiter aufbauenden menschlichen Gang bewegte.
    Femke spielte im Kopf alle Möglichkeiten durch. Was würde ich an Lord Kemptens Stelle tun?, dachte sie und versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Es klopfte so laut, dass es sie nicht überrascht hätte, wenn die Umstehenden sich über den Lärm beschwert hätten. Er hatte keine Zeit gehabt, einen ausgeklügelten Plan zu fassen, und seinem Gesichtsausdruck von vorhin nach ist er sowohl nervös als auch entschlossen. Komm schon, Femke, denk nach! Er ist ein Traditionalist mit dem Ruf, stets ehrlich im Umgang mit anderen zu sein. Egal was er tut, er wird es auf jeden Fall allein tun – er ist nicht der Typ für eine Verschwörung. Vielleicht sind auch andere eingeweiht, aber darauf würde ich nicht wetten. Wenn ich Surabar töten wollte und wenn ich ein Mann wie Kempten wäre, wie würde ich vorgehen?
    Es waren viel zu viele Soldaten anwesend. Lord Kempten hatte kaum Möglichkeiten, wenn er nicht vorhatte, zum Märtyrer zu werden. Plötzlich schrillte eine Glocke in ihrem Kopf.
    »Oh dieser Narr!«, rief sie unterdrückt aus und wand sich wieder durch die Menge, bis sie so dicht wie möglich an der Stelle war, an der Surabar vorbeikommen musste. Das ist es, dachte sie panisch. Er wird sich opfern. Wahrscheinlich ein Angriff mit einem Dolch, den er vorsichtshalber wohl vergiftet haben wird. Kein Wunder, dass er nervös war.
    Was sollte sie tun? Die Frage zermarterte ihr das Gehirn. Wenn Lord Kempten einen Selbstmordanschlag auf General Surabar verüben wollte, wie konnte sie es verhindern? Bloße Intuition gab Femke nicht das Recht, ihn zu töten. Sie wollte ihn überhaupt nicht töten. Doch wenn sie versagte und Lord Kempten einen erfolgreichen Anschlag auf Surabar verübte, dann war sie dafür verantwortlich. Das Dilemma wurde noch dadurch verschlimmert, dass sie ihn immer noch nicht ausfindig gemacht hatte.
    Doch dieser Teil des Problems löste sich plötzlich, denn sie entdeckte Lord Kempten, nicht weit von ihr entfernt, ganz vorne in der Menge. Sein Gesicht war bleich, grau und wächsern und an seinen Schläfen standen kleine Schweißperlen. Sobald sie ihn erblickte, wusste Femke, dass ihre Instinkte sie nicht betrogen hatten.
    Surabar war nicht mehr weit weg. Es blieb keine Zeit zum Überlegen. Femke musste etwas tun – und zwar sofort. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Lord Kempten nicht töten konnte. Selbst wenn es ihr unbemerkt von den Menschen um sie herum gelingen sollte, sie hatte Lord Danar dummerweise erzählt, dass sie mit ihm reden wollte, und wahrscheinlich beobachtete er sie immer noch. Und Danar war vielleicht ein lästiger Frauenheld, aber dumm war er nicht. Er würde sich zwei und zwei zusammenrechnen können, wenn Kempten plötzlich tot in der Menge umfiel.
    Ohne weiter über ihren nächsten Schritt nachzudenken, zog Femke einen Kamm aus ihrem Haar und wand sich schnell durch die Menge, bis sie direkt hinter Lord Kempten stand. Das eine Ende des Kammes drückte sie ihm leicht in die Nierengegend und flüsterte ihm leise ins Ohr: »Keine Bewegung, Mylord, sonst töte ich Euch auf der Stelle. In dem Kamm an Ihrem Rücken sitzt eine giftgefüllte Spitze. Ich möchte sie nicht benutzen müssen. Denn Euer Tod wäre völlig sinnlos.«
    »Was …? Wie …? Lady Alyssa?«, stieß er hervor.
    »Psst!«, warnte ihn Femke

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